Cybercrime, KI und ZEV – Immobilienwissen am Puls der Zeit
Text: PD/stz.
Bei den wichtigsten und aktuellsten Themen auf dem neusten Stand bleiben – so lautet das Ziel des neuen Weiterbildungsanlasses «IMMOment» des SVIT Ostschweiz. Er löst die bisherige Kader-Weiterbildung ab und stösst offensichtlich auf grosses Interesse: 82 Anmeldungen gingen für die erste Durchführung am Mittwoch, 13. November 2024, ein.
Die Teilnehmer füllten den Vortragsraum am Campus St.Gallen der OST – Ostschweizer Fachhochschule beinahe bis auf den letzten Platz. Das lag mit Sicherheit auch am spannenden Themenmix: Die Immobilien-Profis konnten sich auf Informationen und Neuigkeiten zu «Cybercrime – was passiert und wie können wir uns schützen?», «Künstliche Intelligenz: Grundlagen und Hinweise für praktische Anwendungen in der Immobilienwelt» und «Zusammenschluss Eigenverbrauch (ZEV): Umsetzung, Vorlagen, Hinweise, Unterstützungen» freuen.
Vorsicht vor dem Microsoft-Support
Nach dem Grusswort von Pascal Welti vom «IMMOment»-Sponsor NeoVac ATA AG betrat Urs Bücheler als erster Referent die Bühne. Er leitet seit 20 Jahren die Kriminalprävention bei der Kantonspolizei St.Gallen, in dessen Bereich auch die Cyberkriminalität fällt. Viele Schlunggis im Cyberbereich agieren aus Ländern, in denen die Polizei keinen Zugriff auf sie habe, sagte er zu Beginn. Mit Beispielen aus der Praxis und ganz viel Humor offenbarte er, mit welchen Methoden die Betrüger vorgehen.
Beliebt sind zum Beispiel Anrufe, bei denen sich die Täter als Mitarbeitende des Microsoft-Supports ausgeben. Über eine Fernwartungssoftware wollen die Anrufer an vertrauliche Daten und schliesslich an das Geld der potenziellen Opfer kommen. Um nicht in die Falle zu tappen, empfiehlt Bücheler dringend, Misstrauen gegenüber Fremden am Telefon zu zeigen, in keinem Fall Fremden Zugriff auf den eigenen Computer zu gewähren und niemals persönliche Daten bekanntzugeben.
Ein KI-Tool für alle Fälle
In die Cyberwelt – aber nicht in die kriminelle – wurden die Teilnehmer auch vom zweiten Referenten entführt. Mario Facchinetti, Initiator des SwissPropTech Netzwerks, zeigte unter anderem auf, wie sich KI-Modelle in den Berufsalltag integrieren lassen. Derzeit sind rund 17'000 KI-Tools auf dem Markt. Jedes Programm könne dabei eine Sache gut: sei es als Suchmaschine zu dienen, Texte oder E-Mails zu verfassen, Bilder zu erstellen oder mittlerweile sogar Podcasts zu produzieren, erklärte Facchinetti.
Wie Immobilienfirmen in Zukunft KI für ihre Arbeit nutzen könnten, demonstrierte er anhand diverser Beispiele. Dazu gehört zum einen der «ImmoTexter», der professionelle und suchmaschinenoptimierte Beschreibungen für Immobilieninserate schreibt. Zum anderen ermöglicht KI etwa die Visualisierung von Bestandesobjekten. Alles, was es dafür braucht, ist eine Kamera und ein Rundgang durch die Wohnung. Sobald alle Räume auf Video erfasst worden sind, erstellt KI automatisch Fotos, Grundrisse, Touren, Besichtigungen, Videos sowie Punktewolken und stellt sie in einem Dashboard mit unbeschränkter Nutzerzahl zur weiteren Bearbeitung und zum uneingeschränkten Download zur Verfügung.
vZEV und LEG neu ab 2025
Zurück in die reale Welt ging es im Anschluss mit Fabio Giddey von Swissolar, dem Schweizerischen Fachverband für Sonnenenergie. Er widmete sich dem «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV). Beim ZEV handelt es sich um einen Verbund von mehreren Parteien wie Stockwerkeigentümern oder Mietern, die gemeinsam Solarstrom produzieren und verbrauchen und dadurch von sinkenden Stromkosten profitieren.
Nach der Annahme des Stromgesetzes im Sommer 2024 gibt es ab 2025 zwei neue Möglichkeiten zur Nutzung von selbst erzeugter Elektrizität. Neu gibt es den «Virtuellen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (vZEV)». Dabei wird die Nutzung der Anschlussleitungen für die virtuelle Bildung eines Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch zugelassen. Ebenso darf man die Messgeräte des Verteilnetzbetreibers nutzen. Ebenfalls neu ist die «Lokale Elektrizitätsgemeinschaft (LEG)». Dadurch ist es möglich, das Gebiet noch weiter zu fassen, so dass sich Gebäude in der gleichen Gemeinde und unter Einbezug des öffentlichen Netzes zusammenschliessen. Nicht verändert haben sich hingegen die Auflagen für eine ZEV-Gründung, etwa, dass die Mieter einwilligen müssen.
Danach ging es für die Teilnehmer und die Referenten zum Apéro, bei dem genügend Zeit zum Anstossen und Netzwerken blieb. «Wir sind sehr zufrieden mit der ersten Durchführung unseres neuen Weiterbildungsformats und haben bereits sehr viele positive Feedbacks erhalten», so das Fazit von Marcel Manser, Vizepräsident SVIT Ostschweiz und «IMMOment»-Organisator.