St.Gallen

Vom kreativen Umgang mit Unerwartetem

Vom kreativen Umgang mit Unerwartetem
Roger Stadler, Group CEO icotec
Lesezeit: 4 Minuten

Freitagabend, Industriestrasse, Altstätten im Rheintal, strömender Regen: Eine Firma scheint in ausgelassener Stimmung im Festzelt. Das Medtech-Unternehmen Icotec feiert sein 25-jähriges Bestehen, aber hauptsächlich seine Mitarbeiter – mit Essen, Musik und Tanz. Dafür kamen sie von ihren Standorten in den USA und aus Deutschland an den Hauptsitz. Gefeiert wurden auch eine gemeinsame Mission und der Drang, unübliche Wege zu suchen.

Text: Pascal Tschamper

Ausgerechnet an einem Freitag, dem 13. – jenem im September 2024 – feiert das Rheintaler Medtech-Unternehmen Icotec sein 25-jähriges Jubiläum an seinem Hauptsitz in Altstätten. Sintflutartige Regenschauer prasseln immer wieder aufs Zeltdach nieder, bevor CEO Roger Stadler das Mikrophon ergreift. Der Festlaune tut das Unwetter keinen Abbruch: «Der kreative Umgang mit Unerwartetem und Widrigkeiten zeichnet uns aus», ruft Stadler den Mitarbeitern zu, «er ist der Schlüssel zum Erfolg.»

Fürs Samstagsprogramm, den geplanten Wanderungen in den Rheintaler Berger, fänden sich über Nacht sicher noch Alternativen. Daran scheint niemand zu zweifeln. Davor, kurz nach Feierabend, versammelten sich rund 130 Mitarbeiter in jenen Hallen, in denen die Hightech-Carbon-Implantate hergestellt werden – für Patienten weltweit, die an Wirbelsäulentumoren leiden. Icotec schaffte es in 25 Jahren vom Spin-off der ETH Zürich mit drei Mitarbeitern zum Weltmarktführer.

Dafür liess das Management die Belegschaft aus allen Standorten in Deutschland und den USA einfliegen. So kam es, dass sich Mitarbeitende aus verschiedenen US-Büros zum ersten Mal physisch trafen, in der Schweiz. Nach einem Get-together stellten sich alle fürs Gruppenbild in der Produktionshalle auf, die dafür kurzfristig teilweise ausgeräumt wurde, als das Wetter zu kippen drohte.

Eigene Wege suchen und finden

«Für uns ist diese Reise eine Gelegenheit zu erfahren, wie alles begann und wie weit wir gekommen sind», erzählt Terri Lawrence, die im US-Marketing arbeitet. Icotec-Gründer Karl Stadler, heutiger Ehrenpräsident, erzählt von den teilweise harzigen Anfängen: «Unseren Weg zu finden, dauerte länger als gedacht», begann er. «Wir liefen im Zickzack, machten aber nie einen Fehler zweimal.» Er habe nie am Erfolg gezweifelt.

Die ersten Produktempfänger waren keine Tumorpatienten, sondern ein Möbeldesigner, dem die «schwarzen Schrauben» gefielen. Fahrradhersteller oder die Formel 1 folgten, bevor Icotec seine heutige Mission fand: Tumorpatienten zurück ins Leben zu helfen. Die Auto- und Flugzeugindustrie habe man bekniet. Dazu passt die Spruchsammlung im Icotec-Treppenhaus: Klage nicht, kämpfe! Oder: Suche das Unterwartete!

Dass auch die Zukunft Veränderungsbereitschaft voraussetze, bekräftigt Verwaltungsratspräsident Claude Stadler: «Wir müssen uns immer wieder neu erfinden, aufstellen und verändern können.» Dafür brauche es eine Kultur, die länderübergreifend zusammenschweisse. Dies scheint bereits heute zu gelingen, wie Nicole Heim erzählt, die sich am Hauptsitz ums Marketing kümmert: «Wir beweisen täglich, dass wir als globales Team funktionieren, das an einem Strick zieht. Wir trauen uns auch, Dinge anders zu tun als der Rest.»

Dies bestätigt auch Mario Di Nola vom Kundendienst in Deutschland: «Icotec ist eine Familie. Egal, was man braucht – man hilft sich.» Typisch sei die Bodenständigkeit, verbunden mit dem Drang, alles noch besser machen zu wollen als am Tag zuvor. Das Icotec-Team bringt typische Tugenden seiner Standorte zusammen. Auch trotz rasanten Wachstums bescheinigt Daniela Krstic von der Qualitätsabteilung: «Wir sind familiär geblieben.»

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Mit Qualität und vereinender Mission

«Qualität, Qualität und nochmals Qualität», schwört derweil Roger Stadler sein Team ein. Gemäss dem amerikanischen Produktmanager Erwin Sahagun helfe die Schweizer Herkunft der Implantate im US-Markt: «Wir verbinden damit Qualität, Präzision und Sorgfalt.» Vielen internationalen Mitarbeitern ist der Standort Rheintal ein Begriff im Zusammenhang mit innovativen Unternehmen – «und vom Karneval haben wir gehört», heisst es von einem deutschen Tisch.

Wer mit Mitarbeitern spricht, bemerkt eine verbindende und sinnstiftende Mission: «Wir bieten Patienten, die an Wirbelsäulentumoren leiden, eine weltweit einzigartige Lösung», erzählt Emir Dizdarevic, der schon 18 Jahre dabei ist, heute als Vice President Process & Technoloy in Altstätten. «Wir können einen grossen Unterschied für die Lebensqualität dieser Menschen machen», ergänzt Daniela Krstic. Mit Blick in die Zukunft sagt es Roger Stadler so: «Wir wollen Metallimplantate in der Breite ersetzen, damit alle Patienten die Behandlung erhalten, die sie verdienen – die beste.»

«Nicht unser Alter, sondern Euch wollen wir heute feiern», so der CEO zu den Icotec-Mitarbeitern. Diese nahmen es sich zu Herzen und feierten ausgelassen. Zur Einstimmung spielte die Kapelle «Appenzeller Echo»-Kappelle auf. Mancher Jauchzer drang vom farbenfroh beleuchteten Zelt in die nasse Nacht über dem Altstätter Industriequartier hinaus – und animinierte die internationalen Gäste zu ebensolchen.

Witzige Videobeiträge sorgten für Lacher. «Wir sind innovative Leute mit viel Power und geben immer Gas», fasst Aydin Canbaz den Abend zusammen, er arbeitet in der Produktion am Hauptsitz. Zu später Stunde wurde entsprechend getanzt, zu wummernden Bässen – noch immer durchsetzt mit dem einen oder anderen amerikanisch anmutenden Jauchzer.

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