In Bussnang haben wir über 170 offene Stellen

«Für viele Kandidaten hört die Schweiz bei Zürich auf.»
Christoph Suter, die Stadler Rail AG beschäftigt in der Schweiz rund 3000 Mitarbeiter. Weltweit sind es in der Gruppe gar über 7600. Wie viele sind damit beschäftigt, den gesamten HR-Bereich zu managen?
Wie viele HR-Personen es weltweit sind, kann ich nicht sagen. Wir sind bei Stadler Rail bewusst dezentral aufgestellt. So bleiben wir sehr agil und haben keinen grossen «Wasserkopf» in der Verwaltung. Für die fast 2000 Mitarbeitende in Bussnang habe ich 15 Stellenprozent zur Verfügung. Das sind die Bereiche Personalbereichsverantwortung, HR International, Case-Manager und die Berufsbildung für die 65 Lehrlinge.
Stadler liefert auf Termin. Und das gibt einen enormen Druck.
Was sind im Arbeitsalltag eines HR-Leiters die grössten Herausforderungen?
Für unser Unternehmen die besten Fach- und Führungskräfte zu finden.Personalentwicklung bindet grosse Ressourcen, und die haben wir kaum. Fachkräfte auf dem Markt zu finden, ist allerdings auch sehr schwierig. Wir spüren stark, dass die Wirtschaft gut läuft. Immer wieder neue Wege zu finden, wie Stadler zu guten Fachkräften kommt, ist zurzeit meine grösste Herausforderung.
Es besteht demnach ein Kampf um Spitzenkräfte?
Absolut. Unter Fachpersonal verstehe ich nicht nur Ingenieure, sondern auch handwerkliche Berufe wie Elektriker, Schreiner, Alu-Schweisser etc. In Bussnang alleine haben wir über 170 offene Stellen!
Und was ist die grössere Herausforderung, Fachpersonal zu finden oder es zu behalten?
Schwierig ist es, Bewerber zu finden, die bereit sind, in die Ostschweiz umzuziehen. Für viele Kandidaten hört die Schweiz bei Zürich auf. Es ist zu wenig bekannt, wie vorteilhaft es ist, in der Ostschweiz zu leben.
Ist es bei dieser Menge an Mitarbeitern überhaupt möglich, allen Ansprüchen gerecht zu werden?
Das ist nicht ganz einfach. Wir sind in Bussnang ein Produktionsbetrieb, und über 1000 Angestellte sind sogenannte Blue-Collar-Worker. Dass dies bei uns – im Hochlohnland Schweiz – noch möglich ist, macht mich als HR-Leiter stolz. Daneben haben wir in den gleichen Gebäuden über 450 hoch qualifizierte Ingenieure. Hier allen Ansprüchen im Bereich Anstellungsbedingungen gerecht zu werden, ist praktisch unmöglich. Einerseits wollen wir die Kultur eines Industriebetriebes halten, anderseits haben unsere Ingenieure andere Bedürfnisse.
Und was sind die grössten Sorgen und Nöte der Mitarbeiter?
Bei Stadler ist es die Arbeitsbelastung. Stadler liefert auf Termin. Und das gibt einen enormen Druck.
Ihre Türe steht aber immer offen?
Ja. Für alle.
Wie hat sich der Personalbestand der Stadler Rail AG in den vergangenen Jahren entwickelt?
1991 hatte Stadler noch 35 Angestellte. Jetzt sind wir fast 8000 Leute weltweit, und in der Schweiz arbeiten über 3000 für Stadler.
Was macht Stadler zu einem guten Arbeitgeber?
Stadler hat trotz seiner Grösse eine sehr flache Hierarchie. Die Entscheidungswege sind kurz. Somit hat jeder einzelne Mitarbeitende enorm viele Kompetenzen, aber auch Verantwortung. Zudem bauen wir geniale Fahrzeuge.
Werden auch Mitarbeiterbefragungen durchgeführt?
Nein, das machen wir nicht. Ich denke, unsere Führungskräfte sind nahe genug an den Mitarbeitenden, um zu spüren, was gut läuft und was nicht.
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1991 hatte Stadler noch 35 Angestellte. Jetzt sind wir fast 8000 Leute weltweit.
Wird immer mehr nach flexiblen Arbeitsmodellen verlangt?
Ja, allerdings. Aber wie erwähnt müssen wir da jeweils Lösungen finden, die für Engineering, Verwaltung und Produktion verträglich sind.
Stadler
Stadler baut seit über 75 Jahren Züge. Stadler bietet an über 20 Produktions- und Servicestandorten weltweit eine umfassende Produktpalette im Bereich der Vollbahnen und des Stadtverkehrs an: HighspeedZüge, Intercity-Züge, Regio- und S-Bahnen, U-Bahnen, Tram-Trains und Trams. Überdies stellt Stadler Streckenlokomotiven, Rangierlokomotiven und Reisezugwagen her. Nach wie vor ist Stadler auch der weltweit führende Hersteller von Zahnradbahnfahrzeugen. Der Bestseller FLIRT (Flinker Leichter Intercity- und Regional-Triebzug) hat sich bereits über 1600 Mal in insgesamt 18 Ländern verkauft. Auch der KISS (Komfortabler Innovativer Spurtstarker S-Bahn-Zug) ist sehr gefragt: Er wurde annähernd 300 Mal in elf Ländern verkauft. Europas stärkste dieselelektrische Lok, die Euro4000 von Stadler, wurde in sieben Ländern 130 Mal verkauft.
Text: Marcel Baumgartner
Bild: zVg