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Bühler testet Anwendung von heimischem Getreide in Nigeria

Bühler testet Anwendung von heimischem Getreide in Nigeria
Das GPIC macht die Forschung für kosteneffiziente Lösungen für die Getreidesorten-Verarbeitung möglich
Lesezeit: 4 Minuten

Bühler hat zusammen mit Flour Mills of Nigeria Plc (FMN) ein Getreideanwendungszentrum in Nigeria eröffnet, das sich auf die Verarbeitung einheimischer und traditioneller Getreidesorten spezialisiert.

Text: pd

Mit diesem nachhaltigen und tiefgreifenden Engagement soll die Ernährungsunsicherheit nicht nur in Nigeria, sondern schrittweise in ganz Afrika bekämpft werden. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) leben heute rund 2,3 Milliarden Menschen auf der Welt in einer unsicheren Ernährungssituation. Mit ihren spezifischen Vorteilen können lokale Getreidesorten wie Sorghum und Hirse eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Ernährungssicherheit spielen, besonders in Afrika.

Diese Rohstoffe werden heute wenig genutzt, ihre Verarbeitung ist nicht entwickelt. Darum eröffnet Bühler gemeinsam mit seinem Gründungspartner Flour Mills of Nigeria (FMN) und seinen Kooperationspartnern wie Olam Agri ein eigenes Anwendungs- und Trainingszentrum mit Forschungs- und Entwicklungskapazitäten im nigerianischen Kano.

Nachhaltig entwickeln

Das Hauptziel ist es, die industrielle Verarbeitung dieser Getreide auf die nächste Stufe zu heben und so zu einer erschwinglichen Ernährung beizutragen. «Nachhaltige Lebensmittelwertschöpfungsketten, die lokales Getreide nutzen, haben für die Entwicklung Afrikas oberste Priorität», sagt Johannes Wick, CEO des Segments Grains & Food von Bühler.

«Neben einer verbesserten Lebensmittelwertschöpfungskette sehen wir grosse Geschäftsmöglichkeiten durch eine neue Kategorie von verarbeiteten Lebensmitteln», sagt John Coumantaros, Vorstandsvorsitzender von Flour Mills of Nigeria. Zu den erwarteten Auswirkungen des Anwendungs- und Trainingszentrums kann Coumantaros Auskunft geben.

«FMN war schon immer ein Vorreiter bei der Förderung der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln in Nigeria und zunehmend auch auf dem ganzen Kontinent. Das Anwendungszentrum eignet sich gut, um lokale Getreidesorten nachhaltig zu entwickeln, Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen und praktikable Alternativen zu einigen Rohstoffen zu bieten, die für die Produktion importiert werden. Diese Partnerschaft zeigt einmal mehr, wie konsequent wir auf lokale Entwicklung setzen und uns dafür einsetzen, die Menschen jeden Tag zu ernähren und ihr Leben zu bereichern.»

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Klimawandel beschleunigt immer weiter

Lokale Getreidesorten und Feldfrüchte haben viele Vorteile und sind daher ein wichtiges Instrument, um die Ernährungssicherheit zu erhöhen. Sie haben eine hohe Nährstoffdichte mit wertvollen Vitaminen, Mineralien, Proteinen und Fetten, sind klimatolerant und können hohen Temperaturen und trockenen Bedingungen standhalten und benötigen weniger Dünger und Pestizide als andere Getreidesorten. «Mit diesen Eigenschaften sind lokale Getreidesorten die idealen Pflanzen für den Anbau in Afrika, besonders im Angesicht des sich beschleunigenden Klimawandels», sagt Ali Hmayed, Leiter des neuen Grain Processing Innovation Center (GPIC) von Bühler in Kano.

Es gibt viele Gründe, warum diese einheimischen Getreide und Feldfrüchte noch nicht in industrielle Lösungen integriert wurden; sie reichen von geringen Anbaumengen und kurzer Haltbarkeit bis hin zu mangelndem Prozesswissen und fehlender Ausrüstung. Gemeinsam mit seinen Partnern macht Bühler nun einen grossen Schritt, um diese Blockade zu durchbrechen und ist offen für weitere Kooperationen.

Johannes Wick, CEO des Segments Grains & Food von Bühler
Johannes Wick, CEO des Segments Grains & Food von Bühler

Kosteneffiziente Lösungen finden

Das GPIC ist ein dreistöckiges Gebäude mit einer Fläche von 480 Quadratmetern, das Produktionsanlagen im Pilotmassstab, Forschungs- und Entwicklungslabors sowie Unterrichtsräume beherbergt. Die Produktionsanlage umfasst alle Schritte der Verarbeitung, von der Reinigung und Sortierung bis hin zum Schälen, der Wärmebehandlung und dem Vermahlen. Das Herzstück der Anlage ist das hochverdichtete AlPesa-Vermahlungssystem von Bühler. Das GPIC wird es Kunden, Forschern und Partnern ermöglichen, gemeinsam an kosteneffizienten Lösungen zu forschen, um lokale Getreidesorten wie Sorghum, Hirse, Mais, Sojabohnen und andere lokale Feldfrüchte wie Maniok, diverse Bohnensorten, Nüsse und Samen zu verarbeiten. 

In enger Zusammenarbeit mit der Bühler African Milling School im kenianischen Nairobi bietet das GPIC auch Schulungs- und Ausbildungskurse über lokale Getreidesorten und deren Vorteile und Anforderungen beim Anbau und der Verarbeitung an. Darüber hinaus kann Bühler dank diesem neuen Anwendungs- und Trainingszentrum sein Verarbeitungsportfolio für lokale Getreidesorten in Bezug auf Leistung und Kosteneffizienz optimieren. Das GPIC ist eingebettet in das weltweite Netzwerk von 25 Anwendungs- und Trainingszentren von Bühler. Die erste Versuchsreihe mit Kunden wurde bereits vereinbart. 

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Ernährungssicherheit erhöhen, Wirtschaft stärken

Ein wichtiger Grund für Afrikas schwierige Ernährungssituation ist, dass viele Regionen des Kontinents Getreide importieren, vor allem Weizen und Reis. Das macht sie anfällig für Handelsunterbrüche und Wechselkursschwankungen. «Lokales Getreide bietet viele Möglichkeiten, man kann damit nicht nur die Ernährungssicherheit erhöhen, sondern auch neue Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und den angrenzenden Märkten schaffen und die Länder unabhängiger von Importen machen», erklärt Ali Hmayed. 

Die Lebensmittelversorgungskette in Afrika lässt sich nicht über Nacht umgestalten. «Es braucht konzertierte Anstrengungen in vielen Sektoren, einschliesslich der Landwirtschaft, der Verarbeitung, der Rezeptentwicklung, der Endproduktinnovation; auch die Konsumentinnen und Konsumenten müssen einbezogen werden», sagt John Coumantaros von FMN. 

«Wir von Bühler freuen uns, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern zu diesem Systemwechsel beitragen können, damit mehr Menschen in Afrika Zugang zu erschwinglichen und gesunden Lebensmitteln haben und dass wir so Hunger und Mangelernährung bekämpfen können», sagt Johannes Wick von Bühler. 

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