Der Eventkönig aus Schellenberg
Markus Goop, Sie gelten als «Eventkönig» von Liechtenstein. Zu Recht?
Die Branche ist breit gefächert – insofern gibt es Könige überall. Wir sind die grösste Eventagentur und führender Anbieter im Bereich von Wirtschaftsanlässen im Ländle, also vor allem Konferenzen. Dazu organisieren wir mehrere bekannte Grossveranstaltungen und leiten eine bekannte Standortinitiative. Das sorgt für Aussenwirkung.
Gibt es überhaupt einen namhaften Anlass im Fürstentum, den Sie nicht organisieren?
Natürlich, noch viel zu viele (lacht). Wichtig ist: Die Eventbranche lebt wieder – 2023 war herausragend, auch für uns. So soll es 2024 weitergehen. Liechtenstein ist ein genialer Standort für Kongresse, gerade weil auch viele regionale und internationale Gäste gerne hierherkommen für solche Anlässe.
Wie viele Events haben Sie bereits organisiert?
Unsere Agentur hat bald ihr 20-Jahre-Jubiläum; pro Jahr machen wir 20 bis 25 Anlässe. Es kommt also was zusammen. Dazu haben wir unsere erfolgreichsten Liechtensteiner Anlässe seit einigen Jahren auch in die Schweiz «exportiert» und organisieren diese zusätzlich dort. In St.Gallen und Zürich veranstalten wir etwa das «Finance Forum St.Gallen» und das «Finance Forum Zürich» – in Chur durften wir das «Wirtschaftsforum Südostschweiz» übernehmen.
Und der denkwürdigste Anlass, den Sie bisher organisiert haben, war …
Wir haben wie alle Branchenleader schon vieles erlebt, bis hin zur stecken gebliebenen Extrafahrt um Mitternacht auf einem Skilift mit Gästen in Galakleidern – der Lift war durch die eisige Kälte blockiert. Zum Glück nach ewigen 30 Minuten mit Happy End. Ich bin heute nach wie vor angespannt, wenn wie beim letzten Finance Forum St.Gallen die Hauptreferentin zwei Minuten vor ihrem Auftritt gemütlich in die Olma-Halle spaziert, während die Konferenz läuft. Aber das gehört dazu.
Die Regierung des Fürstentums und Kantone wie St.Gallen oder Zürich haben bei mehreren Ihren Anlässen eine Trägerschaft oder ein Patronat. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit, auch mit Privaten?
Unser Erfolgsrezept ist einfach: Wir sind inzwischen bei fast allen unseren Anlässen selbst Veranstalter. Das heisst, wir tragen das komplette Risiko und können dadurch Partnern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft flexible und damit auch attraktive Leistungen auf vielen Ebenen bieten. Die Einbindung dieser Stakeholder ist entscheidend, da unsere Kongresse als zentrale Treffpunkte für Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft agieren.
Was reizt Sie denn besonders am Organisieren von Events?
Bei uns war es keine Spezialisierung eines Geschäftszweigs; wir haben bereits als Jugendliche hobbymässig Anlässe aller Art organisiert, gerade im Partybereich. Das wurde dann Jahr für Jahr mehr und zunehmend grösser und professioneller – wir sind also mit wichtigen Partnern und der Branche stetig gewachsen. Das ist wohl auch der Unterschied zu klassischen Agenturen, die Events noch nebenbei anbieten. Und klar: Am Ende des Tages macht auch bei Eventagenturen das Team die entscheidende Differenz; wir konnten über die vielen Praxisjahre ein tolles Team zusammenstellen.
In dieser Branche müssen Sie in der Corona-Zeit ganz schön geschwitzt haben.
Insgesamt war es in Ordnung und besser als erwartet. Da wir auch stark im Projektgeschäft tätig sind und unter anderem die Geschäftsführung der Standortinitiative digital-liechtenstein.li machen, waren wir gut ausgelastet. Dieser Geschäftszweig hat seither sogar noch mehr Schub erhalten. Dazu hatten wir das Glück, dass wir viele unserer Konferenzen wie den Unternehmertag, die Finance Foren oder den Businesstag für Frauen trotz Corona in reduziertem Umfang durchführen konnten.
Als Inhaber einer Eventagentur und Geschäftsführer von digital-liechtenstein.li sind Sie an vorderster Front bei der Integration digitaler Elemente in Veranstaltungen beteiligt. Wie hat sich die Veranstaltungslandschaft durch die Digitalisierung in den vergangenen Jahren verändert?
Gerade 2023 hat gezeigt: Die meisten grossen Konferenzen leben vom physischen Zusammenkommen und Netzwerken der hochkarätigen Gäste. Daran wird sich vorerst nichts ändern. Der Abgesang auf solche Formate kam also zu früh. Gleichzeitig haben sich digitale Formate weiterentwickelt und sind personalisierter sowie individueller geworden.
Was heisst das für die Branche?
Der Königsweg wird bei vielen Anlässen nicht die Vermischung von physischen und virtuellen Anlässen sein, sondern eher das Gegenteil: Die Schere wird sich weiter öffnen. Beide Formate, gerade die digitalen, müssen noch deutlich mehr Leistungen für die Gäste bieten.
Wie geht Skunk mit dem Thema um, das in der Theorie sicher einfach ist als in der Praxis?
Wir haben uns während Corona entschieden, nicht auf Entwicklungen aus Amerika zu warten – und haben gemeinsam mit der Bündner Filmproduktionsfirma On Air ein Unternehmen gegründet, das als Eventeo AG virtuelle Eventplattformen vermarktet. Damit können wir unsere digitale Eventplattform genauso zusammenstellen, wie wir es wollen, was uns heute eine enorme Flexibilität im Thema bietet. Das bieten wir inzwischen auch Dritten an.
Sie sind 47 Jahre alt und haben verschiedene Phasen der Eventbranche erlebt. Welche Trends erwarten Sie für die Zukunft?
Ich glaube, es ist wie in vielen Branchen: Es geht nicht primär um digitale Tools, die heute jeder Veranstalter ohnehin schon hat, sondern mehr denn je um das stimmige Gesamtkonzept und -angebot. Der Event muss eine klare Differenzierung und vor allem einen deutlichen Mehrwert liefern – und sich zudem auch gut auf verschiedensten Kanälen on- und offline vermarkten können.
Und wenn das nicht der Fall ist?
Dann wird es schwierig, gerade gegen die digitale Konkurrenz. Bei unseren Konferenzen, die wir früher eher mit einer Art «Helikopter-Strategie» konzipiert haben, merken wir gerade seit Corona nochmals einen deutlichen Schub im Hinblick auf Fokussierung auf zentrale Zielgruppen, Storytelling mit entsprechender Mischung aus Theorie und Praxis und digitale Vermarktungsplattformen. Dieser Trend wird sich wohl weiter verschärfen und sollte nicht unterschätzt werden.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer