KMU und Macht(losigkeit) – ein vielschichtiges Thema
Text: pd/fam
Die Galerie zum Artikel finden Sie hier.
Am Freitag nach der OLMA trafen sich zum 21. Mal Führungskräfte aus Klein- und Mittelunternehmen (KMU) zu «ihrem» Tag, dem Schweizer KMU-Tag. In der erneut gut gefüllten Halle 9 eröffnete Tobi Wolf mit seinen Gedanken und humorvollen Assoziationen zum Tagungsthema, die er multimedial aufnahm. Gleichzeitig präsentierte er mehrere Erkenntnisse der KMU-Tag-Studie: Demnach fühlen sich 6 Prozent der Unternehmer im beruflichen Kontext sehr oft und 40 Prozent zumindest manchmal machtlos.
Die wichtigsten drei Themen, Situationen und Faktoren, die zur Machtlosigkeit führen, sind Fachkräftemangel, technologische Veränderungen und die Veränderung bei den Bedürfnissen der Mitarbeiter.
Von natürlicher (Fussball-)Macht bis zu Künstlicher Intelligenz
Josef «Sepp» Blatter, ehemaliger Fifa-Präsident und Autor, betonte, dass am Anfang des Erfolgs der Glaube an sich selbst und die eigenen Fähigkeiten stehe. Wie er mit dem Verlust des Amtes 2015 umgegangen sei, umschreibt er mit den Worten: «Ich habe nie demissioniert, ich habe mein Mandat zur Verfügung gestellt.» Und er lehnt sich an ein Zitat von Nelson Mandela an, der gesagt habe: «Vergeben, aber nicht vergessen.»
Miriam Meckel und Léa Steinacker, Forscherinnen und Erfolgsautorinnen, widmeten sich der Frage, «wie Künstliche Intelligenz die Welt verändert und was wir dabei gewinnen können». Sie plädierten dafür, künstliche Intelligenz als Grundlagentechnologie wie etwa Elektrizität zu sehen und weniger als Bedrohung für Menschen oder Arbeitsplätze. Man müsse lernen und üben, wann man auf Menschen vertraue und wann auf KI, und sie betonten: «Wir entscheiden darüber, wie wir die Technologie einsetzen, und wir haben sie erfunden.»
Auch von einem Profiler können KMU lernen
Thomas Müller gab als erfahrener Profiler und Kriminalpsychologe Hinweise, wie man andere Menschen bzw. deren Verhalten beurteilen kann und in welchen Situationen man andere Menschen am besten kennenlernt. Er zeigte die grössten Widersprüche der heutigen Zeit auf und widmete sich insbesondere dem Thema «Resilienz».
Diese beruhe seiner Erfahrung nach auf vier Säulen: der Bereitschaft, sich selbst weiterzuentwickeln, der Bereitschaft, einen Perspektivenwechsel zu wagen, die Kenntnis dafür, wie das eigene Selbstwertgefühl verteilt sei, und die offene, ehrliche und faire Art der Kommunikation. Der grösste Feind jedes Menschen, so Müller, sei sein eigenes Ego.
Auch interessant
Kitro gewinnt Startup-Pitch
Bereits zum fünften Mal stellten sich in der «Inspiration Session» nach der Mittagspause drei Startups in je zehnminütigen Pitches einem Publikumsvoting. Dieses Jahr waren das Nicholas Hänny und Robin Gnehm von Nikin, die seit acht Jahren für jedes verkaufte (Textil-)Produkt einen Baum pflanzen und jetzt 100 Prozent zirkuläre Produkte schaffen wollen, Christian Naef von RY3T ONE, der Abwärme aus Rechenleistung nutzt, um Häuser zu heizen, sowie Anastasia Hofmann von Kitro, das mit künstlicher Intelligenz und Daten das Problem der Lebensmittelverschwendung im Gastgewerbe zu lösen versucht. m meisten überzeugt hat die KMU-Tag-Gäste die Geschäftsidee von Kitro, wie das Live-Voting im Saal ergab.
Zwischentöne und spannender «KMU-Talk»
Eine Mischung aus Keynote und Kabarett bot Timo Wopp aus Berlin, der Jonglage mit einem Feuerwerk an humorvollen Inhalten verband und dafür viel Applaus bekam. Zum zweiten Mal gab es auch den «KMU-Talk»: Moderator Fabian Unteregger, der durch den ganzen Tag führte, befragte Martin Kelterborn und Lea von Bidder (ehemalige CEO von Ava) zu ihren ganz konkreten Erfahrungen mit Macht, Ohnmacht und Unternehmertum: Beide erzählten authentisch davon, wie sie Macht in ihren (früheren) Unternehmen abgegeben haben und in welchen Situationen sie sich hilflos fühlten (z.B. bei einem Cybercrime-Vorfall).