Rüegg-Stürm segnete Vincenz’ Nachtclub-Spesen ab
Seit 2019 unterrichtet Johannes Rüegg-Stürm (Bild) wieder an der Universität St.Gallen, obwohl er als damaliger Verwaltungsratspräsident der Raiffeisen Schweiz wegen der Affäre um seinen obersten Angestellten, CEO Pierin Vincenz, unter Druck geraten war. Die Raiffeisen-Affäre schien für Rüegg-Stürm also beruflich ausgestanden – allerdings eben nur «schien», berichtet die «Luzerner Zeitung».
Doch neue Details der «SonntagsZeitung» über seine Rolle im Fall Vincenz rücken ihn in ein schlechtes Licht. Sie schreibt, Rüegg-Stürm habe die Belege für Pierin Vincenz’ Rotlichtbesuche und private Reisen eigenhändig unterschrieben – was den langjährigen Konzernchef Vincenz im Prozess entlasten soll: Man könne ihm nichts zur Last legen, sein Vorgesetzter habe ja alles abgesegnet. Die Staatsanwaltschaft wirft Vincenz Betrug, Veruntreuung, Urkundenfälschung und passive Bestechung vor. Sie beantragt sechs Jahre Gefängnis, so die LZ.
Staatsanwalt Thomas Candrian fragte Johannes Rüegg-Stürm bei seiner Einvernahme am 24. Mai 2019 gemäss «SonntagsZeitung» etwa, wie er die Spesenabrechnungen von Vincenz prüfte. Rüegg-Stürm sagte, er habe sie jeweils in sein Büro genommen: «Ich ging Position für Position durch.» Es handelte sich unter anderem um Belastungen durch Etablissements wie «Nightway» in Genf, «Golden Bar» in St.Gallen, «Cecil Dance» in Lugano, teils für Tausende von Franken. Diese Bezeichnungen und die zum Teil exorbitanten Beträge machten Rüegg-Stürm offenbar nicht hellhörig. Staatsanwalt Candrian fragte ihn, was für Auslagen wohl bei einem Leistungserbringer wie «Cecil Dance» anfallen würden. Antwort: «Also ich habe bei diesem Namen keinen Verdacht gehegt.»
Der HSG-Professor visierte nicht nur Ausgaben im Rotlicht-Milieu, sondern er schöpfte auch bei Auslandsreisen keinen Verdacht. Vincenz flog, oft mit Freunden, mal nach London, nach New York, nach Dubai oder nach Bangkok. Laut Zeitungsbericht fragte Staatsanwalt Candrian denn auch, was Raiffeisen mit Dubai zu tun habe. Rüegg-Stürms Antwort: «Nichts.» Im Fall von Dubai tauchten auf der Kreditkartenabrechnung sieben Positionen auf, Gesamtsumme: 31’536 Franken. Auch diese Spesen unterschrieb Rüegg-Stürm. So geht es weiter und weiter und weiter – Ischgl, Brasilien, Singapur, Marrakesch, Brisbane, Teneriffa, Mallorca …
Süffisant schreibt die SonntagsZeitung: «Rüegg-Stürm ist an der Universität St.Gallen Direktor des Instituts für Systemisches Management und Public Governance. Das heisst, er lehrt über die gute Führung öffentlicher Unternehmen.»