St.Gallen

99.7 Prozent der Unternehmen in der Schweiz sind KMU

99.7 Prozent der Unternehmen in der Schweiz sind KMU
Studienleiter Alexander Fust
Lesezeit: 3 Minuten

Für die 9. Schweizer KMU-Studie wurden die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Statistik von 2019 ausgewertet und mit den Vorjahren verglichen. Die Publikation der OBT St.Gallen und des KMU-HSG gibt einen fundierten Überblick über die KMU-Landschaft der Schweiz.

Dabei zeigt sie auch die Unterschiede von KMU auf, denn KMU ist nicht gleich KMU. So zählen der Coiffeur, die Bäckerei, der Malerbetrieb oder die Werbeagentur genauso zu den KMU wie hochtechnologische Weltmarktführer in der Medizinaltechnik oder etwa im Maschinenbau. Zudem sind KMU nicht einfach kleine Grossunternehmen, sondern zeichnen sich durch spezifische Eigenschaften aus. Die alle zwei Jahre erscheinenden Schriftenreihe «KMU-Studie» wertet die jeweils aktuellsten KMU-Zahlen aus. Der Fokus dieser aktuellen Studie liegt in der Auswertung der Zahlen von 2019 und einem Vergleich mit den Vorjahren. 

Nicht Grossunternehmen ab 250 Mitarbeitern (MA) dominieren die Schweizer Unternehmenslandschaft, sondern sogenannte Klein- und Mittelunternehmen (KMU)

99.7 % der Unternehmen in der Schweiz gelten gemäss den neusten provisorischen Zahlen des Bundesamts für Statistik als KMU. Dabei sind die Kleinst- oder Mikrounternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern mit fast 90 % der Unternehmen die häufigste Form von KMU. Die zwei anderen Formen von KMU, nämlich Klein- und Mittelunternehmen, machen zusammen bloss rund je des zehnte Unternehmen in der Schweiz aus: 8.4 % der Unternehmen sind Kleinunternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern und bloss 1.6 % der Unternehmen sind Mittelunternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeiten den (BFS, 2021a). 

Ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen zeigt, dass etwa zwei Drittel der Beschäftigten in der Schweiz gemessen an Vollzeitäquivalenten (VZÄ) – in KMU tätig sind. Die Beschäftigten sind ungefähr zu gleichen Teilen auf die verschiedenen Unternehmensgrössen bei KMU verteilt: In Mikrounternehmen (< 10 MA) arbeiten 22.7 %, in Kleinunternehmen (10 - 49 MA) 21.6 % und in Mittelunternehmen (50 - 249 MA) 21.0 % der Beschäftigten.

Die Kleinstunternehmen sind nicht in allen Bereichen gleich dominant

Werden die verschiedenen Sektoren miteinander verglichen, so ergibt sich folgendes Bild: Im ersten Sektor – im Landwirtschaftssektor – gibt es fast nur Kleinstunternehmen. Sie machen 98.2 % der Unternehmen aus. Auch im dritten Sektor – im Dienstleistungssektor – sind die Kleinstunternehmen mit 90.6 % der Unternehmen sehr dominant. Und sogar im zweiten – im Industriesektor – liegt ihre Zahl bei 80.4 % der Unternehmen.

Bei der Anzahl der Beschäftigten unterscheiden sich die Sektoren stark: Im ersten Sektor sind fast alle Personen in KMU tätig (99.7 %), und 86.4 % sind in Kleinstunternehmen beschäftigt. Im zweiten Sektor hingegen arbeiten 67.4 % der Beschäftigten in KMU. Mit 15.5 % sind weniger als ein Fünftel der Beschäftigten in Kleinstunternehmen tätig. Im dritten Sektor sind mit 63.2 % der Beschäftigten prozentual im Vergleich zu den anderen Sektoren am wenigsten Personen in KMU tätig. Bei den Kleinstunternehmen ist ihr Anteil aber wieder grösser als bei den Beschäftigten aus dem Industriesektor: 23.0 % der Beschäftigten im Dienstleistungssektor sind Kleinstbetrieben zuzuordnen.

Innerhalb der Kantone gibt es grosse Unterschiede, was die Verteilung der Beschäftigten auf die Sektoren anbelangt

Während im Kanton Basel-Stadt überdurchschnittlich viele Beschäftigte in Grossunternehmen in der Industrie und im Dienstleistungsbereich arbeiten, zeigt sich in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden ein anderes und sehr vielfältiges Bild: Die meisten Beschäftigten sind hier in KMU tätig, und zwar in allen Sektoren.

Grosse Unterschiede zeigen auch die Branchen, v.a. wenn die Durchschnittsgrösse der Unternehmen und die Strukturierung der KMU innerhalb einer Branche verglichen wird. Sie reicht von 1.0 Mitarbeitern in VZÄ pro Unternehmen in der Branche «Künstlerische Tätigkeiten» (Musiker, selbständige bildende Künstler, selbständige Journalisten etc.) bis zu 252 Mitarbeitern pro Unternehmen in der Branche der Tabakverarbeitung. Eine hohe Anzahl Kleinstunternehmen weisen u.a. die folgenden Branchen auf:
• Immobilienwesen
• Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung
• Gesundheitswesen
• Sonstige freiberufliche Tätigkeiten
• Künstlerische Tätigkeiten
• Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
• Landwirtschaft

In diesen Branchen machen Kleinstunternehmen mehr als 90 % der Unternehmen aus. Im Gegensatz dazu arbeiten in der Pharmabranche oder den Postdiensten nur gerade 17.3 respektive 8.4 % der Beschäftigten (in VZÄ) in KMU.

Der KMU-Anteil ist auch in anderen Ländern ähnlich

Bei der Beschäftigtenzahl gibt es jedoch Unterschiede – so beschäftigen beispielsweise Grossunternehmen im Vereinigten Königreich (UK) und Deutschland anteilmässig mehr Personen als Grossunternehmen in der Schweiz. Aufgrund dieser Unterschiede können Vergleiche der Unternehmensgrösse mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (BIP pro Kopf) der Länder gezogen werden. Die Trendlinie zeigt einen leicht negativen Zusammenhang zwischen Anteil der KMU eines Landes und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. 

Mitautor Christoph Brunner, Fachbereichsleiter Treuhand bei der OBT
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