Jedes 2. Red Bull kommt aus Widnau

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Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass eine kleine Dose, deren Inhalt nach Gummibärchen schmeckt, die Getränkewelt umkrempelt und Hersteller Red Bull weltweit führender Anbieter von Energy Drinks wird? Und dass inzwischen jede 2. Red-Bull-Dose aus Widnau kommt?

Seitdem der Österreicher Dietrich Mateschitz den Energy Drink am 1. April 1987 auf den österreichischen Markt gebracht hat, wurden weltweit 62,37 Milliarden Dosen verkauft. Mit dem kometenhaften Aufstieg von Red Bull wurde Mateschitz selbst zum Milliardär: Als reichster Österreicher schaffte er es im aktuellen Ranking des US-Magazins ‹Forbes› weltweit auf Platz 86.

Seit 2005 steht in Widnau eine Produktionsanlage von Rauch, die den Drink produziert und abfüllt; gleich nebenan befindet sich die Aludosenfabrik von Rexam. Inzwischen kommt jede zweite Red-Bull-Dose aus Widnau. Von hier aus geht es in den Nicht-EU-Markt, nach London, New York, Rio de Janeiro oder Tokyo. Über drei Milliarden der blau-grauen Dosen mit den roten Stieren wurden im vergangenen Jahr vom Rheintal in die ganze Welt geschafft. Die global steigenden Verkäufe beflügeln dabei vor allem auch die Exportstatistik der Schweiz: Die Schweiz verkauft heute mehr Getränke ins Ausland als Schokolade und Käse zusammen.

Der Gemeinde Widnau brachten die Produktion der Dosen und des Energy-Getränkes ein paar Hundert Arbeitsstellen und den Schweizer Zuckerrübenbauern einen grossen Stammkunden. Sie liefern zu einem grossen Teil den Süssstoff für den Getränkemix. Ein Viertel der gesamten Zuckerproduktion in der Schweiz landet im österreichischen Energydrink.

Und so fliesst heute – 30 Jahre nach der Lancierung von Red Bull – auch oft ein Stück Schweiz mit, wenn der Partygänger in London, die Pendlerin in Tokyo oder der Banker in New York auf der Suche nach einem Energieschub eine der blau-grauen Dosen öffnet.

Der Name des koffein- und taurinhaltigen Getränkes stammt aus Asien. Auf einer Dienstreise 1982 nach Thailand wurde Dietrich Mateschitz, damals Marketingmanager des Zahnpastaherstellers Blendax, auf den thailändischen Wachbleib-Drink namens ‹Krating Daeng›, auf Deutsch ‹roter Stier›, aufmerksam. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass das Getränk den Jetlag des österreichischen Handelsreisenden erfolgreich bekämpfen konnte.

Angetan von dem Produkt gründete Mateschitz mit dem Eigentümer des thailändischen Produzenten T.C. Pharmaceutical, Chaleo Yoovidhya, im Jahr 1984 die Red Bull GmbH. Krating Daeng hat im Gegensatz zu Red Bull keine Kohlensäure und eine etwas andere Rezeptur.

Mateschitz hält 49 Prozent an Red Bull, die Mehrheit befindet sich im Besitz der Familie Yoovidhya. Die Zulassungsphase und die Suche nach einem geeigneten Werbeslogan – ‹Red Bull verleiht Flügel› – benötigten einige Jahre bis zur Markteinführung 1987.

Die 250-Milliliter-Dose eroberte Clubs und Kneippen und wurde vor allem bei der jungen Generation ein Hit. Der Werbeslogan ‹Red Bull verleiht Flügel› brachte dem Unternehmen allerdings eine skurrile Klage wegen irreführenden Marketings ein, die 2014 zu einem millionenschweren Vergleich führte: Ein US-Amerikaner stiess sich daran, dass der Energy Drink doch keine Flügel verleihe. Red Bull erklärte sich bereit, 13 Millionen Dollar in einen Fonds einzuzahlen. Damit wollte man eine Massenklage verhindern.