Hypo Vorarlberg St.Gallen kratzt an der Milliardengrenze

Hypo Vorarlberg St.Gallen kratzt an der Milliardengrenze
Lesezeit: 4 Minuten

Die Hypo Vorarlberg St.Gallen konnte ihre Bilanzsumme 2020 um über zwölf Prozent auf nun 983,8 Millionen Franken erhöhen. Das operative Geschäftsergebnis lag bei 3,9 Millionen.

Trotz Corona verzeichnete auch der Hypo-Vorarlberg-Konzern mit Hauptsitz in Bregenz ein überdurchschnittliches Wachstum: Die Bilanzsumme 2020 beträgt aktuell 15,3 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern liegt bei 48,8 Millionen.

Etwas weniger Gewinn, mehr Nettozinsertrag

«Das starke Wachstum im Kreditbereich und bei den betreuten Kundengeldern zeigt, dass die Hypo Vorarlberg in St.Gallen auch in diesen herausfordernden Zeiten gut unterwegs ist», bilanziert der designierte Niederlassungsleiter Walter Ernst (links im Bild, zusammen mit Niederlassungsleiter Dieter Wildauer, dessen Nachfolge Ernst Anfang 2022 antreten wird). Tatsächlich haben sich die betreuten Kundengelder um zwölf Millionen Franken erhöht, die Kundenausleihungen um 55,9 Millionen bzw. acht Prozent.

Das operative Geschäftsergebnis sank gegenüber 2019 leicht um 0,6 Millionen auf 3,9 Millionen Franken. Grund dafür sind im Wesentlichen die personellen Investitionen für das weitere Wachstum der Bank. Das Nettozinsergebnis, der wichtigste Ertragsbaustein der Bank, legte dagegen erneut um 0,5 Millionen auf 8,9 Millionen Franken zu. Dies ist auf das überdurchschnittliche Wachstum der Kundenausleihungen zurückzuführen.

Die Niederlassung hat aufgrund der Corona-Pandemie ihre Risikovorsorge um 0,8 Millionen auf 2,3 Millionen Franken weiter verstärkt, um für mögliche zukünftige Ausfälle von Kreditnehmern gewappnet zu sein. Bei der Ausgabe von Corona-Krediten für Kreditnehmer ist die Bank dagegen nur in geringem Ausmass tangiert. So betragen die Corona-Kredite mit fünf Millionen Franken gerade einmal 0,7 Prozent des gesamten Ausleihungsvolumens. Walter Ernst dazu: «Auch wenn die aktuelle Pandemie unser Geschäftsmodell in der Schweiz nur indirekt betrifft, ist uns wichtig, den mittelfristigen potenziellen Folgen durch eine ausreichende Risikovorsorge Rechnung zu tragen.»

App Entwicklung  Unternehmertag Vaduz  

Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr

Die adaptierte Strategie als grenzüberschreitende Unternehmerbank zeigt im laufenden Geschäftsjahr bereits erfreuliche Auswirkungen. So stieg das Geschäftsvolumen in den ersten Monaten 2021 etwa doppelt so stark an wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Strategie als grenzüberschreitende Unternehmerbank hat gemäss Walter Ernst im wesentlichen drei Stossrichtungen: «Erstens begleiten wir Schweizer Unternehmer über die Landesgrenzen hinweg – in Zusammenarbeit mit unseren Konzerneinheiten für Deutschland, Österreich und Italien – im Finanzierungs-, Anlage- und Leasingbereich. Zweitens befassen wir uns ganzheitlich mit dem Unternehmen und der Unternehmerfamilie und beziehen auch Bedürfnisse wie Nachfolge- oder Nachlassplanung (grenzüberschreitend) mit ein. Und drittens bauen wir unsere Vermögensanlagedienstleistungen aus. Wir tun dies auf Basis der Kompetenz unseres Asset Managements in Bregenz und der Unterstützung des Miteigentümers der Hypo Vorarlberg, der Landesbank Baden-Württemberg, als Researchpartner.»

Hybridisierung als Königsweg

Angesprochen auf die omnipräsente Digitalisierung, sagt Walter Ernst zum LEADER, dass die Hypo Vorarlberg 2020 eigens einen Vorstand für IT und Digitalisierung in Bregenz eingestellt habe. «Für die Hypo Vorarlberg St.Gallen hat das Thema Digitalisierung einen anderen Fokus als in der österreichischen Mutter.» Denn im Gegensatz zum Stammhaus, das in Vorarlberg eine ähnliche Stellung wie im Kanton St.Gallen die Kantonalbank einnimmt, verzichtet die Hypo Vorarlberg St.Gallen auf das klassische Retailgeschäft und konzentriert sich auf Unternehmen und Unternehmer sowie auf das gehobene Privatkundengeschäft. «Und da sind sowohl Anforderungen wie auch Investitionsvolumen derart unterschiedlich, dass individuelle Beratung nach wie vor viel stärker gefragt ist als digitale Kanäle.»

