Ehemalige St.Galler Erdölfirma unter Covid-Kredit-Betrugsverdacht

Als sie sich mithilfe der Standortförderung 2011 in St.Gallen niederliess, hiess die Erdölfirma noch Transoilgroup AG. 2017 zog sie nach Zug und änderte ihren Namen in Terraoil Swiss AG. Nun hat die Firma gemäss dem «Kassensturz» von SRF unter falschen Angaben einen Covid-Notkredit erhalten.
Ehemaliger St.Galler Baudepartementssekretär als Verwaltungsratspräsident
Transoil habe in der St.Galler Politik von Anfang an kritische Fragen aufgeworfen, berichtet das «St.Galler Tagblatt»: So stolz die kantonale Standortförderung und der damalige Volkswirtschaftsdirektor Benedikt Würth (rechts im Bild) den Zuzug der «stillen Perle» begrüssten, so gross war das Stirnrunzeln über die angekündigten 30 Arbeitsplätze und die ökologische Ausrichtung samt Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und der HSG.
Am Ende sollte eine kritische Interpellation der SP-Kantonsratsfraktion recht behalten: Das angebliche Rohstoff-Unternehmen mit einer Handvoll Angestellter zog unter dem neuen Namen Terraoil Swiss nach Zug, ohne eines seiner Versprechen gehalten zu haben, so das «Tagblatt» weiter. Zumindest eine Ostschweizer Verbindung hat die Firma noch: Verwaltungsratspräsident ist der St.Galler Wirtschaftsberater Hans-Peter Vogt, ehemaliger Generalsekretär des St.Galler Baudepartements und späterer Leiter Private Banking der Thurgauer Kantonalbank.
Nun sieht es danach aus, dass der St.Galler Standortförderungs-Flop noch ganz andere Dimensionen annimmt: Bereits im vergangenen Juni vermeldete der «Kassensturz», dass ein ehemaliger Transoil- und Terraoil-Verwaltungsrat Anleger betrogen hatte und der Wert der mit albanischen Ölvorkommen spekulierenden Firma suspekt sei.
Es geht um möglichen Betrug und Urkundenfälschung
Am 26. März begeht Terraoil-CEO Peter Krempin (links) einen groben Fehler, so der «Kassensturz»: Er füllt das Covid-Notkredit-Formular falsch aus. In das Feld «Umsatzerlös» tippt er 21'103'997 Franken, bei «Nettolohnsumme»: 1'242'715 Franken. Aussergewöhnlich hohe Beträge für eine Firma mit sechs Angestellten … Krempin weigert sich, dem «Kassensturz», zu erläutern, wie dieser Umsatz zustande kommt. Laut Bericht der unabhängigen Revisionsstelle machte Terraoil 2019 nur einen Bruchteil des angegebenen Umsatzes (378’091 Franken).
Entweder zählte Krempin die für 20 Millionen Franken verkauften Aktien, die Anlegern aufgeschwatzt wurden, zum Umsatz (siehe «Kassensturz» vom 09.06.20). Das wäre nicht statthaft, so der «Kassensturz» weiter. Oder er rechnete den Umsatz der Terraoil-Tochterfirma in Albanien dazu. Dort will Terraoil nach eigenen Angaben mit Ölförderung das grosse Geld machen: «Die Strategie von Terraoil zielt darauf ab, ein führender Ölproduzent in Albanien zu werden und den Aktionären signifikante Renditen zu bieten.»
Dass auf dem Ölfeld überhaupt etwas läuft, ist umstritten. Der «Kassensturz» verlangt seit Monaten vergeblich Belege. Und Christian Dreyer, unabhängiger Analytiker und Investor CFA, sagt zum «Kassensturz»: «Aufgrund des Revisionsberichts sehe ich keine relevante wirtschaftliche Tätigkeit der Firma in Albanien.» Heisst: Das in Zug von Investoren bezahlte Geld fliesst seit Jahren zur albanischen Tochterfirma, zurück kommt nichts. Ein nicht abgesichertes Millionen-Darlehen. Das widerspricht den Bedingungen der Covid-Kredite, gemäss denen keine Darlehen an ausländische Tochterfirmen vergeben werden dürfen.
Ob die 21 Millionen im Kreditantrags-Formular durch einen vermeintlichen Umsatz der Tochterfirma oder durch einen buchhalterischen Trick zustande kamen, spiele keine Rolle, so der «Kassensturz»: Firmen, die die minimen Kontrollen des Notkredits ausnützen, handeln grundsätzlich illegal. Es geht um möglichen Betrug und Urkundenfälschung. Beides kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren und einer Busse bis 100‘000 Franken geahndet werden. So steht es fettgedruckt in der Covid-19-Kreditvereinbarung. Dieses Formular hat Terraoil-CEO Peter Krempin unterschrieben.