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Das Rückgrat der Wirtschaft

Das Rückgrat der Wirtschaft
Jonny Zäch
Lesezeit: 5 Minuten

Das Zentrum für berufliche Weiterbildung mit Standorten in St.Gallen und Sargans sorgt dafür, dass unserer Wirtschaft die Berufsfachleute nicht ausgehen. ZbW-Direktor Jonny Zäch weiss, wie Profis heute optimal aus- und weitergebildet werden.

Text: Stephan Ziegler

Jonny Zäch, welche Arten von Weiterbildungsprogrammen bietet das ZbW an und wie werden diese entwickelt, um den aktuellen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden?
Ein sehr breites Spektrum – vom individuellen Firmenkurs über spezifische Fachkurse bis zu mehrsemestrigen Ausbildungen auf Stufe Höhere Fachschule, Nachdiplomstudiengängen sowie Vorbereitungen auf eidg. Berufs- und Höhere Fachprüfungen. Aktuelle Themen der Wirtschaft werden aktiv aufgenommen und laufend in bestehende Ausbildungen integriert. So wollen wir den sich zum Teil schnell ändernden Bedürfnissen der Realwirtschaft – insbesondere in den technischen Fachbereichen – gerecht werden.

Welche Schritte unternehmen Sie, um sicherzustellen, dass die Lehrinhalte und -methoden aktuell und praxisnah sind?
Indem wir die Inhalte sowie die Herangehensweise der Kompetenzvermittlung stetig reflektieren. Dabei ist der Austausch mit unseren Partnern aus der hiesigen Wirtschaft ausschlaggebend. Sei dies über Lenkungsausschüsse mit Experten aus den einzelnen Fachgebieten, über die intensive Zusammenarbeit mit Berufsverbänden oder über den direkten Einbezug von Unternehmen bei der Initialisierung von neuen Ausbildungen und der damit verbundenen Lerninfrastruktur.

Und wie fördern Sie die Interaktion und den Wissensaustausch zwischen den Teilnehmern, die oft bereits umfangreiche Berufserfahrung mitbringen?
Wir geben den Beteiligten eine Umgebung, die dem Lern-und Lehrverständnis des ZbW, der Wirtschaft und der Höheren Berufsbildung entspricht. Dabei ist der Austausch über digitale Plattformen in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. In Ausbildungen mit mehrheitlich erfahrenen Berufsfachleuten fördern wir anhand projektbezogener Arbeiten sowie Laborunterricht den Wissensaustausch fachbereichsübergreifend.

Zunkft auf Schweizer Strassen  MiBa  

«Praktisch jeder Berufsabschluss eröffnet eine Anschlusslösung.»

Welche Rolle spielen branchenerfahrene Dozenten und Praktiker in Ihren Weiterbildungsprogrammen, um den Teilnehmern praxisrelevante Einblicke zu bieten?
Eine fundamentale. Im Gegensatz zur eher wissenschaftlich ausgerichteten Bildung an den Hochschulen verkörpert die Höhere Berufsbildung im schweizerischen Bildungssystem die ausschliesslich praxisorientierte Ausbildung. Dieser Anforderung als Bildungsinstitution können wir nur mit unseren rund 380 Dozenten und Experten aus der Praxis gerecht werden.

Können Sie Beispiele für Erfolgsgeschichten von ehemaligen Teilnehmern nennen?
Erfolg zu bemessen, ist immer auch eine Frage der eigenen Optik. Einen Erfolg sehe ich darin, wenn es uns gelingt, mit unserem Engagement in der Bildung die Berufschancen der Menschen und die wirtschaftliche Entwicklung von Industrie, Gewerbe und Dienstleistungssektor der Ostschweiz zu stärken. Die beruflichen Wege von ehemaligen Studenten sind sehr unterschiedlich. Durch den Kontakt über Ehemaligentreffen sowie persönliche Kontakte zu Absolventen ist es immer wieder schön zu sehen, in welchen Branchen, Positionen und Ecken dieser Welt Ehemalige des ZbW heute beruflich tätig sind. Die mir bekannten Erfolgsgeschichten decken ein breites Spektrum ab, von Positionen wie Team- und Abteilungsleitende in grossen Tech-/Industriebetrieben, CEOs im Bau- oder verarbeitenden Gewerbe, technische Leiter von KMU bis zu prägenden Persönlichkeiten aus der öffentlichen Verwaltung. 

Wie integrieren Sie moderne Technologien, Online-Plattformen oder E-Learning-Methoden in Ihre Weiterbildungsangebote?
Deren erfolgreiche Integration in Ausbildungen erfordert strategische Planung und kontinuierliche Überwachung. So können wir sicherstellen, dass die Ziele aller Beteiligten im Lern- und Lehrprozess erreicht werden und der Nutzen für die Arbeitswelt hoch ist. Dabei beachten wir einheitliche Strukturvorgaben und legen hohen Wert auf Nutzerfreundlichkeit und Kollaborationsmöglichkeiten. Um die Tools effizient in den Unterricht einzubinden, werden Lehrende und Lernende in der Anwendung der Arbeitsmittel geschult.

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«Aktuelle Themen der Wirtschaft werden aufgenommen und integriert.»

Wie evaluieren Sie die Wirksamkeit Ihrer Weiterbildungsprogramme, um sicherzustellen, dass sie den sich ändernden Bedürfnissen der Berufsfachleute entsprechen?
Bei den Studenten wenden wir ein Vier-Stufen-Konzept an. Dabei wird fachspezifisch, semester- und lehrgangsübergreifend sowie im Nachgang der Ausbildung evaluiert. Insbesondere die Rückmeldungen von ehemaligen Studenten, die nach der Ausbildung das angeeignete Wissen während mehrerer Jahre in der Praxis anwenden konnten, haben bei uns einen hohen Stellenwert. Gleichzeitig erörtern wir über Steuerungsgruppen auch die Feedbacks der Unternehmen, die von den ausgebildeten Fachkräften profitieren sollten. Die Rückmeldungen werden über die Lehrgangsleiter verarbeitet und fliessen in die Entwicklung der Ausbildung ein. 

Das ZbW bietet auch individuelle Fach- und Firmenkurse an. Welche Bandbreite decken diese ab?
Wir bieten fixfertige Fachkurse in den Fachbereichen Elektro, Industrie, Pädagogik sowie Projekt- und Qualitätsmanagement an. Diese richten sich an Personen, die sich Spezialwissen aneignen und rasch – ohne formalen Abschluss – vom Lernen ins Handeln kommen wollen. Immer beliebter werden individuelle Ausbildungsangebote, die auf verschiedene Wirtschaftszweige bzw. Unternehmen und deren spezifischen praktischen Tätigkeiten zugeschnitten sind. Hierbei steht der direkte, schnelle Nutzen der einzelnen Firma in der effektiven Anwendung im Vordergrund.

Zum Schluss: Der St.Galler Bildungsdirektor Stefan Kölliker fordert eine «höhere Maturitätsquote» für den Kanton. Können Sie sich dieser Sichtweise anschliessen?
Unsere Wahrnehmung – seitens unserer Vereinsmitglieder und aus dem Austausch mit anderen Wirtschaftsakteuren − ist, dass der wirtschaftliche Erfolg der Schweiz zu einem wesentlichen Teil der beruflichen Ausbildung, sprich dem dualen Bildungssystem, zu verdanken ist. Die Diskussion darf sich nicht allein auf die Maturität beziehen. Nicht zu vergessen ist, wie genial unser heutiges schweizerisches Berufsbildungssystem ist: Praktisch jeder Berufsabschluss eröffnet eine Anschlusslösung, bis hinauf zu einem akademischen Abschluss.

Wenn wir den Wert der Berufsbildung langfristig bewahren wollen, müssen wir der dualen Berufsbildung Sorge tragen.
Absolut! Die aktuellen negativen Entwicklungen im Bereich der Höheren Berufsbildung, worin wir als ZbW verankert sind − wie sinkende Fördergelder oder Rückschritte bei der Anerkennung der Bildungsstufen − veranlassen uns als Institution, uns verstärkt für die Interessen unserer Mitglieder, Partner und nicht zuletzt unserer Studenten einzusetzen. Es braucht alle Bildungsstufen und -wege der schweizerischen Bildungslandschaft. Nur so kann dem Fachkräftemangel längerfristig entgegengewirkt werden. Eine gesunde Wirtschaft benötigt nebst Forschern auch Anwender – Berufsfachleute, welche die Techniken, die in der Forschung entwickelt wurden, in die Praxis umsetzen. Dafür setzen wir uns täglich mit Freude ein, in unserem Sinne von «Lernen. Verstehen. Umsetzen.»

Text: Stephan Ziegler

Bild: Thomas Hary

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