Wirtschaft

Horizonterweiterung auf dem Bodensee

Horizonterweiterung auf dem Bodensee
Jobst Wagner
Lesezeit: 4 Minuten

Am 20. Juni 2023 findet der nächste nationale Ideenwettbewerb «Wunsch-Schloss» statt – zum ersten Mal in der Ostschweiz. Initiant ist der Unternehmer Jobst Wagner mit seiner Stiftung StrategieDialog21, die sich für gesellschaftsübergreifende Lösungen und wirkungsvolle Publikationen sowie für einen fundierten Austausch zwischen Kultur, Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einsetzt.

Jobst Wagner, seit 2015 fand das «Wunsch-Schloss» jedes Jahr im Schloss Thun statt. Warum nun der Wechsel 2023 zur MS Sonnenkönigin auf dem Bodensee?
Das «Wunsch-Schloss» ist ein nationaler Ideenwettbewerb. Nach sieben Jahren auf dem Schloss Thun ist der richtige Zeitpunkt für einen Orts- und Perspektivenwechsel gekommen. Mit diesem Wechsel werden wir mehr Breitenwirkung erzielen und unsere Bekanntheit in andren Regionen erhöhen.

Geht mit der räumlichen Neuausrichtung auch eine inhaltliche einher?
Nein. Im Gegenteil. Das Konzept hat sich bewährt und wir werden daran festhalten. Das «Wunsch-Schloss» steht für Innovation und Fortschritt, was zur modernen MS Sonnenkönig passt, und uns erlaubt, unseren Horizont zu erweitern.

Das «Wunsch-Schloss» ist ein eigentlicher Ideenwettbewerb, bei welchem das Publikum aus zehn vorselektierten Projekten den Sieger kürt. Nach welchen Kriterien wählt die Jury die zehn Finalisten aus?
Wir suchen mit dem «Wunsch-Schloss» Antworten auf dringende, gesellschaftliche Herausforderungen der Schweiz. Jedes Jahr wird eine solche Herausforderung definiert und Anfangs April kommuniziert. Respektive der Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Die Teilnahme steht allen Bürgern mit Wohnsitz in der Schweiz offen. Es gibt keine weiteren Bedingungen zu erfüllen. Die Ideen/Konzepte werden online eingereicht. Jeweils im Mai prüft eine unabhängige Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Medien die eingegangenen Wünsche und wählt die zehn überzeugendsten aus. Neben Innovation und Machbarkeit ist vor allem auch Pioniergeist gefragt.

 

«Wir suchen Antworten auf dringende gesellschaftliche Herausforderungen der Schweiz.»

Mit welchen Vorteilen darf der Sieger rechnen?
Definitiv mit einem Katapulteffekt, denn wir sorgen dafür, dass die Idee abhebt! Zu gewinnen gibt es ein Treffen mit den Generalsekretären der grossen Parteien, um den Vorschlag der Politik zu unterbreiten und die Umsetzung zu diskutieren. Die Gewinner werden von uns eng begleitet und auf diese Treffen vorbereitet. Auch danach stehen wir als Türöffner zur Verfügung, schaffen Verbindungen und helfen, Ideen zum Fliegen zu bringen. Das macht das «Wunsch-Schloss» zu einem einzigartigen Inkubator für Lösungen für gesellschaftspolitische Herausforderungen.

Sie sehen das «Wunsch-Schloss» explizit als Chance, «die Schweiz aktiv zu gestalten». Wie sicher ist denn, dass die guten Ideen der Preisträger auch umgesetzt werden?
Wir setzen unser Möglichstes daran, dass die Siegeridee eine echte Umsetzungschance hat. Letztlich entscheidet aber die Wirkungskraft der Sieger. Aus unserer Erfahrung der letzten sieben Jahre ergibt sich jedenfalls ein sehr positiver Trackrecord mit hoher Strahlkraft, was uns sehr freut.

Mit der Acrevis-Bank und der Nachfolgespezialistin Continuum AG unterstützen zwei St. Galler Unternehmen den Anlass. Wie wichtig sind lokale Partner für das «Wunsch-Schloss»?
Lokale Partner spielen eine zentrale Rolle in der regionalen Verankerung und Positionierung. Wir sind glücklich, künftig mit zwei so starke Partnern arbeiten zu dürfen.

 

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Wie wird sich Acrevis, wie Continuum einbringen?
Während Acrevis das «Wunsch-Schloss» hauptsächlich finanziell unterstützt, dürfen wir von Continuum organistorische Hilfe erwarten und von dem soliden Netzwerk dieses Unternehmens profitieren.

Sie sind Initiant der Stiftung StrategieDialog21. Die Dialogplattform setzt sich gesellschafts- und parteiübergreifend für eine offene, innovative und freiheitliche Schweiz ein. Wie genau möchten Sie das erreichen – und was haben Sie bereits erreicht?
Wir setzen dezidiert auf das persönliche Engagement, direkt und auf die Menschen zugehend. Das spiegelt sich in unseren Dialogplattformen. Zudem setzen wir mit Studien und Publikationen auf empirisch erhärtete Fakten, um den Diskurs fundiert und chancenorientiert zu führen und mögliche Lösungen und Handlungsempfehlungen konkret abzugeben. Und mit dem Ideenwettbewerb «Wunsch-Schloss» liefern wir konkrete Ideenbeiträge.

Mit Ihrer Rehau-Gruppe sind Sie Herr über 20 000 Angestellte in 70 Ländern. Ihre Familienwurzeln haben Sie ursprünglich in Deutschland, sind aber seit vielen Jahren Berner. Warum engagieren Sie sich gerade für die Schweiz derart?
Ich verstehe mich nicht als «Herr über Angestellte». Wir sind als wertebasiertes Familienunternehmen seit 75 Jahren mit unseren Mitarbeitern auf Augenhöhe erfolgreich unterwegs. Seit 1969 hat die Gruppe in Muri bei Bern ihren Hauptsitz etabliert. Ich verdanke der Schweiz viel und mein Engagement für unser Land ist für mich eine Selbstverständlichkeit.

 

Sehen Sie denn die Demokratie in Gefahr?
Die Demokratie ist ein Dauerprojekt und kein Selbstläufer. Sie ist in der Welt bedroht und in der Schweiz zumindest weiter zu pflegen.

Sie unterstützen nicht nur das «Wunsch-Schloss», sondern fördern auch Kunst und Kultur. Was treibt Sie an, wo ist der gemeinsame Nenner?
Meine Fördertätigkeit ergibt sich aus meiner Biografie. In jüngeren Jahren widmete ich mich der Kunst und Kultur; in den letzten gut zehn Jahren hat sich mein Fokus auf Politik und Gesellschaft verlagert. Der gemeinsame Nenner liegt in meiner humanistisch-holistischen Weltanschauung, verbunden mit einem Milizengagement zur Förderung der gesellschaftsübergreifenden Gemeinschaft in unserem Land.

Text: Stephan Ziegler

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