Schöne neue Arbeitswelten gestalten
Text: Michael Breu
Seit der Industriellen Revolution galt der allgemeine Zweck der Arbeit als «Erledigung von Aufgaben». Der Arbeitnehmer wurde dabei als «Mittel zur Zweckerfüllung» gesehen, wie der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann bereits Mitte der 1970er-Jahre kritisierte. Die Entwicklungen der letzten 50 Jahre, darunter Globalisierung und Digitalisierung, haben dieses Verständnis grundlegend verändert und zum Konzept der «New Work» geführt.
«New Work stellt den Menschen in den Mittelpunkt und definiert Arbeit als frei, selbstbestimmt und sozialkompetent», erklärt Alexandra Cloots, Professorin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, Leiterin des Instituts Gender & Diversity und ausgewiesene Expertin für neue Arbeitsformen. Es gehe vor allem um Sinnstiftung, Freiheit und Selbstständigkeit im Arbeitsalltag.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Die Umsetzung einer neuen Arbeitswelt ist komplex. Alexandra Cloots weist darauf hin, dass selbstbestimmte Arbeit klare Leitlinien benötigt, an denen sich Mitarbeiter orientieren können. Zudem braucht es ein starkes Commitment der Mitarbeiter, um als Team effektiv zu arbeiten. Ein Top-down-Ansatz ist hierbei oft nicht erfolgreich. Cloots empfiehlt Unternehmen, den Dialog mit den Mitarbeitern zu suchen, um herauszufinden, wie die ideale Arbeitswelt gestaltet werden soll.
Ein Beispiel aus St.Gallen zeigt, dass die Einführung der 4-Tage-Woche in einem Unternehmen zunächst Unzufriedenheit hervorrief, da Pausen nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Nach Anpassungen auf eine 4 ½-Tage-Woche, bei der der Freitagnachmittag frei ist, stellte sich jedoch Zufriedenheit ein. Dieses Beispiel zeigt, dass «New Work» nicht zwangsläufig Homeoffice bedeuten muss, wie oft fälschlicherweise angenommen wird.
Fazit: Die Gestaltung schöner, neuer Arbeitswelten erfordert flexible Modelle, die an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst sind. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im offenen Dialog und der Bereitschaft, gemeinsam die besten Lösungen zu finden.