Ostschweiz

Schlechte Auftragslage lähmt die Industrie

Schlechte Auftragslage lähmt die Industrie
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Die Geschäftslage in der Industrie hat sich im Juli weiter verschlechtert, insbesondere die Auftragslage hat sich deutlich eingetrübt. Die Produktionstätigkeit bleibt damit schwach, was sich negativ auf die Beschäftigungspläne der KMU auswirkt, zeigt die monatliche Umfrage «Raiffeisen KMU PMI»  für den Juli.

Text: PD

Der Raiffeisen KMU PMI für den Monat Juli verdeutlicht die anhaltend schwierige Lage in der Schweizer Industrie. Der Gesamtindex fiel von 48,8 auf 46,8 und liegt damit weiterhin unter der Expansionsschwelle von 50, was auf eine Kontraktion der Geschäftstätigkeit hinweist.

Besonders die Auftragslage verschlechterte sich zuletzt deutlich. Die Komponente zum Auftragsbestand, die zuvor zwei Monate in Folge über 50 notierte, sank von 52,7 auf 46,9 Punkte. Das Neugeschäft lahmt, weshalb die befragten KMU auch einen weiteren Rückgang der Produktionsaktivität melden. Die entsprechende Komponente verringerte sich im Juli von 47,8 auf 43,9 und blieb damit den siebten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

In diesem schwierigen Umfeld zeigen sich die meisten der befragten Unternehmen zurückhaltend bei Neueinstellungen. So sank die Beschäftigungskomponente leicht von 46,7 auf 45,9 Punkte. Nur die Komponente zum Einkaufslagerbestand nahm im Juli zu, was grundsätzlich darauf hindeuten könnte, dass die KMU ihre Lager in Erwartung einer zukünftigen Nachfrageerholung aufstocken.

In der aktuellen Lage ist es jedoch wahrscheinlicher, dass die Lagerbestände zugenommen haben, weil die jüngsten Verkaufszahlen die Erwartungen nicht erfüllt haben.

Durchzogene Entwicklung der Schweizer Exporte

Der Grund für die schlechte Auftragslage ist das anhaltend schwierige Exportumfeld. Die Ausfuhren erreichten im zweiten Quartal zwar ein neues Rekordhoch. Der Anstieg von 8% gegenüber dem zweiten Quartal des letzten Jahres ist jedoch vor allem auf die boomenden Exporte der Chemie- und Pharmabranche (+18%) zurückzuführen. Ohne diese wären die Exporte im zweiten Quartal um 1,7% gesunken.

Bei Fahrzeugen, Präzisionsinstrumenten und Nahrungsmitteln resultierte zwar ein leichtes Plus, während die Maschinenexporte stagnierten. Ansonsten waren die Ausfuhren aber rückläufig, besonders bei Textilien (-4,6%), Kunststoffen (-3,4%) und Uhren (-1,9%). 

Alle grossen Exportmärkte wiesen im Vergleich zum letzten Jahr einen Anstieg auf. Aber auch hier wird die tatsächliche Nachfrageentwicklung durch die Exporte der Chemie- und Pharmaindustrie überzeichnet. Ohne den Auslandsumsatz der mit Abstand grössten Schweizer Exportbranche wären z.B. die Ausfuhren in die Eurozone im zweiten Quartal um 2,5% gesunken.

Die Exporte nach China wären noch deutlicher im Minus, was aber vor allem auf den Einbruch im Uhrengeschäft zurückzuführen ist. In den meisten anderen Branchen hält das Umsatzwachstum im Reich der Mitte weiter an. 

Die schwache Nachfrage aus der Eurozone bleibt der grösste Bremsfaktor für die Schweizer Industrie. Zwar hat die Europäische Zentralbank im Juni damit begonnen, die Zinsen zu senken. Bei der anschliessenden Ratssitzung im Juli hat sie aufgrund des unsicheren Inflationsausblicks aber eine Pause eingelegt. Es ist zu erwarten, dass die Geldpolitik auch weiterhin nur allmählich gelockert wird. Infolgedessen ist kurzfristig keine wesentliche Entlastung für die Unternehmen zu erwarten.

Grundsätzlich scheint die Eurozone die Stagnationsphase des letzten Jahres dennoch langsam zu überwinden. Der Privatkonsum ist dank des dynamischen Lohnwachstums und einer im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Inflationsrate auf Erholungskurs. Die europäische Industrie zeigt hingegen immer noch keine Anzeichen für eine Trendwende, wie die aktuellen Einkaufsmanagerindizes verdeutlichen. Damit bleibt das Umfeld auch für die exportorientierte Schweizer Industrie weiterhin schwierig.

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