Diese Entwicklung beschäftigt natürlich auch unsere Leute

«Wir setzen als Teil der Raiffeisen-Kultur auf langfristige Arbeitsverhältnisse.»
Michael Federer, man brüstete sich auch schon mehr damit, bei einer Bank tätig zu sein. Trotz aller Umwälzungen im Bankenwesen gilt Raiffeisen aber nach wie vor als sicherer und guter Arbeitgeber. Worauf ist das zurückzuführen?
Raiffeisen ist eine erfolgreiche Bank in der Schweiz, bei der Kundennähe täglich gelebt wird. Dies spiegelt sich in unserer Unternehmenskultur, die uns zu einer sehr guten Arbeitgeberin macht. Wir versuchen, diese positive Kultur aktiv zu leben und zu fördern. Das beginnt mit den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, geht über die Prozessgestaltung bis hin zu der Art, wie wir uns unsere Mitarbeitenden rekrutieren.
«Insgesamt wird es immer anspruchsvoller, qualifiziertes Personal zu gewinnen.»
Mitarbeiterzufriedenheit ist also ein zentrales Element?
Wir sind der festen Überzeugung, dass ausgeglichene und zufriedene Menschen gerne und gut für ein Unternehmen arbeiten. Entsprechend gestalten wir unsere Angebote und Massnahmen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bei uns ist ein Vaterschaftsurlaub von 15 Tagen seit vielen Jahren eine Selbstverständlichkeit. Solche Angebote unterstreichen unsere Überzeugung beziehungsweise Grundhaltung.
Zufriedenheit ist das eine Element, Professionalität das andere. Haben Sie mitunter Mühe, qualifiziertes Personal zu finden?
Insgesamt wird es immer anspruchsvoller, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Gleichzeitig sind wir jedoch in der privilegierten Situation, dass Raiffeisen nach wie vor über eine starke Anziehungskraft verfügt und es uns immer wieder gelingt, die ausgeschriebenen Positionen mit hochqualifizierten Fachkräften zu besetzen.
Demnach ist es aufwendiger, Fachpersonal zu halten statt zu finden?
Es ist sinnvoller, gute Mitarbeitende zu halten als neue zu finden. Wir setzen als Teil der Raiffeisen-Kultur auf langfristige Arbeitsverhältnisse und fokussieren diesbezüglich sowohl im HRM als auch in der Führungsarbeit prioritär auf bestehende Angestellte.
Raiffeisen verzichtet schon seit längerer Zeit auf grosse Mitarbeiterbefragungen. Was ist der Grund?
Diese waren aus unserer Sicht zu schwerfällig und zu weit weg vom täglich Erlebten der Mitarbeitenden. Wir verfolgen einen Ansatz, bei dem Führungskräfte mit Hilfe von speziellen Führungsinstrumenten im kontinuierlichen Dialog mit ihren Leuten stehen. Die daraus gewonnen Erkenntnisse fliessen so in unsere tägliche Arbeit ein und helfen uns, unsere Prozesse und Angebote laufend zu verbessern.
Was beschäftigt Ihre Mitarbeiter am meisten?
Die Finanzbranche steht in den nächsten Jahren vor grossen Herausforderungen. Diese Entwicklung unserer Branche beschäftigt natürlich auch unsere Angestellten. Es sind Fragen wie «Wo steht das Banking in zehn Jahren?» oder «Braucht es dann meine Kompetenzen noch?», die sie umtreiben.
Wie wesentlich ist es heute, dass man den Arbeitnehmern flexible Arbeitsmodelle anbietet?
Es besteht ganz klar eine steigende Nachfrage nach flexiblen Arbeitsmodellen, und Raiffeisen Schweiz hat die Chancen dieses Trends schon früh erkannt und berücksichtigt. Einerseits können wir uns auf dem Arbeitsmarkt damit weiter differenzieren, andererseits tragen flexible Arbeitsmodelle aber auch dazu bei, dass unsere Leute insgesamt engagierter arbeiten. Wir sind überzeugt, dass sich die Investition in ausgeglichene und zufriedene Angestellte auszahlt.
Abschliessend noch zur Ihrer Person: Nach welchen Grundsätzen richten Sie Ihre Führung aus?
Auf Basis eines Kompetenzmodells, das wir «7x7 der Führung» nennen, formulieren unsere Führungskräfte ihre individuellen Führungscredos und erarbeiten so ihre eigenen Führungsgrundsätze. Wir sehen die Entwicklung der Mitarbeitenden als wichtigste Führungsaufgabe – immer im Hinblick auf die Erreichung gemeinsamer Ziele und unter Berücksichtigung der Werte von Raiffeisen.
Text: Marcel Baumgartner
Bild: zVg