Sprung in eine neue Ära
Es war ein langer und vor allem sehr herausfordernder Weg, den die Olma-Messen in den vergangenen vier Jahren gehen mussten. Erst kam Corona, dann die Teuerung und der Ukraine-Krieg. Entsprechend gross ist die Erleichterung bei Christine Bolt, CEO der Olma-Messen St.Gallen, dass die Besucher wieder kommen und vor allem, dass die neue St.Galler-Kantonalbank-Halle termingerecht eröffnet werden konnte. «Wie bei jedem grossen Bauprojekt ist die Eröffnung mit grosser Freude und Dankbarkeit verbunden – für alle Beteiligten und das ganze Team der Olma-Messen. Trotz Herausforderungen sind wir im Zeitplan, das ist eine grandiose Leistung aller Beteiligten. Der Abschluss des Baus ist der Sprung in eine neue Ära.»
Genutzt wurde die neue Halle bereits an der OLMA 2023 und an der diesjährigen Tier&Technik. Die Feedbacks, die an Christine Bolt herangetragen wurden, waren mehrheitlich positiv. Sie sei schön hell, verfüge über eine angenehme Akustik, ein gutes Raumklima und tolle Dimensionen. Dennoch sieht Bolt noch Verbesserungspotenzial: «Dazu gehören etwa die Zugluft oder die ideale Temperatur. Wobei hier zu sagen ist, dass wir alle einen anderen Thermostaten in uns tragen! (lacht)»
«Messen auf neues Niveau heben»
Die neue St.Galler-Kantonalbank-Halle bietet, je nach Nutzung, Platz für bis zu 12´000 Personen und ist aufgrund ihrer Architektur sehr flexibel nutzbar. Mit den Möglichkeiten, die die neue Halle bietet, würden die OLMA, die OFFA und die Tier&Technik laut Bolt auf ein neues Niveau gehoben. «Das gesamte Gelände gewinnt für Aussteller und Besucher an Attraktivität. Wer an einer Messe oder an den Opening Days dabei war, weiss, wovon ich spreche. Konkret: Mit der neuen Halle wird das Gelände der Olma-Messen moderner und grösser und wird mehr Umsatz generieren – für die ganze Region», ist die Olma-Messen-Chefin überzeugt.
Branche hat sich erholt, aber …
Mehr Umsatz ist dringend nötig nach den mageren Coronajahren. Von diesen hat sich die Ostschweizer MICE-Branche allerdings überraschend schnell erholt, wie Untersuchungen des St.Gallen Convention Bureaus und von Seminarland Ostschweiz zeigen. Das trifft auch auf die OLMA zu: 2022 verzeichnete sie einen Anfragerekord, 2023 konnten im Vergleich zum Vorjahr rund 10´000 Eintritte mehr verbucht werden, und die diesjährige Messe Tier&Technik zog über 34´000 Besucher und 539 Aussteller an.
Doch die erfreulichen Zahlen können nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Publikumsmessen derzeit stagnieren. Dessen ist sich auch Christine Bolt bewusst. «Darum ist es unsere Aufgabe, die bestehenden Publikumsmessen – OLMA und OFFA – weiterzuentwickeln und anzureichern. Dabei legen wir vor allem Wert auf eine hohe Erlebnisqualität und thematische Relevanz. Das wird die Besucherzahlen positiv beeinflussen.»
Doch was nützt eine hohe Erlebnisqualität bei Messen und Events, wenn sich Menschen und Unternehmen diese Erlebnisse in Zeiten steigender Preise und wirtschaftlicher Unsicherheit nicht leisten wollen oder können? «Die Kosten sind ein Faktor, doch denken wir ans Thema Arbeitgeberattraktivität», entgegnet Christine Bolt. «In der heutigen Zeit buhlen die Unternehmen um die besten Talente und treue Mitarbeiter. Begeisternde Events sind eines von vielen Instrumenten, das ganze Team für seinen täglichen Einsatz wertzuschätzen. Auch sind Jubiläen besondere Momente, die oft über ein ganzes Jahr hinweg gefeiert werden.» Ausserdem seien Events der ideale Nährboden, um Content zu kreieren – für Social Media, Kundenmagazine, Employer-Branding-Kampagnen usw. So schliesse sich der Kreis.
