Neuer Luxus ist gefragt
Alle Bilder des Events finden Sie hier.
Was zählt im Leben? Muss man sich Verzicht leisten können? Am diesjährigen Networking-Tag der Ehemaligen-Organisation alumniOST wurden diese Fragen kontrovers diskutiert. «Luxus hat kein Preisschild», sagte die Zukunftsforscherin Martina Kühne in ihrem Inputreferat.
In jeder Lebensphase habe Luxus eine andere Bedeutung. Die «kindliche Phase» sei vom «Bling-Bling-Luxus» geprägt: «Alles was glänzt, glitzert und laut ist, wird zum Luxusgut». Dazu gehörten beispielsweise Schmuck und Autos. In der «Adoleszenzphase» steige dann das Statusbedürfnis; ein finanzielles Polster sei bereits da, alles drehe sich jetzt um den sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg. «Und damit steigt der Statusstress», so die studierte Ökonomin.
Die darauffolgende «Erwachsenenphase» sei geprägt von der Erkenntnis, dass Konsum nicht nachhaltig glücklich mache. «Der Wunsch nach Erlebnissen nimmt zu, das Bedürfnis, eine Story zu erzählen – von der Einmaligkeit einer Reise beispielsweise.» Die höchste Luxusstufe erreiche man in der «Senioritätsphase», wo man sich bewusst werde, dass weniger mehr ist.
«Das bedeutet nicht, dass dieser Luxus nichts kostet. Im Gegenteil», so Martina Kühne. Die Wirtschaft habe dies erkannt und vermarkte inzwischen auch den Verzicht – beispielsweise als «Null-Sterne-Hotel», ein Projekt der St.Galler Konzeptkünstler Patrik und Frank Riklin.
Ausstieg aus dem Hamsterrad
Der Verzicht auf Luxus sei alles andere als einfach, betonte Marieke Born in ihrem Referat. «‹Dieses eine Projekt noch… Dann wird es weniger, dann komme ich zur Ruhe, dann gelange ich zurück zur Balance…› Das ewige Dilemma begleitet erfolgreiche Menschen seit Jahren».
Am Networking-Tag zeigte die Psychologin an einem Vier-Punkte-Modell auf, wie man den Ausstieg findet aus dem sich immer schneller drehenden Hamsterrad. «Der Grund, warum wir bisher selten eine Wahlmöglichkeit erleben, liegt darin, dass die Gegen-Option ein Preisschild hat: no money, no success, no reward.
Was wir vergessen: Der Preis so weiterzumachen, wie bisher, kann auch verdammt hoch sein: eingeschränkte Lebenslust, psychische Erschöpfung, ökologische Katastrophen und moralische Gewissensbisse.»
Weg mit dem digitalen Fett
An die beiden Inputreferate knüpften zwei weitere Referenten an: Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz, erläuterte, wie man Geld investiert und wie man erfolgreich auf den weltweiten Aktienkursen surft, während Selim Tolga, der bekannteste Schweizer Aufräum- und Minimalismus-Experte, für «Minimalismus als Werkzeug für mehr Zeit, Ordnung und Freiheit» warb: «Nicht Verzicht, sondern bewusste Wahl», sei die Devise, so der Aufräumcoach.
Für den bewussten Verzicht plädierte auch Anitra Eggler, Web-Veteranin, Digital-Detox-Pionierin und Bestsellerautorin: «Smartphones sind wie Fett, E-Mails sind wie Zucker, Social Media wirkt wie Schokolade! Berufstätige Menschen verbringen täglich mindestens zehnStunden vor Bildschirmen.
Wer 62 Prozent seiner Wachzeit Bildschirme konsumiert, muss sich fragen: Wie gesund ist die digitale Ernährung? Macht sie fit oder fett?», sagte Eggler in ihrem Referat. Der Verzicht auf den «digitalen Junkfood» führe zu einem Supergefühl. Und dies bedeute: «Mehr Produktivität, mehr Erfolg und mehr Geld.»
Auf den Strich gebracht
Den Schluss des Networking-Tages bestritten Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler, die mit ihrem Buch «50 Erfolgsmodelle – kleines Handbuch für strategische Entscheidungen» vor fünf Jahren einen internationalen Bestseller landeten.
Mit wenigen Strichen auf einer Kreidetafel erklärten Krogerus und Tschäppeler neue Erkenntnisse aus der Entscheidungsforschung am Beispiel der simplen Frage «Warum ist es so schwierig, gute Entscheidungen zu treffen».
Der kommende Networking-Tag der Ehemaligen-Organisation alumniOST findet am 8. September 2023 unter dem Titel «Heroes – Das Leben schreibt faszinierende Geschichten» wiederum in den Hallen der Olma-Messen statt.