Verkauf von Franz Carl Weber: Dobler nimmt Stellung
Text: Thomas Renggli
Marcel Dobler, durch die Schweizer Kinderzimmer geht ein Aufschrei. Sie verkaufen das Spielwarenunternehmen Franz Carl Weber. Was ist der Grund?
Wir wollen den Franz Carl Weber weiterentwickeln – und die notwendigen Voraussetzungen für die langfristige Entwicklung der Traditionsmarke schaffen. Die künftigen Verlagerungen vom Einzelhandel zum Onlinegeschäft werden grosse Herausforderungen. Der Franz Carl Weber muss in grösseren Mengen einkaufen. Deshalb hätte ich mich am liebsten einer Einkaufsgesellschaft angeschlossen oder mich beim Einkauf mit einem Schweizer Konkurrenten zusammengetan. Weil dies aber nicht möglich war, war der Verkauf an die Drogeriemarktkette Müller, die schon jetzt stark auf Spielwaren setzt, die beste Lösung für die Firma und die Mitarbeiter.
Man muss dies stark relativeren. In den vergangenen zehn Jahren war der Franz Carl Weber nur während fünf Jahren in Schweizer Hand; zu 50 Prozent – in meiner Zeit. Zuvor gehörte er dem französischen Spielzeugkonzern Ludendo. Als wir ihn aus der Nachlassstundung gekauft haben, steckte das Geschäft tief in den roten Zahlen. Trotz Corona konnten wir es sanieren und auf eine gesunde wirtschaftliche Basis stellen. Um es aber weiterzuentwickeln, sind Synergien nötig – und dies ist mit Müller möglich. Der Konzern macht jährlich einen Umsatz von vier Milliarden Franken und beschäftigt 35'000 Mitarbeiter.
Aber der Franz Carl Weber ist für alle Schweizer eine hochemotionale Institution. Das Logo, der Weihnachtskatalog – all die Kindheitserinnerungen….
Das gilt auch für mich. Der «Franzki» war und ist für mich eine Herzensangelegenheit. Deshalb bleibe ich dem Unternehmen als Verwaltungsrat erhalten. Und wichtig ist: Für die Kunden ändert sich nichts.
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Was geschieht mit den 23 Filialen?
Am Filialnetz ändert sich nichts. Und sämtliche 200 Angestellten werden von Müller übernommen. Aber die Diskussionen über die Zukunft werden wir im Verwaltungsrat in den kommenden Monaten führen.
Haben Geschäfte vor Ort überhaupt eine Zukunft bei der starken Konkurrenz durch den Onlinehandel?
Davon bin ich überzeugt – gerade im Spielwarenbereich. Die Kunden schätzen eine gute Beratung und wollen die Artikel physisch vor sich sehen. Dazu kommt das Einkaufserlebnis mit den Kindern – im Internet ist dies nicht möglich.
Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus – ganz ohne Spielwaren…
Wie gesagt, bleibe ich im Verwaltungsrat. Und nach den Sommerferien beginnt der Wahlkampf um meine Bestätigung im Nationalrat. Falls ich gewählt werde, schaue ich, welche Herausforderungen auf mich zukommen. Ich bin für vieles offen.
Ich habe zwei Kinder im Primarschulalter – und dies schliesst für mich eine Bundesratskandidatur aus. Ich bin mit meinem 50-Prozent-Pensum als Politiker glücklich – und könnte mir nicht vorstellen, zu 100 Prozent fremdbestimmt zu sein. Eine hypothetische Ausnahme würde ich aber machen: Wenn es einen achten Bundesrat mit Kompetenzzentrum IT und Innovationen gäbe, würde ich es mir nochmals überlegen. Ansonsten lasse ich gerne Beni Würth den Vortritt. Er würde das hervorragend machen.