St.Gallen

Mehr Frauen in der Tech-Branche gefordert

Mehr Frauen in der Tech-Branche gefordert
Priska Burkhard: «Diversität bei der Entwicklung von Technologien ist wichtig, weil sie von allen Menschen benutzt wird.»
Lesezeit: 3 Minuten

Berufsbilder-Klischees verhindern häufig, dass sich angehende Studentinnen für Informatik, Wirtschaftsinformatik oder allgemein technische Studiengänge begeistern. Der Ostschweizer Netzwerkanlass «femalITy» hat zum zweiten Mal Frauen aus der Tech-Welt an der OST in St.Gallen versammelt. In Themensessions wurde darüber diskutiert, wie sich mehr Frauen für IT- und Technik-Berufe gewinnen lassen.

Text: pd/jos

Technologie und IT-Systeme prägen unseren Alltag, privat wie beruflich. Gleichzeitig wird Technik heute je nach Untersuchung zu mehr als 80 Prozent von Männern entwickelt und dadurch geprägt.

Entsprechend richtete Keynote-Speakerin Priska Burkhard, Unternehmerin und treibende Kraft hinter TechFace, einer Plattform, die Frauen im Technologiesektor unterstützt und fördert, den Fokus ihrer Rede darauf aus, mehr Frauen für eine Laufbahn in technischen Berufsfeldern zu motivieren: «Diversität bei der Entwicklung von Technologien ist wichtig, weil sie von allen Menschen benutzt wird.»

Im letzten Jahrhundert arbeiteten mehr Frauen in der Techbranche als heute

Gerade weil immer mehr Maschinen und Softwareprodukte die Arbeit von Menschen übernehmen, müssten in der Entwicklung dieser Technologien die unterschiedlichen Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft einfliessen. Das sei nur möglich, wenn der Anteil von Frauen, die Technologie prägen, steige. Im historischen Vergleich sei es paradox, dass in den 60er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts mehr Frauen in Techbranchen gearbeitet haben als heutzutage, so Burkhard. 

Um das zu ändern, plädierte Burkhard für eine neue Führungs- und Vernetzungskultur in der Techbranche. «Die immer noch weit verbreiteten autoritären Führungsstile haben dazu geführt, dass Menschen Diskriminierung und Angst erleben und darauf mit Auflehnung und Demotivation reagieren. Wenn wir mehr Frauen in wichtigen Techbereichen wollen, müssen sich Frauen stärker untereinander vernetzen und es braucht eine neue Führungskultur, die hilft, Menschen zu fördern, Macht zu teilen und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden vor die persönlichen Interessen von Führungskräften zu stellen», so Burkhard.

Vertiefter Austausch in 18 Themensessions

Das «femalITy»-Programm bot am Nachmittag zahlreiche Themensessions und Diskussionen, die sich darauf konzentrierten, Frauen rund um IT-Themen zu vernetzen und gemeinsam Ideen zu entwickeln.

«Um mehr Frauen in die Techwelt zu bekommen, müssen wir verstärkt zeigen, dass es Frauen in diesen Branchen gibt und diese auch gezielt sichtbar machen», nahm Pascale Baer-Baldauf, Leiterin des Instituts für Informations- und Prozessmanagement und Professorin für Wirtschaftsinformatik an der OST, den Ball auf und verabschiedete die rund 100 Teilnehmer in insgesamt 18 Themensessions. Die Auswahl war vielfältig – von Female Entrepreneuship über Software-Accessability bis zu KI Cheerleaderinnen und Talentscouting.

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Frauenanteil verharrt auf tiefem Niveau

Wie wichtig es ist, Lösungen für den niedrigen Frauenanteil in der Techwelt zu finden, zeigen verschiedene Zahlen. Auf dem Fachkräftemangel-Index der Schweiz belegen IT-Berufe den zweiten Platz, direkt nach den Gesundheitsberufen. «Der Frauenanteil in der IT verharrt in der Schweiz auf tiefem Niveau», so Baer-Baldauf.

Im Jahr 2022 lag der Frauenanteil in den IT-Berufen bei nur 15,9 Prozent, damit liegt die Schweiz im europäischen Vergleich im hinteren Bereich. «Dabei stecken wir mitten in der Digitalisierung – die zukünftigen Entwicklungen sind herausfordernd und vielschichtiger Natur. Es ist äusserst wichtig, dass die Perspektive der Frauen vertreten ist», so die OST-Professorin.

Für einmal als Mann in der Minderheit

Dass diverse Teams bei der Bewältigung dieser vielschichtigen Herausforderungen helfen können, ist eine Überzeugung von Mirko Stocker, der an der OST als Professor tätig ist und den Bachelorstudiengang Informatik leitet.

Auch er nahm an den verschiedenen Diskussionen als einer der wenigen anwesenden Männer teil: «Als Mann ist man es sich im IT- und Techumfeld gewohnt, dass Frauen die Ausnahme sind. Hier bei 'femalITy' war es genau umgekehrt und ich war als Mann in der Minderheit. Diese interessante Erfahrung sollten viel mehr Männer machen, denn die Diskussionskultur in stark von Frauen geprägten Gruppen ist wesentlich ruhiger und man kommt inhaltlich mindestens so schnell voran», so Stocker.

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