Ostschweiz

Inflation halbiert das Vermögen in nur 35 Jahren

Inflation halbiert das Vermögen in nur 35 Jahren
Der Unternehmensspiegel St.Gallen 2024 fand am 28. Februar im Auditorium der OST statt
Lesezeit: 3 Minuten

Während den vergangenen zwanzig Jahren war die Inflation in der Schweiz kein Thema. Nun nimmt der Preisdruck auch hier zu. Höchste Zeit, dem Thema Inflation in der privaten Finanzplanung (wieder) mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der 15. Unternehmensspiegel der OST – Ostschweizer Fachhochschule zeigte am Mittwochabend auf, was bei der Altersvorsorge alles zu beachten ist.

Text: Michael Breu

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«Das Bundesamt für Statistik definiert Inflation als ‹allgemeiner und kontinuierlicher Preisanstieg oder anhaltender Geldwertverlust›», erklärte Pascal Bechtiger, Professor am IFL Institut für Finance und Law der OST – Ostschweizer Fachhochschule, am 15. Unternehmensspiegel im Auditorium der OST – Ostschweizer Fachhochschule in St.Gallen. Das bedeute, dass Inflation sich auf zweierlei Arten bemerkbar mache – als (nominale) Preissteigerung beziehungsweise als (realer) Kaufkraftverlust. «Ein Gipfeli kostet entweder das Doppelte oder man bekommt nur ein halbes», so der Experte für private Finanzplanung.

Die Inflation sei in der Schweiz beinahe in Vergessenheit geraten. «Während der letzten Dekaden war die Inflation in der Schweiz kaum Thema. Seit 2021 ist sie wieder da – 2,1 Prozent im Jahr 2023 und voraussichtlich 1,9 Prozent im Jahr 2024.» Berücksichtige man die Zinseszinsentwicklung, so bedeute eine Inflation von 2 Prozent p. a. eine Verdoppelung der Lebenshaltungskosten alle 35 Jahre. «Hat beispielsweise ein künftiges Rentnerehepaar im Alter von 65 Jahren Lebenshaltungskosten von 50'000 Franken, so werden diese bis zu ihrem 100. Geburtstag auf 100'000 Franken angewachsen sein», so Bechtiger.

Frühzeitige Finanzplanung

Während die AHV-Renten in der Regel alle zwei Jahre der Lohn- und Preisentwicklung angepasst würden, seien die berufliche und die private Vorsorge nicht automatisch vor der Inflation geschützt. «In der beruflichen Vorsorge erfolgt ein Teuerungsausgleich nur dann, wenn die Pensionskassen die finanziellen Möglichkeiten dazu haben». Und beim Sparen in Kontoform verlöre das Vermögen aufgrund der aktuell negativen Realrenditen stetig an Wert.

Der OST-Finanzexperte empfiehlt deshalb, den privaten Vermögensaufbau – als dritte Säule der Altersvorsorge – sorgfältig zu planen. «Mit einer persönlichen Finanzplanung wird der mittel- und langfristige Finanzbedarf frühzeitig eruiert, damit die drohende Einkommenslücke im Pensionsalter möglichst geschlossen werden kann», so Pascal Bechtiger.

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Mehr Aufmerksamkeit für die Inflation

Ein Tipp, der auch von der Expertenrunde am 15. Unternehmensspiegel geteilt wurde. «Viele Menschen unterliegen der Geldwertillusion, dem irrtümlichen Glauben, dass Bargeld nicht an Wert einbüssen kann, weil eine 100er-Note nominal immer eine 100er-Note bleibt», so Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenz-Center Vermögens- und Vorsorgeberatung der Raiffeisen Schweiz. Deshalb sei es wichtig, die Inflation in der Finanzplanung zu berücksichtigen.

Für Gianmarco Zanolari, Niederlassungsleiter des Treuhandunternehmens BDO am Sitz in St.Gallen, sei oft eine fehlende Sensibilisierung insbesondere bei der jungen Generation mitverantwortlich für Lücken in der privaten Vorsorge: «Für viele Menschen hat die private Vorsorge nicht erste Priorität». Er plädierte deshalb dafür, die Altersvorsorge frühzeitig zu thematisieren. Und Felix Brandenberger, Leiter Unternehmensgeschäfte bei der Asga-Pensionskasse, machte in seinem Input darauf aufmerksam, dass viele Unternehmen massgeschneiderte Angebote hätten und das nötige Fachwissen in den entsprechenden Personalabteilungen.

«Inflation, er ist der heimliche Feind der Vorsorge», sagte Moderator und OST-Professor Andreas Löhrer vom Kompetenzzentrum Accounting und Corporate Finance in seinem Schlusswort, und Martin Hersche, Leiter Firmenkundenberatung bei der Raiffeisenbank St.Gallen, ergänzte: «Es ist höchste Zeit, dem Thema Inflation in der privaten Finanzplanung (wieder) mehr Aufmerksamkeit zu schenken.»

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