Das grünste Rechenzentrum der Schweiz

Christoph Baumgärtner, das RZO ist neu Platinsponsor des LEADER Digital Awards. Weshalb engagiert sich das RZO bei einem solchen Anlass?
Ganz einfach: RZO sieht sich als Kommunikations-Hub und als «Enabler» für digitalen Lösungen in der Ostschweiz.
Welche Bedeutung haben solche Anlässe für die digitale Ostschweiz?
Ich halte es für wichtig, dass sich möglichst alle Marktteilnehmer und deren Möglichkeiten kennen. So entstehen immer wieder neue Ideen und Lösungsansätze. Dafür sind Veranstaltungen wie der LEADER Digital Award ideal.
Das RZO feiert dieses Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der vergangenen Jahre?
Der Start war offen gesagt etwas harzig. Nachdem wir namhafte Kunden gewonnen hatten, nahm der Vertrieb aber Fahrt auf. Mund-zu-Mund-Propaganda war und ist schon immer die beste Werbung.
Wer gehört denn alles zu diesen Kunden?
Viele unserer Kunden wollen nicht genannt werden. Mit einigen haben wir jedoch auch sogenannte Case Studies gemacht, die auch auf unserer Webseite zu finden sind. Unter diesen sind AR Informatik, Inventx, Geoinfo oder die Universität St.Gallen.
«Die drohende Strommangellage hat einen regelrechten Boom ausgelöst.»
Nach dem harzigen Start kamen Corona und der Ukraine-Krieg. Welche Auswirkungen haben diese Ereignisse auf das RZO?
Eines der besten Verkaufsargumente ist und war schon immer die persönliche Führung durch unser Datacenter. Und genau dies war während der Pandemie nur noch eingeschränkt möglich. Die drohende Strommangellage im letzten Winter hat jedoch einen regelrechten Boom ausgelöst, um diesen Rückstand nun wieder kompensieren zu können.
Apropos Strom: Ein oft gehörter Vorwurf an Rechenzentren ist, dass sie regelrechte Stromfresser seien. Das RZO in Gais wird allerdings als «grünstes RZ der Schweiz» bezeichnet. Was macht es so «grün»?
Als Erstes möchte ich gerne eine Lanze für alle professionellen Colocation Datacenter brechen.
Nur zu …
Wir benötigen den Löwenanteil des Stroms ja nicht für uns selbst, sondern für die IT-Geräte unserer Kunden. Diese Geräte würden auf jeden Fall Strom benötigen, egal, wo sie betrieben werden. Da der Strom zu beinahe 100 Prozent in Wärme umgesetzt wird, müssen die Geräte mit ausreichend kühler Luft versorgt werden. Da bei uns ein spezielles Kühlkonzept zum Einsatz kommt und Gais auf 920 m liegt, benötigen wir deutlich weniger zusätzlichen Strom für die Kühlung als andere Standorte.
Wird auch die Abwärme genutzt?
Selbstverständlich! Diese kann zu einem erheblichen Teil wiederverwendet werden: Wir können jährlich 1,5 GWh an die benachbarte Berg-Käserei abgeben, die damit rund 18 Millionen Liter Milch verarbeitet und 1800 Tonnen Käse herstellen kann. Dass die ganze Gebäudehülle ausserdem eine Photovoltaik-Anlage ist, rundet das Konzept ab.
Lässt sich die Effizienz auch in anderen Zahlen als Käselaiben ausdrücken?
Die Effizienz wird bei Datacentern mit einem sogenannten PUE-Wert dargestellt (Power Usage Effectiveness, Energieverbrauchseffektivität). Dieser Faktor kann theoretisch zwischen 1 und unendlich liegen. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass ein durchschnittlicher Serverraum einen PUE-Wert zwischen 2.0 und 2.5 hat.
Was bedeutet dieser PUE-Wert genau?
Im konkreten Fall heisst das, dass zwei- bis zweieinhalbmal so viel Strom benötigt wird, wie die IT-Geräte selbst benötigen. Der Rest wird hauptsächlich für die Kühlung und für die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) benötigt. Im RZO beträgt dieser PUE-Wert lediglich 1.15! Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende. Oder anders ausgedrückt: Wenn unser Datacenter einmal voll ausgelastet ist, werden wir so viel Strom einsparen können, wie die ganze Gemeinde Gais benötigt.
Das RZO ist nicht nur «grün», sondern auch besonders sicher. Ganz plump gefragt: Können die Daten im RZO überhaupt gestohlen werden?
Wir haben tatsächlich ein sehr umfangreiches Sicherheitsdispositiv. Mit all unseren Massnahmen scheint es quasi unmöglich, «physisch» an die Daten heranzukommen. Unser Geschäftsmodell besteht ja darin, dass wir einen sicheren Ort mit genügend Strom und Kühlung zur Verfügung stellen und unsere Kunden ihre IT-Geräte selbst betreiben. Somit können sich unsere Kunden hauptsächlich auf die elektronische Sicherheit konzentrieren.
Wie soll sich das RZO in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Selbstverständlich haben wir Wachstumspläne und können bereits bis Ende Jahr an einem weiteren Standort in der Ostschweiz unsere Services anbieten.
Neun Projekte im Final des LEADER Digital Award
Aus 42 Einreichungen hat die LEADER-Digital-Award-Jury 17 Nominierte selektioniert, die am 22. März ihr Projekt vor der Jury vorstellen konnten. Die Jurymitglieder haben nun neun Finalisten – je drei pro Kategorie – erkoren. Bei den Unternehmen sind dies die Fatzer AG, Romanshorn, mit ihrem digitalen Seilprüfsystem TRUscan, die Forster Rohner AG, St.Gallen, mit ihrem volldigitalisitierten Stickerei-Workflow und die Kemaro AG, Eschlikon, mit ihrem Reinigungsroboter K900. Bei den Start-ups sind die Helga AG, St.Gallen, mit ihrer Musikindustrie-Software helga.works, die Quickpac AG, St.Gallen, mit ihrer optimierten Letzte-Meile-Politik und die Siresca AG, Frauenfeld, mit ihrer Einmessungs-App für Elektroinstallateure dabei. Bei den Organisationen zählen der Lehrmittelverlag St.Gallen, Rorschach, mit seiner Web-App schulsportplaner.ch, das SBW Haus des Lernens, Romanshorn, mit seinem Tool für digitale Schülerkunst-Galerien und die St.Galler Stadtwerke, St.Gallen, mit ihrem automatisierten Einsatzoptimierungssystem für die Fernwärmeerzeugung zu den Finalisten. Aus diesen werden am 4. Mai im Einstein St.Gallen die Sieger der jeweiligen Kategorien bekannt gegeben. Daneben wird auch noch ein Publikumspreis mit einem Live-Voting vergeben. Das Rechenzentrum Ostschweiz ist neuer Platinsponsor des Awards. Tickets für die Award-Night sind unter leaderdigital.ch verfügbar.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Thomas Hary