Amerika hat gewählt – was jetzt?
Text: Christof Lampart
320 Personen fanden sich am 18. November auf Einladung der Raiffeisenbanken Oberes Toggenburg, Mittleres Toggenburg und Unteres Toggenburg und Neckertal im Wattwiler Thurpark ein, um zu hören, wie der Wall-Street-Journalist Jens Korte die aktuelle (wirtschafts-)politische Lage einschätzt.
«Das ist eine verrückte Truppe»
Jens Korte verdeutlichte, dass der Trump von 2024 ein anderer sei als jener von 2016. «Er ist vorbereitet. Vor acht Jahren hat er selbst nicht mit seiner Wahl gerechnet – jetzt aber schon.»
Das Kabinett, das der nächste Präsident der Vereinigten Staaten aktuell zusammenstellt, sei jedoch ein Mix aus Fernsehmoderatoren, Impfgegnern, Zoll-Fans und skandalumwitterten Politikern, sodass ihm jetzt schon ein wenig mulmig werde, sollten alle vom US-Kongress abgesegnet werden. Einem Kongress, in dem die Republikaner aktuell eine 53-zu-47-Mehrheit halten. «Das ist eine verrückte Truppe, die Trump um sich geschart hat», erklärte Korte.
Zollerhöhung würde US-Bevölkerung belasten
Korte rechnet damit, dass Donald Trump mehr von seinem Programm umsetzen werde als in seiner ersten Amtszeit. Doch ob Trump bei der Erhebung von massiven Zöllen – 10 bis 20 Prozent auf alle Importe, 60 Prozent auf China – wirklich durchkomme, bezweifelte der Finanzjournalist. Selbst beim Spielzeug bekämen die USA dann ein grosses Problem, denn «von allem Spielzeug, das in den USA verkauft wird, wird ein Prozent in den USA hergestellt, rund 70 Prozent in China», sagt Jens Korte. Die Folge: «Eine Erhöhung der Zölle würde vor allem die amerikanische Bevölkerung ausbaden müssen.»
Bei den Pharmapreisen seien die USA heute schon in negativer Hinsicht führend, kosten doch Medikamente oft das Zehnfache wie in der Schweiz. Und der Trend dürfte sich verstärken, sollte Trump ernst machen. «Dann hätten wir die höchsten Zölle seit den 1930er-Jahren», so Korte.
Zwar hätten die USA ein echtes Problem mit illegalen Einwanderern. Aber die Massenrückführung von bis zu 15 Millionen Migranten, die Trump anstrebe, könnte ein Eigentor für die US-Wirtschaft werden. Denn die Asylsuchenden seien nach ihrer Registrierung in den USA sofort arbeitsberechtigt und als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, in der Gastronomie oder in der Altenpflege nicht nur gefragt, sondern dringend benötigt, um das System am Laufen zu halten.
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Die USA ist der wichtigste Handelspartner
Trotz aller Herausforderungen seien die USA wirtschaftlich nach wie vor sehr gefragt – zeigten doch die deutschen wie auch die schweizerischen Investitionen in den USA in den vergangenen zehn Jahren nur in eine Richtung: nach oben. Nach wie vor kämen viele Firmen, die ihre Produkte international lancieren wollen, nicht um einen US-Markteintritt herum – auch Schweizer Unternehmen.
«Die USA ist, als einzelnes Land, der wichtigste Handelspartner für die Schweiz – und daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Ganz egal, wer gerade US-Präsident ist», so Jens Korte.