St.Gallen

«Es braucht ein Umdenken in der Bauindustrie»

«Es braucht ein Umdenken in der Bauindustrie»
Anouk Godelet
Lesezeit: 3 Minuten

Am 9. Dezember fand der zweite «ecocircle» der Energieagentur St.Gallen statt. Anouk Godelet, Architektin und Beraterin für baubiologisches und zirkuläres Bauen, referierte am Hybridevent in der Lokremise St.Gallen zum Thema «KREIS-Haus – Kreisläufe erleben vom Labor ins Feld».

In Zeiten von Ressourcenknappheit und Klimawandel spielt der Gebäudesektor eine tragende Rolle. Er ist für 40 Prozent des weltweiten Ressourcen- und Energieverbrauchs verantwortlich. Dementsprechend gross ist das Potenzial, Massnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in Gebäuden umzusetzen. Hier setzt das Projekt KREIS-Haus an. KREIS-Haus steht für Klima- und Ressourcen-Effizientes Suffizienz-Haus.

Das KREIS-Haus-Projekt zeigt auf, wie eine funktionierende Kreislaufwirtschaft auf kleinstem Raum in Gebäuden umgesetzt werden kann. Von den regionalen Baumaterialien bis zu den Nährstoffen aus dem Abwasser – alles befindet sich im Kreislauf. «Damit sich diese Art von Bauen durchsetzt, braucht es aber ein Umdenken in der Bauindustrie», erklärte Anouk Godelet den rund 20 anwesenden Gästen in der Lokremise und den Zuschauern im Livestream.

Natürliche und rezyklierte Materialien

Im September dieses Jahres wurde in Feldbach ZH das erste KREIS-Haus der Schweiz eröffnet. Das unter der Leitung der Umweltwissenschaftlerin Devi Bühler von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft (ZHAW) erbaute Tiny House wurde durch und durch nach dem Kreislauf-Prinzip konstruiert. «So kann ein Gebäude zu einem werthaltigen Wertstoff-Depot werden», sagte Anouk Godelet, die ebenfalls am KREIS-Haus-Projekt mitarbeitet.

Das kleine Häuschen steht ohne Betonfundament, um den Boden nicht zu beeinträchtigen. Es wurde aus Naturmaterialien wie Lehm, Kalk und Holz gebaut und hat einen Fussboden aus recycelten Glasscherben. Die eingebaute Trockentoilette spart nicht nur Wasser, sondern ermöglicht auch die Rückgewinnung von Nährstoffen: Nach der Aufbereitung kann der Inhalt als Dünger auf dem Dachgarten verwendet werden.

Der Strom kommt direkt aus den im Wintergarten integrierten Solarmodulen und wird in Second-Life-Batterien gespeichert. «Diese Batterien waren ursprünglich in E-Postautos verbaut und bringen noch etwa 80 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung. Sie eignen sich daher bestens für den Einsatz in einem KREIS-Haus», so Godelet.

Derzeit besteht für Interessierte die Möglichkeit, drei bis vier Nächte im KREIS-Haus zu übernachten, um zu erfahren, wie es sich in einem solchen ökologischen Tiny House lebt. Später soll das auch über einen längeren Zeitraum möglich sein.

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Über den ecocircle

Mit dem ecocircle möchte die Energieagentur St.Gallen sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. Er soll eine Plattform sein für zukunftsweisende Inhalte für die Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel, sich mit einem ganzheitlichen Ansatz vom linearen Wirtschaftssystem zu lösen und die Suche nach neuen Ideen und Formen im bewussten Umgang mit unseren Ressourcen zu unterstützen.

«Mit diesem regelmässig stattfindenden Event möchten wir aufzeigen, wie nachhaltiges Bauen heute aussehen kann, indem man beispielsweise rezyklierte Materialien verwendet, Stoffkreisläufe schliesst und so deutlich weniger Abfälle produziert», sagt Silvia Gemperle, Leiterin Energie und Bauen sowie stellvertretende Geschäftsleiterin der Energieagentur St.Gallen.

Der ecocircle wird von Spezialisten, Entwicklern, Architekten, Bauphysikern und Unternehmern mit ihrem Wissen geprägt. Sie berichten aus ihrem Alltag, von ihren Visionen, machbaren Zielen und Anstrengungen im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Interessierten wird dieses Wissen nach den Events jeweils in den gesammelten Livestreams zur Verfügung gestellt. Zudem können sie sich im ecocircle-Blog mit den Referenten austauschen.

Geplant sind vier ecocircle-Veranstaltungen pro Jahr, die jeweils von 7:00 bis 8:00 Uhr im Livestream übertragen werden. Im nächsten Jahr finden an folgenden Daten ecocircles statt:

  • Donnerstag, 24, März 2022
  • Donnerstag, 30. Juni 2022
  • Donnerstag, 15. September 2022
  • Donnerstag, 8. Dezember 2022

Der ecocircle der Energieagentur St.Gallen wird von folgenden Partnern unterstützt: EMPA, FLUMROC, Amt für Energie und Verkehr Graubünden, Lignum Holzwirtschaft Schweiz, Minergie Schweiz, OST – Ostschweizer Fachhochschule, Kanton St.Gallen Bau- und Umweltdepartement, SAK St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG, Stadt St.Gallen, Vereinigung St.Galler Gemeindepräsidenten VSGP.

Weitere Infos: www.eco-circle.ch

 

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