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Gossauer Luxus-Sneakers erobern die USA

Gossauer Luxus-Sneakers erobern die USA
Flavio Agosti
Lesezeit: 3 Minuten

Der ehemalige FCSG-Goalie Flavio Agosti hat sich 2015 mit dem Schuhlabel «Rubirosa» selbstständig gemacht. Seine Luxus-Sneakers sind heute vor allem in den USA ein Renner. Neu erhält das Unternehmen aus Gossau Unterstützung von Caroline Forster aus der  Geschäftsleitung der Forster-Rohner-Gruppe.

Flavio Agosti, vom Fussballprofi zum Luxusschuh-Verkäufer. Wie kam es dazu?
Nach dem Fussball war ich acht Jahre beim Institut für Jungunternehmen in St.Gallen tätig, mit dem wir Start-ups aus der ganzen Schweiz supporten durften. In dieser Zeit wurde mir klar, dass ich eines Tages auch ein Start-up aufbauen möchte. Dass es dann eine Schuhmarke wurde, war jedoch Zufall: Bei einem Besuch einer renommierten Schuhmanufaktur im italienischen Padua ergab sich die Möglichkeit einer eigenen Produktion.

Sie haben das Unternehmen vor acht Jahren zusammen mit Kollegen gegründet. Was waren die grössten Herausforderungen in der Anfangszeit?
Wir waren vier Gründer, Rémy Hälg, Urs Rufer, Luca Vidi und ich. Die grössten Herausforderungen in der Anfangszeit waren das fehlende Know-how im Modebereich sowie das fehlende Netzwerk zu Händlern, Vertriebsagenten und Designern. Somit waren die ersten Jahre wie eine Lehre in einem neuen Beruf.

Und welches sind die aktuellen Herausforderungen?
Lieferengpässe gibt es zurzeit praktisch keine mehr, jedoch sind die Produktionspreise und die Transportkosten extrem angestiegen. Zudem ist es schwieriger geworden, neue Märkte aufzubauen.

 

«Die Geschichte von Porfirio Rubirosa fliesst in die Schuhmodelle ein.»

Haben Sie deshalb kürzlich Caroline Forster als Verwaltungsrätin gewonnen?
Caroline Forster bringt als Co-CEO der St.Galler Textilgruppe Forster einen grossen Mehrwert für Rubirosa. Einerseits kennt sie Produktions- und Bestellzyklen in der Modebranche sehr gut. Andererseits ist sie mit der Stoffentwicklung ein Jahr voraus und kennt somit Trends, die wir in unsere Kollektionen einfliessen lassen können.

Wie viele Angestellte arbeiten insgesamt für Rubirosa?
Unser Unternehmen ist seit Corona sehr schlank aufgestellt: Wir sind zurzeit zwei Personen in Gossau, hinzu kommen zwei Designer, die in Neuchâtel und Lugano wohnen. Das Marketing-Team ist in Mailand, das Lagerteam in Lauterach im Vorarlberg, die Produktionen in Verona und Noventa Padovana – und die Vertriebsagenten sitzen in München, Zürich und New York.

Sie produzieren in Italien, haben den Firmensitz aber in Gossau. Weshalb bleiben Sie der Ostschweiz treu?
Wir sind eine Ostschweizer Unternehmung mit hiesigen Werten, daher ist für uns der Standort Gossau essenziell. Diese Werte spiegeln sich auch in der Zusammenstellung des Verwaltungsrates wider. Da jedoch Gossau nicht gerade die Modemetropole der Welt ist, benötigen wir die Inputs unseres internationalen Teams. Die Mischung aus diesen Eingaben und den Ostschweizer Werten unterscheidet uns auch von unseren Mitbewerbern.

Was unterscheidet Ihre Schuhe sonst noch von anderen in dieser Preisklasse?
Komfort und Qualität sind in unserem Segment Voraussetzung. Die Unterschiede liegen in der Materialisierung der Schuhe und der Brandstory, die sich im Design der Schuhe widerspiegelt. Wir arbeiten mit sehr speziellen Ledern, die teilweise die Optik und Haptik von Textil haben. Diese einzigartigen Leder konnten wir zusammen mit unserem Westschweizer Designer Alex Mentha entwickeln; sie stehen uns exklusiv zur Verfügung.

 

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«Der Amerikaner hat das Konzept des zeitlosen Luxus mit einem Touch Nostalgie schnell verstanden.»

Auch die Geschichte von Porfirio Rubirosa, dem Namensgeber, fliesst in Ihre Schuhmodelle ein.
Natürlich. Man findet in jedem Modell Details aus der Epoche von Porfirio Rubirosa (1909–1965). Unsere Schuhe sind moderne Versionen von nostalgischen Sneaker-Modellen, die viele Kunden noch von früher kennen. Auch die Benennung der Schuhmodelle stehen in direktem Zusammenhang mit der Geschichte des Diplomaten, Rennfahrers, Polospielers und Playboys aus der Dominikanischen Republik. Zudem können wir gegenüber den direkten Mitbewerbern, die eine vergleichbar hochwertige Verarbeitung haben, einen besseren bis viel besseren Preis anbieten.

Ihre Schuhe sind unterdessen auch im Ausland bekannt, in den USA kommen sie besonders gut an. Weshalb stehen die Amerikaner so auf Ihre Schuhe?
Alex Mentha arbeitet schon lange für den amerikanischen Markt und kennt daher die Bedürfnisse und Vorlieben in den USA sehr gut. Zudem hat der Amerikaner die Geschichte und das Konzept des ruhigen, zeitlosen Luxus mit einem Touch Nostalgie sehr schnell verstanden. Hinzu kommen die Schweizer Firmenwerte und die Handwerkskunst aus Italien, was in den USA für hohe Qualität steht.

Und wohin wollen Sie mit Rubirosa in den kommenden Jahren hin?
Wir möchten in den bestehenden Märkten noch stärker präsent sein, da wir vor allem in den USA und in Deutschland noch ein riesiges Potenzial haben. Zudem sollen in einem ersten Schritt neue Märkte in Europa dazu kommen. Im Design werden wir noch vermehrt auf die speziellen Leder setzen.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Thomas Hary

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