Warum ein STEP-Ja wichtig für die Ostschweizer Wirtschaft ist
Die Abstimmungsvorlage umfasst sechs Teilprojekte in den verschiedenen Landesregionen, darunter das baureife Projekt beim Rosenbergtunnel St.Gallen. Während das Bundesparlament im September 2023 den vorgeschlagenen Projekten zugestimmt hat, wurde von mehreren Verbänden das Referendum ergriffen. Als Folge davon liegt nun die Abstimmungsvorlage für den November 2024 vor.
Wichtig für die Ostschweizer Wirtschaft
Die IHK sieht in dieser Abstimmung eine hohe Wichtigkeit für die Wirtschaft in der Ostschweiz. Wenn der Verkehr auf den Autobahnen fliesst, können Städte und Gemeinden vom Verkehr entlastet werden. Einerseits wird dadurch die Sicherheit im Strassenverkehr erhöht und andererseits auch die Erreichbarkeit der Firmen verbessert – sei es für die Mitarbeitenden oder für die Zu- und Weglieferungen. Schickt das Stimmvolk jetzt aber die geplanten Ausbauprojekte mit einem Nein zur Abstimmungsvorlage bachab, dürfte es auch für später folgende Strassenprojekte sehr eng werden. So zum Beispiel für den seit langem geforderten Autobahnzubringer Appenzellerland.
Verstopfte Strassen, kaum kalkulierbare Transportzeiten oder lange Wartezeiten: Dies sind Faktoren, die sich für die Firmen in der Ostschweiz zunehmend als Wettbewerbsnachteil erweisen. Mit hohen Kosten muss diesen Tatsachen begegnet werden. Dies bestätigt auch das Beispiel der Arcolor AG in Waldstatt AR. Nicht zuletzt den bestehenden Strassenengpässen sei es nämlich geschuldet, dass die Firma die Produktion anpassen musste, erklärt deren CEO Jörg Müller.
Die Firma ist Weltmarktführer im Bereich der Dekordruckfarben. Täglich verlassen zwei 40-Tönner das Firmenareal in Waldstatt und beliefern via die höchst ausgelastete Zufahrt zur Autobahn A1 Kunden im nahen und fernen Ausland. Da die Kunden sehr kurzfristig bestellen, ist die Arcolor einerseits auf verlässliche Lieferzeiten der Rohmaterialien angewiesen, andererseits muss sie auch die fristgerechte Auslieferung bei den Kunden via externe Spediteure sicherstellen. Vor rund vier Jahren wurde die Arcolor AG deshalb um einen Ergänzungsbau erweitert. «Somit haben wir ein grosses Lager, das uns die Produktionsplanung erleichtert», so der CEO.
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Reklamationen landen beim Produzenten
Zudem müssen kostenintensive externe Lagerplätze gemietet werden, damit der tägliche Bedarf an Rohmaterial für die rasche Produktion sichergestellt werden kann. Verständnis für Lieferverzögerungen erhoffe man sich von den Kunden vergebens, erklärt CEO Jörg Müller. Die Reklamationen landen dann jeweils bei der Produktionsfirma und nicht beim Spediteur. «Besonders herausfordernd sind Lieferverzögerungen bei Neukunden», so Müller weiter. «Diese Lieferungen müssen ausnahmslos gut funktionieren, ansonsten wechseln die Kunden zum Mitbewerber.» Die Infrastruktur müsse nachgebessert werden, fordert der Arcolor-CEO.
Neben der ungenauen Planbarkeit der Lieferfristen werden die regelmässigen Staus auf den Strassen auch für die Mitarbeiter zum Problem. Für viele seiner Angestellten seien die öffentlichen Verkehrsmittel keine Alternative, da der Produktionsstandort Waldstatt nur mit einem deutlich höheren Zeitaufwand erreichbar wäre. Vielen bleibt somit nur die Ungewissheit «Strasse». Für einige Firmen könne dies zum Nachteil werden, wenn es um die Rekrutierung von Fachkräften gehe, so die Einschätzung von Jörg Müller.
Text: Bruno Eisenhut
Bild: Thomas Hary