Die Lichtzähmer aus dem Appenzellerland

Die Lichtzähmer aus dem Appenzellerland
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Der Urgrossvater von CEO Albert Zeller startete 1934 mit radioaktiven pharmazeutischen Produkten. Heute beliefert die RC Tritec AG aus Teufen die ganze Welt mit Nachleuchtpigmenten, vor allem für die Uhrenindustrie. Radioaktiv sind diese schon lange nicht mehr.

Albert Zeller, was tragen Sie für eine Armbanduhr?

Im Moment trage ich eine Panerai Luminor 1950 10 Days GMT. Eine wunderbare Uhr mit vielen technischen Raffinessen und einer super Ablesbarkeit im Dunkeln.

Ich nehme an, auch die Zeiger Ihrer Uhr leuchten nachts dank den Leuchtpigmenten «Made in Teufen»?

Selbstverständlich!

Jetzt bedienen Sie aber nicht nur die Uhrenindustrie mit Leuchtpigmenten, sondern auch weitere Branchen?

Das ist so. Wir versuchen, möglichst jeden Kundenwunsch nach guter Sichtbarkeit im Dunkeln wahr werden zu lassen. Dies hat zu Produkten wie nachleuchtenden Fluchtwegmarkierungs-Schildern in Tunneln, im Dunkeln sichtbaren Garnen, leuchtenden Kunststoffen für den Spritzguss von Sackmesserschalen, Nuggis, Zifferblättern oder Dispersionsfarben für die Markierung von Pistenbegrenzungen geführt

Und wie setzt sich Ihr Produktportfolio anteilsmässig zusammen?

Etwa die Hälfte unseres Umsatzes machen wir in der Uhrenindustrie. Der Rest setzt sich aus anderen Anwendungen im Bereich von nachleuchten Produkten, Dienstleistungen für die Pharmaindustrie und ionisierender Quellen zusammen.

Wie hoch ist Ihr Anteil am Weltmarkt, sind Sie Marktführer?

In der Uhrenindustrie darf man das so sagen. Wir haben das Privileg, die komplette weltweite Uhrenindustrie mit unseren Swiss-Super-LumiNova Pigmenten beliefern zu dürfen. Die einzige Ausnahme bildet der japanische Markt, der von unserer Partnerfirma Nemoto aus Japan bedient wird.

Und wieviele Prozente Ihrer Produktion gehen ins Ausland?

Etwa die Hälfte unserer Nachleuchtpigmente wird mengenmässig exportiert. Diese Pigmente werden dann hauptsächlich in asiatischen Regionen direkt bei Unterlieferanten der Uhrenindustrie auf Komponenten wie Zifferblatt und Zeiger aufgebracht.

Früher wurde Radium, dann Tritium für die Uhrenleuchtfarben eingesetzt, beide sind radioaktiv. Ist das heute noch so, oder aus was setzt sich ein solcher Nachleuchtstoff zusammen?

Unsere Nachleuchtpigmente sind heutzutage absolut ungefährlich. Es handelt sich dabei um keramische Kristalle, die mit seltenen Erden dotiert werden. Die Radioaktivität hat in Anwendungen dieser Art glücklicherweise seit mehr als 30 Jahren ausgedient.

Kann man heute das ganze Farbspektrum nachleuchtend haben, oder sind hier noch physikalische bzw. chemische Grenzen gesetzt?

Was die Körperfarbe bei Tageslicht anbelangt, so können wir praktisch jeden Farbwunsch unserer Kunden erfüllen. Vom tiefsten Schwarz bis hin zu irgendwelchen speziellen Holztönen ist alles möglich. Im Dunkeln haben wir bis jetzt acht verschiedene Nachleuchtfarben in drei Qualitäten entwickelt. Wir arbeiten aber ständig daran, gerade auch diese Palette für unsere Partner zu erweitern

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Ihr Urgrossvater Albert Moritz Zeller hat das Unternehmen 1934 als «Radium Chemie Zeller» gegründet. Mit welchen Produkten ist er gestartet?

Damals fand die Radioaktivität vor allem in pharmazeutischen Produkten wie Trinkkuren Anwendung. Im gleichen Atemzug wurden wir in den 30ern auch einer der vielen Anbieter von Radium-aktivierten Leuchtfarben. Mein Urgrossvater hat aber die Gefahr dieser Materialien zum Glück erkannt, und so konnten wir als erster eine weniger radiotoxische Alternative auf Tritiumbasis im Markt etablieren.

Ein Gramm Swiss Super-LumiNova reicht für Hunderte von Uhrenzifferblättern. Was kostet so ein Kilo?