«Es kristallisiert sich heraus, dass der hybride Weg gewinnen wird», ist Ernst überzeugt. «Beratungen und emotionale Sonderthemen finden beispielsweise analog statt, während Standardgeschäfte digital abgewickelt werden.» Grösster Stellhebel ist jedoch die Digitalisierung der Prozesse, sowohl in St. Gallen wie auch im Stammhaus und insbesondere in der Schnittstelle zwischen beiden.

Rhema 2025  

Grenzenlose Beratung und Begleitung

Walter Ernst streicht einen Vorteil der Hypo Vorarlberg St.Gallen gegenüber dem LEADER besonders heraus: Dank der Verzahnung mit dem EU-Raum – hier vor allem Österreich, Deutschland und Norditalien – kann die Bank als Konzern grenzüberschreitend agieren und beraten. «Wir sind damit ein One-Stop-Shop für Unternehmen, Unternehmer und Privatpersonen mit Auslandbezug. Hier sehen wir grosses Potenzial, haben doch mehr als die Hälfte aller Ostschweizer Unternehmen zumindest einen solchen Bezug.» Die Kunden haben dabei – für internationale Geschäfte, aber auch für die persönliche Vermögensverwaltung – immer nur einen (Kern-)Ansprechpartner. Ernst gibt ein Beispiel: «Dank unseres Mutterhauses sind wir mit allen EU-Richtlinien bereits vertraut, lange bevor sie für die Schweiz in nationales Recht adaptiert werden. Das ist nicht nur im B-to-B-Geschäft ein enormer Vorteil, sondern auch bei persönlichen Themen wie Nachfolgeregelung, Wohnsitzname oder beim Erbrecht.»

Aber nicht nur im grenzüberschreitenden Banking sei die Hypo Vorarlberg St.Gallen stark, sondern auch beim Thema Nachhaltigkeit: Während die Regulation im Bereich der nachhaltigen Vermögensanlage in der Schweiz noch in der Vernehmlassung ist, muss diese in Österreich bereits schrittweise umgesetzt werden. «Ich bin selbst ein grosser Anhänger von der nachhaltigen Vermögensanlage. Denn wenn alle nachhaltig anlegen, macht das unsere Welt besser», sagt Walter Ernst. Deshalb freue es ihn umso mehr, dass die Hypo Vorarlberg St.Gallen u.a. nachhaltige Anleihen (sogenannte Green Bonds) emittiert.

Positive Entwicklung des Hypo-Vorarlberg-Konzerns

Auch der gesamte Hypo-Vorarlberg-Konzern hat ein operativ erfolgreiches 2020 hinter sich. Erwartungsgemäss haben sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie stark ausgewirkt: Dennoch konnte im Konzern – vorbehältlich der Beschlussfassung im Aufsichtsrat – ein Ergebnis vor Steuern gemäss IFRS von 48,8 Millionen Euro erwirtschaftet werden (2019 waren es 91,7 Millionen Euro). Es wurden konservative Bewertungen und Risikovorsorgen vorgenommen, um einen Puffer für mögliche zukünftige Ausfälle von Kreditnehmern zu haben.

Die Eigenmittelquoten konnten auch 2020 weiter gestärkt werden, obwohl die Bilanzsumme auf 15,3 Milliarden Euro angestiegen ist. Der bisherige Fokus auf Digitalisierung hat sich gerade in Zeiten der Lockdowns bezahlt gemacht, weil die Bank in der Lage war, die wichtigsten Dienstleistungen auch digital anzubieten – kombiniert mit persönlicher Beratung in den Filialen.

Über die Hypo Vorarlberg

Die Hypo Vorarlberg Bank AG (kurz: Hypo Vorarlberg) hat ihren Hauptsitz in Bregenz. Sie wurde 1897 vom Vorarlberger Landtag gegründet und 1996 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Mehrheitseigentümer ist die Vorarlberger Landesbank-Holding (76,8732 %), ein Bankenkonsortium aus Baden-Württemberg (Landesbank Baden-Württemberg/Landeskreditbank Baden-Württemberg – Förderbank) hält die restlichen Anteile.

Mit einer Bilanzsumme von rund 15 Milliarden Euro und über 700 Mitarbeitern ist die Bank das grösste Einzelinstitut Vorarlbergs und nimmt ertragsmässig seit Jahren einen Spitzenplatz unter Österreichs Banken ein. Neben 15 Filialen im Kernmarkt Vorarlberg bestehen weitere Standorte in Wien, Graz, Wels und St.Gallen.