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Das Olma-Gelände als Plattform für Begegnungen

Das Olma-Gelände als Plattform für Begegnungen
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Die bedeutendste Kongressveranstalterin in der Ostschweiz sind die Olma-Messen. Das Unternehmen will auch in diesem Segment weiter wachsen – der Messebereich bleibt für das Unternehmen der ökonomisch wichtigste Pfeiler.

Die Olma Messen St.Gallen AG tragen ihre Raison d’Être im Namen: Aus der ersten Ostschweizerischen Land- und Milchwirtschaftlichen Ausstellung 1943 entstand eine populäre Messe mit Volksfestcharakter – und als deren Träger eines der wichtigsten Messe- und Kongressunternehmen im Land.

Heute finden auf dem Gelände der Olma-Messen jährlich rund 130 unterschiedliche Anlässe statt, neben Messen haben sich die Olma-Messen längst als Kongress-Standort etabliert, viele Firmen-Anlässe und Generalversammlungen werden hier abgehalten, dazu kommen öffentliche Veranstaltungen wie etwa der Muted Day Dance – letztes Jahr waren die 7000 Tickets des Tanz-Happenings ausverkauft.

Nicht alle Anlässe sind aus ökonomischer Sicht gleich interessant für das Unternehmen. «Wir machen rund zwei Drittel unseres Umsatzes und unseres EBITDA mit Messen», sagt Christine Bolt, CEO der Olma Messen St.Gallen AG. Eine Messe zu organisieren, lohne sich also nach wie vor. «Wir wollen in allen Geschäftsfeldern wachsen, doch die Gewichtung wird in etwa so bleiben», erklärt Bolt. Das unterstreicht auch Verwaltungsratspräsident Thomas Scheitlin: «Wir wollen auch bei Kongressen und Events wachsen, da gibt es Potenzial. Doch dieses Segment ist nicht so margenintensiv wie Messen.»

Christine Bolt und Thomas Scheitlin
Christine Bolt und Thomas Scheitlin

«Wir wollen auch bei Kongressen und Events wachsen, da gibt es Potenzial.»

Content-Partner für Kongresse

Im margenträchtigsten Bereich kann die Olma Messen St.Gallen AG mehr eigenes Know-how einbringen. «Wenn wir Fachmessen entwickeln, dann sind wir auch die Ideengeber», sagt Christine Bolt. «Die Gastia beispielsweise ist unser Produkt, diese Fachmesse haben wir entwickelt.» Im Gegensatz dazu bieten Kongresse viele spezifische Inhalte, für die das Unternehmen auf Fachleute zurückgreift. Die Olma-Messen möchten sich hier als «eine Plattform für Begegnungen und Bildung» profilieren, wie es Thomas Scheitlin formuliert.

Bei Kongressen bringen die Olma-Messen ihr Know-how in Eventmanagement, Konzeption und Teilnehmermanagement ein, «für den Inhalt der Kongresse arbeiten wir jedoch mit Spezialisten als Content-Partner zusammen», sagt Christine Bolt. Auch im Event-Bereich, etwa bei Musik-Veranstaltungen, gilt die gleiche Aufteilung. Beim Demenz-Kongress wie beim Muted Day Dance tritt die Olma Messen St.Gallen AG darum als Co-Veranstalterin auf.

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«Für den Inhalt der Kongresse arbeiten wir mit Spezialisten als Content-Partner zusammen.»

Eine gute Adresse

Jeder Kongress habe auch Image-bildende Faktoren, erklärt Thomas Scheitlin, ein Standort kann sich mit der Zeit als gute Adresse profilieren. «Wir haben gute Beziehungen zum Kantonsspital, auch deshalb finden grosse Kongresse im medizinischen Bereich bei uns statt. Da sind wir eine gute Adresse.» Verschiedene medizinische Fachrichtungen veranstalten inzwischen grosse Kongresse auf dem Areal der Olma-Messen: «Für Chemie muss man nach Basel, für Medizin nach St.Gallen», sagt Thomas Scheitlin. «Wir verstehen die Bedürfnisse von Medizinkongressen, da haben wir einiges an Kompetenz aufgebaut.»

Kompetenzen, die gemeinsam mit den Co-Veranstaltern aus der Medizin und den jeweiligen externen Veranstaltungstechnikern aufgebaut wurden. Beim Kolorektal-Kongress geht das so weit, dass Operationen im Kantonsspital live in die Kongresshalle übertragen werden und die Kongress-Teilnehmer anschliessend mit den operierenden Ärzten über eine Video-Verbindung diskutieren können. «Es ist ziemlich anspruchsvoll, nur schon die Datenqualität für die Übertragung sicherzustellen», erläutert Christine Bolt. Das nötige Know-how hätten Olma-Messen und Kongressveranstalter gemeinsam mit Technik-Partner Gallus Media aufgebaut, «dieses gemeinsame Wissen wird geschützt, darauf kann nicht jeder zugreifen.»

Die 19. Ausgabe des European Colorectal Congress wird vom 29. November bis 3. Dezember 2025 wieder internationale Spitzenmediziner in St.Gallen zusammenbringen. Im vergangenen Jahr berichteten über 50 hochkarätige Referenten über neuste Erkenntnisse bei Dickdarmkrebs, Mastdarmkrebs oder Analkrebs und weitere Themen. Zum aufwendigen Kongress gehören neben den Vorträgen im Plenum viele Rahmenveranstaltungen, von Kursen in fortschrittlichen Chirurgie-Techniken bis zu einem Messe-Teil mit Ausstellungen von neuen Gerätschaften. Mit Räumen in den Hallen 2, 3 und 9 können die Olma-Messen auch einem solch komplexen Kongress eine optimale Infrastruktur bieten.

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Die Halle 9 der Olma Messen ist speziell auf Kongresse ausgerichtet, die anderen Hallen sind in erster Linie Ausstellungshallen.
Die Halle 9 der Olma Messen ist speziell auf Kongresse ausgerichtet, die anderen Hallen sind in erster Linie Ausstellungshallen.

Health-Cluster St.Gallen

Um die Wachstumsziele im Bereich Kongresse zu erreichen, intensivieren die Olma-Messen einerseits die Verkaufsbemühungen, um weitere Kongresse zu akquirieren. Andererseits setzt sie auch auf künftige Eigenentwicklungen. Spannende Themen dürften im Bereich Health und Aging gefunden werden, denn hier haben sich die Olma-Messen nicht nur mit Medizinkongressen als gute Adresse positioniert, in diesem Bereich gibt es mit dem Kantonsspital

St.Gallen, der Empa, der HSG mit dem Medical Master, der Fachhochschule Ost, dem Switzerland Innovation Park Ost sowie Unternehmen aus dem Medtech-Bereich auch einen eindrücklichen Kompetenzen-Cluster und viele potenzielle Partner.

Für das medizinische Fachpublikum ist St.Gallen längst eine gute Adresse, doch die St.Galler Bevölkerung merkt davon meistens nur herzlich wenig. «Die St.Galler wissen, wann die Olma oder die Offa stattfinden, und sie merken vielleicht, dass gerade die Tier & Technik läuft, weil dann viele Landwirte in der Stadt sind», sagt Christine Bolt. Fachmessen und Kongresse auch mit vielen Teilnehmern bleiben meist unbemerkt. «Darum haben viele Leute in St.Gallen den Eindruck, es laufe wenig in der neuen St.Galler Kantonalbank Halle.»

Als die neue Olma-Halle, die St.Galler Kantonalbank Halle, konzipiert wurde, stand der Einsatz als Messehalle im Vordergrund, wie Thomas Scheitlin sagt – «auch, weil wir die Halle 9 wirklich für Kongresse freischaufeln wollten, um diesem Bereich weiter wachsen zu können. Das war eine wichtige Grundüberlegung.»

Man könne in einer Halle immer alles machen, aber je unspezifischer die Halle sei, desto mehr müsse man jeweils für einen bestimmten Verwendungszweck einbauen, erklärt Christine Bolt. «Die St.Galler Kantonalbank Halle ist ausdrücklich für Messen gemacht: Es ist ein grosser Raum, es gibt keine Break-Out-Räume, keine Nebenräume, keine Sitzungszimmer, dafür ganz viele Medienpunkte, an denen es Wasser, Abwasser und Strom gibt, sowie viele Hängepunkte, an denen man szenografische Elemente aufhängen kann. Die Halle 9 dagegen kann man unterteilen, dort gibt es Break-Out-Räume, das ist eine anders konzipierte Halle.»

Das Beispiel Kolorektal-Kongress zeigt allerdings, dass sich Kongresse und Messen zunehmend vermischen. «Das ist auch bei den Fachmessen so, da gibt es einen Messe-Teil und einen Kongress-Teil», sagt Thomas Scheitlin, «wir können beides gleichzeitig spielen, weil die Kongresshalle wirklich frei ist.» Auch im Umfeld grosser Messen wie der Olma gibt es Referate, Workshops oder Get-together-Anlässe, die eigene Räumlichkeiten benötigen.

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«Seminare sind für uns kein Thema, dafür sind wir zu gross.»

Genügend Hotelbetten

Der vielleicht bekannteste Medizinkongress in St.Gallen war der Brustkrebskongress, der 4500 Teilnehmer anlockte. Auch diese Grössenordnung konnten die Olma-Messen damals bewältigen, doch die Gäste mussten auf Hotels zwischen Zürich und Chur verteilt werden, was zu Reklamationen führte; schliesslich zog dieser Kongress nach Wien.

«Die Kongresse und Tagungen, die heute bei uns stattfinden, liegen in der Grössenordnung von 500 bis vielleicht 2000 Teilnehmern», sagt Christine Bolt. Dafür finden sich in der Region genügend Unterkünfte: «In den vergangenen vier Jahren kamen etwa 400 Hotelzimmer dazu.» Mehr brauche es nicht, ist sie überzeugt. Hätte St.Gallen zusätzlich so viele Hotelzimmer gebaut, um den Brustkrebskongress unterzubringen, «dann bräuchten wir auch zehn weitere solche Kongresse, um sie auszulasten».

 Bei Kongress-Teilnehmern sind heute vorwiegend Business-Hotels im Bereich drei oder vier Sterne gefragt. «An Ärztekongressen hatte früher die Pharma die teuren Hotels für Teilnehmer bezahlt, das ist heute völlig vorbei», sagt Thomas Scheitlin.

Anlässe unter 500 Personen gibt es bei den Olma-Messen kaum. «Seminare sind für uns kein Thema, dafür sind wir zu gross», sagt Christine Bolt. Und für Kongresse bis 300 Personen sei das Einstein Congress besser geeignet, «wir ergänzen uns von der Grösse her optimal.»

Text: Philipp Landmark

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer, Leo Boesinger

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