Normalerweise rechnen wir eher in Gramm, aber ein Kilo erhält man bei uns zwischen 15000 und 31000 Franken. Man behalte dabei im Hinterkopf, dass man mit einem Kilo unserer Nachleuchtpigmente mehrere Hunderttausend nachleuchtender Zifferblätter und Zeiger für Uhren herstellen kann.

1994 hat Ihr japanischer Geschäftspartner Nemoto ein nicht-radioaktives Rezept für LumiNova patentieren lassen, 1998 gründete Ihr Vater mit ihm ein Joint Venture, um es weltweit an Uhrenhersteller zu vermarkten. 2007 schliesslich entstand das Swiss Super-

Der Unterschied besteht in der Nachleuchtperformance, die beim Swiss Super-LumiNova um Faktoren höher ist als beim LumiNova, das für industrielle Anwendungen verwendet wird. Um den hohen Qualitätsanforderungen der Uhrenindustrie gerecht zu werden, müssen Parameter wie die Korngrössenverteilung, die Körperfarbe, die Aufladbarkeit und weitere exakt auf die Kundenwünsche abgestimmt werden. Die Produktion geschieht dabei in Handarbeit. Dies ist für ein industrielles Pigment wie das normale LumiNova, das inzwischen von unserem Partner Nemoto in Portugal hergestellt wird, nur schwer umsetzbar.

Die Preise für ein solches industrielles Pigment sind natürlich auch tiefer.

Absolut! Wir bedienen deshalb am Standort Teufen die Anwendungen, die weniger durch den Preis, sondern mehr durch die Qualitätsanforderungen geprägt werden. Der Vertrieb unserer Swiss-Super-LumiNova-Pigmente geschieht direkt durch uns. Für die industrielleren LumiNova-Pigmente übernehmen wir für die Nemoto-Gruppe den Vertrieb in der Schweiz.

Sie produzieren Swiss Super-LumiNova in Teufen, mit rund 20 Angestellten. Wie schaffen Sie es, im Hochpreisland Schweiz konkurrenzfähig zu produzieren?

Wir setzen in unserer Arbeit darauf, dass wir weiterhin qualitativ der Marktführer bleiben. Dies geschieht über Forschung und Entwicklung, die wir mit Universitäten und anderen Forschungsinstituten europaweit betreiben. Da wir in der Schweiz über sehr viel Wissen und die Möglichkeit zu technischen Höchstleistungen verfügen, sind wir auch langfristig davon überzeugt, in der Ostschweiz genau am richtigen Ort tätig zu sein.

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Die Chinesen kopieren ja buchstäblich alles. Wie sehr macht Ihnen die Billigkonkurrenz aus Asien zu schaffen?

Sicherlich spüren wir eine gewisse Kopiermentalität, denn sogar unser Firmenname wurde in China kopiert und als Marke eingetragen! Wodurch wir uns aber von der günstigen Konkurrenz unterscheiden können, ist die Qualität: Der Schweizer Standard bleibt in unserem Bereich unerreicht, und die meisten Chinesen interessieren Kleinmengen und Nischen eher weniger. Würden wir aber technisch auf- oder sogar überholt, dann hätten wir einen schweren Stand.

Sie bieten mit dem Stylographen auch ein Instrument an, mit dem Swiss Super-LumiNova mittels Belegungsstift und Druckluft auf Zifferblätter aufgetragen wird. Dem Vernehmen nach arbeiten Sie daran, die SLN-Pigmente so fein herstellen zu können, dass sie au

Inkjet bietet einen enormen Grad an Individualisierungsmöglichkeiten, was doch ein immer grösseres Bedürfnis vieler Menschen ist. Diesem Anliegen versuchen wir entgegenzukommen. Die Pigmente können wir inzwischen schon in einer Feinheit herstellen, mit der dann auch ein Tintenstrahlkopf beladen werden kann. Nun bleibt noch die Arbeit, dies mit der finalen Anwendung auf ein Optimum zu bringen. Mittlerweile sind die ersten Prototypen dazu erstellt und die Machbarkeit ist auch für Uhrenanwendungen gegeben. Das Feintuning benötigt noch etwas Zeit. Ich denke, dass wir gegen Ende dieses Jahres mit einem marktfähigen Produkt auftreten können.

Damit ist aber innovationstechnisch noch nicht Schluss?

Nein. Auch an weiteren Innovationen wie dem verbesserten 3D-Druck von Nachleuchtpigmenten, hochpräzisen Keramikgussteilen aus Swiss Super-LumiNova, einer noch besseren Performance und auch anderen Nachleuchtfarben arbeiten wir ständig. Sie sehen also, uns wird es definitiv nicht langweilig, da es noch einiges an Luft nach oben gibt.

Dieser Text von Stephan Ziegler ist aus der LEADER Ausgabe Jan/Feb 2021.