Aus Hofmist wird Energie und Dünger
Heidi und Kolumban Helfenberger bewirtschaften zusammen mit zwei Lernenden und einem Mitarbeiter einen 50-Hektar-Ackerbau- und Milchwirtschaftsbetrieb. Als Ergänzung kommen nun ein Trutenkombimaststall für über 4000 Tiere und eine Biogasanlage hinzu. Nach gut zweijähriger Planungsphase haben jüngst die Bauarbeiten begonnen.
«Wir bauen diese Biogasanlage aus Überzeugung», unterstreicht Helfenberger. Für ihn war schon früh klar, dass er den anfallenden Mist energetisch verwerten wollte und dass eine Feststoffvergärungsanlage auf seinem Betrieb Sinn macht. Ausschlaggebend gewesen war für den früheren Kantonsrat das 2013 veröffentlichte Biomassekonzept Thurgau, das die Möglichkeiten der Biomasse als Energieträger skizzierte und auch die Förderpolitik des Kantons bestimmte.
Dünger, Strom und Wärme
Die Biogasanlage, die auf ein Jahresvolumen von 2'500 Tonnen ausgelegt ist, wurde von der Renergon International AG aus Lengwil im Thurgau entwickelt. «Damit führen wir nicht nur eine neue Generation von Biogasanlagen in den Markt ein, es handelt sich auch um die erste landwirtschaftliche Anlage dieser Art», erklärt Renergon-Präsident Karl-Heinz Restle.
In einem zweiphasigen Prozess, als «Renergon Simultaneous Digestion» (RSD) bezeichnet, wird sowohl in der Fermenterbox als auch im Perkolattank durch mitgeführte lösliche Stoffwechselprodukte Biogas gebildet. Gegenüber konventionellen Flüssiganlagen hat diese Technologie wesentliche Vorteile. Sie garantiert vor allem eine hohe Störstoffunempfindlichkeit und trägt so zur hohen Prozessstabilität bei.
«Die Vergärung ist stabil und geruchsarm, und die Gärreste sind schliesslich als wertvolle organische Dünger mit einer hohen Nährstoffverfügbarkeit verwendbar», unterstreicht Restle den Kreislaufgedanken. Dazukommt die energetische Ausbeute in Form von Wärme und Strom, die in einem kleinen Blockheizkraftwerk erzeugt werden.
Potenzial für 100 Anlagen
In der neuen Biogasanlage der Familie Helfenberger wird vor allem der anfallende Mist aus der Rindvieh- und Trutenhaltung verarbeitet. Es ist auch denkbar, Pferdemist aus umliegenden Stallungen energetisch zu verwerten. Die Technologie kann grundsätzlich ebenso Grüngutabfälle oder Ernterückstände verarbeiten. Das breite Spektrum an Einsatzstoffen erhöht das Potenzial der neuartigen Biogasanlage. Restle schätzt, dass allein im Thurgau etwa 100 RSD-Anlagen betrieben werden könnten.
Auf dem Bild von links: Heidi und Kolumban Helfenberger mit Kindern Ricarda und Victoria sowie Karl-Heinz Restle von der Renergon International AG.