Spagat zwischen Traditionen und Trends
Insgesamt haben die Olma-Messen im vergangenen Jahr sieben Messen und 124 Veranstaltungen durchgeführt. Das ist gegenüber dem Vorjahr quantitativ ein leichtes Minus, weil man bewusst auf einige kleine, nicht rentable Angebote zugunsten der Effizienz verzichtet habe, sagt Christine Bolt. «Die Anzahl der Ausstellenden und Besuchenden hat jedoch zugelegt. Gleichzeitig konnten wir das EBITDA markant steigern. Der geplante Aufwärtstrend bestätigt sich; wir überwachen diesen engmaschig.»
Um die Zahlen weiter zu steigern, braucht es gemäss Bolt eine sorgfältige Weiterentwicklung der Messe. «Ein Spagat zwischen Traditionen wahren und Trends integrieren», beschreibt sie dieses Vorhaben. Die philosophisch geprägte Aussage «Zukunft braucht Herkunft» bringe es auf den Punkt. Gleichzeitig sieht man bei den Olma-Messen grosses Potenzial beim Ausbau von Fachmessen. «Unser Team hat letztes Jahr die Gastia entwickelt – und es ist bereits eine weitere neue Fachmesse im Gespräch», verrät Bolt. Die erste Ausgabe der Gastia findet vom 24. bis 26. März 2024 statt.
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Droht bereits neues Ungemach?
Trotz all der guten Aussichten stehen die Olma-Messen demnächst möglicherweise erneut vor einer grossen Herausforderung: Die Ende 1999 eröffnete Halle 9 steht bekanntlich dem Bau der dritten Autobahnröhre im Weg und muss eventuell ganz oder teilweise abgebrochen werden. Der definitive Entscheid ist zwar noch nicht gefallen; Planungsdokumente des Bundesamts für Strassen deuten aber klar darauf hin.
Der drohende Abbruch der Halle 9 würde die Wachstumspläne der Olma-Messen empfindlich stören und das Mehr an Raum, Fläche und Möglichkeiten, die die neue St.Galler-Kantonalbank-Halle mit sich bringt, gleich wieder zunichtemachen. Damit dies bei einem definitiven Abbruchentscheid nicht passiert, soll bereits vor dem Rückbau eine Ersatzhalle gebaut werden. «Die Olma-Messen brauchen Räumlichkeiten, wie sie die Halle 9 bietet – und zwar ohne Unterbruch; sie sind für das wichtige Kongressgeschäft unverzichtbar», erklärt Christine Bolt. «Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) ist sich seiner Verantwortung bewusst und wird die Olma-Messen finanziell schadlos halten.»
Hoffentlich, denn die Umsatzsteigerung, die sich die Olma-Messen St.Gallen dank der neuen Halle erhoffen, soll auch die regionalwirtschaftlichen Effekte boostern. Bereits heute sind es gemäss Bolt 177 Millionen Franken Umsatz und 1350 Arbeitsplätze in der Region, die die Olma-Messen direkt und indirekt ankurbeln.
Nur eine Frage bleibt noch: Wird die Acrevis-Bank ihre Generalversammlungen auch künftig noch auf dem Olma-Gelände durchführen? In einer Halle, die den Namen der Konkurrenz trägt? Christine Bolt sieht das gelassen: «In diesem Moment geht es vielmehr um das Commitment zur Ostschweiz. Und solche vermeintlichen Paradoxe kann man doch elegant mit einem Augenzwinkern meistern, oder?»
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer