10 gute Gründe, weshalb der Verkehr unter die Erde soll
«Unser Lebensraum» zählt zehn Argumente auf, die für das ASTRA-Projekt sprechen und und beschreibt gleichzeitig mögliche Szenarien, wenn der Verkehr weiterhin durch die Stadt rollt:
1. Offene Autobahnausfahrten
Das ASTRA gewährleistet die Sicherheit auf den Nationalstrassen. Ein Rückstau auf die Fahrbahn muss verhindert werden. Das Bundesamt für Strassen zieht eine Schliessung der Ausfahrt Kreuzbleiche (Schoren-Tunnel) bei hohem Verkehrsaufkommen in Betracht.
Mögliche Konsequenzen
Eine Schliessung der Ausfahrt Kreuzbleiche, würde die Zubringer Winkeln und St.Fiden zusätzlich belasten. Dies bringt Mehrverkehr im Westen der Stadt (Zürcherstrasse, Fürstenlandstrasse, Oberstrasse) und rund um St.Fiden. Die Zufahrt zu den zentralen Stadtgebieten (Riethüsli, Rotmonten, St.Georgen, Zentrum) verlängert sich deutlich.
2. Mehr Platz für Blaulicht-Organisationen
Ein Verkehrsstau behindert Rettungsfahrzeuge im Einsatz. Im Notfall entscheiden Sekunden. Wenn Einsatzkräfte schnell vor Ort sind, steigt die Sicherheit. Für Sanität, Feuerwehr und Polizei sind offene Strassen von zentraler Bedeutung.
Mögliche Konsequenzen
Ein um Minuten verspätet eintreffender Rettungsdienst kann Auswirkung auf Leib und Leben haben. Die Feuerwehr, die im Stau stecken bleibt, kann das brennende Haus nicht löschen. Und die Polizei erreicht den Tatort oft ohne Täterschaft. Verkehrsstaus sind ein Sicherheitsrisiko.
3. Mehr Platz fürs Velo
Eine breite Velofahrstrasse, auf welcher der E-Bike-Fahrer das Lastenvelo überholen kann. Ganze Strassenabschnitte als 30er-Zone. Kreuzungen ohne Lichtsignalanlagen und eine neue Fahrradbrücke über die Bahngeleise. Der Langsamverkehr profitiert vom Verschwinden der schweren Fahrzeuge im Liebeggtunnel.
Mögliche Konsequenzen
Ohne die neuen unterirdischen Strassen ändert sich an der aktuellen Situation nichts. Velos teilen sich die selben Strassen mit Lastwagen und Fussgängern. Die Ost-West-Achse wird weiterhin von der verkehrsbelasteten Geltenwilerstrasse durschnitten.
4. Mehr Platz für Menschen
Der grosse Platz an der Ecke Demutstrasse, Teufenerstrasse kann neu gestaltet werden. Bäume statt BMW, Bänklein statt Bentley. Weniger Fahrzeuge bedeuten weniger Lärm und frische Luft. Ob im Riethüsli, im Tschudiwies oder in St.Georgen. Es wird Platz frei für die Menschen.
Mögliche Konsequenzen
Der Verkehr nimmt laut den Zahlen des Kantons weiter zu (Studie Dezember 2022). Die Blechlawinen rollen weiterhin und zunehmend dichter mitten durch die Stadt. Eine freundliche Umgestaltung der Quartiere bleibt ohne den Bau des Tunnels über Jahrzehnte verwehrt.
5. Offene Wege, offene Quartiere
Das Velo mit Anhänger, die VBSG, der Spitex-Zmittag-Service oder der Getränkelieferant. Sie und viele mehr profitieren von offenen, staufreien Strassen. Jene Menschen, die sich innerhalb der Stadt bewegen, gewinnen den Raum für sich zurück.
Mögliche Konsequenzen
Der zunehmende Verkehr wird viele Quartiere noch stärker belasten. Ob Demutstrasse, St.Georgen-Strasse oder Wildeggstrasse: Ohne den neuen, entlastenden Tunnel werden solche Quartierstrassen weiterhin vom motorisierten Individualverkehr dominiert.
6. Potenzial Güterbahhof-Areal
Die Testplanung der Stadt St.Gallen zeigt klar: Auf dem Areal des Güterbahnhofs ist (fast) alles möglich. Die historisch wertvollen Gebäude bleibe bestehen, ein Rural-Park schafft Raum für Biodiversität. Das ganze Areal kann ohne den Verkehr neu gedacht und gestaltet werden.
Mögliche Konsequenzen
Der grösste Teil des Bodens im Güterbahnhof-Areal gehört dem Kanton St.Gallen. Was dieser mit dem Raum vorhat, wenn das Projekt nicht realisiert werden kann, ist völlig unklar. Es besteht die Gefahr, dass ein für die Stadt wichtiges Gebiete über Jahre hinweg eine Brache bleibt.
7. Gesicherte Finanzierung
Fast 25 % des Budgets des nationalen Strategischen Entwicklungsprogramm 2023 (STEP Nationalstrassen) wird für den neuen Zubringer aufgewendet. Die Stadt profitiert von Geldern aus Bern. Zusammen mit den Beiträgen der Kantone SG und AR und dem Anteil der Stadt steht die Finanzierung auf festen Beinen.
Mögliche Konsequenzen
Das Geld aus dem STEP fliesst in Strassenprojekte. Ob im Wallis, in der Innerschweiz oder im Jura. Und weil auch andere Regionen Strassenprojekte finanzieren müssen, ist es wichtig, dass die Region politisch Einigkeit demonstriert, um die Finanzierung nicht zu gefährden.
8. Fliessender öffentlicher Verkehr
Der öffentliche Nahverkehr muss nahe bei den Menschen und vor der Haustüre unterwegs sein. Er soll zuverlässig und regelmässig die Quartiere der Stadt bedienen. Kurze Fahrzeiten sind dann möglich, wenn die Strassen frei sind vom pendelnden Individualverkehr.
Mögliche Konsequenzen
Menschen wollen mobil sein. Nicht alle können und wollen jederzeit auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Verstopfte Verkehrswege behindern den ÖV – denn nicht überall gibt es Platz für separate Spuren. Lichtsignalanlagen die den ÖV bevorteilen haben ihrerseits Einfluss auf den Langsamverkehr und Fussgänger.
9. Ein pfannenfertiges Projekt
Seit vielen Jahren wird das Projekt «Zubringer Güterbahnhof» im Rahmen der Engpassbeseitigung in Zehntausenden Stunden geplant. Zwei städtische Abstimmungen haben das Projekt bestätigt. Das Projekt kann die wichtigsten Fragen beantworten und die Finanzierung ist gesichert.
Mögliche Konsequenzen
Es gibt keinen Plan B. Alle anderen im Raum stehenden Projektideen wurden nicht im Detail geprüft. Eine mögliche (Bundes-)Finanzierung solcher Ideen steht nicht zur Debatte. Wenn die Engpassbeseitigung nicht realisiert wird, ist der Verkehrskollaps vorprogrammiert.
10. Wir begegnen uns
Wir bewegen uns. Mobilität ist etwas Gutes. Menschen wollen mobil sein. Um andere Menschen zu treffen und um Neues zu entdecken. Auch wenn die zukünftige Mobilität die Netze effizienter macht: Aber am besten ist, wenn der Verkehr unter dem Boden fliesst, damit Menschen darüber leben können. Wer mutig und aktiv handelt, Ideen hat und mit positivem Blick nach vorne schaut, bestimmt den Kurs.