«Gerade für Ältere ist der Eigenmietwert ein grosses Problem»

Grüezi Herr Dufner! Über 20’000 Thurgauer Einfamilien- und Mehrfamilienhausbesitzer sowie Stockwerkeigentümer haben sich in Ihrem Verband organisiert – sind Sie quasi die stärkste Partei im Kanton?
Thomas Dufner: Auch wenn es viele Schnittstellen mit der Politik gibt, haben wir als Verband andere Aufgaben als eine Partei. Aber: Der Hauseigentümerverband Thurgau ist die grösste Interessengemeinschaft im Kanton Thurgau, die sich für die Belange des Haus- und Stockwerkeigentums einsetzt.
Der Hauseigentümerverband verschickt alle 14 Tage eine Zeitung an seine Mitglieder – gibt es denn so viele brennende Themen rund um den Hausbesitz?
In der Tat gibt es einen Strauss von Themen: Wir informieren über zu Beachtendes beim Hauskauf, geben Tipps für Sanierungen und Renovationen, beraten über das beste Vorgehen im Alter, um sein Haus den Kindern weiterzugeben. Dann gibt es aber auch rechtliche Fragen zum Nachbarrecht, zu Baumängeln, zu Stockwerkeigentümergemeinschaften und so weiter. Wir orientieren auch fünfmal im Jahr mit unserem kantonalen Magazin Thurgauer Hauseigentümer über regionale Themen.
Ein Dauerbrenner, schon fast ein Klassiker, ist der Eigenmietwert. Werden Sie dessen Abschaffung noch erleben?
Ich hoffe doch sehr! Gerade für ältere Leute, die ihr ganzes Leben lang für ihr Eigenheim gespart haben, um in der Pension ihr Eigenheim geniessen zu können, ist der Eigenmietwert ein grosses Problem.
«Auch bei unseren Mitgliedern müssen wir gelegentlich das Sankt-Florians-Prinzip feststellen: Verdichten ja, aber nicht in meiner Nachbarschaft.»
Haben die Einfamilienhausbesitzer und die professionellen Vermieter in Ihrem Verband die gleichen Interessen?
Der Hauseigentümerverband steht primär für den Einzelbesitzer von Stockwerkeigentumswohnungen und Einfamilienhäusern ein. Zudem sind viele private Vermieter für unsere Informationen und Unterstützungen dankbar. Die professionellen Vermieter sind mehrheitlich in anderen Verbänden organisiert.
Welches sind jenseits der grossen Politik die alltäglichen Probleme Ihrer Mitglieder?
Die alltäglichen Probleme bestehen in Fragen um die steuerlichen Bewertungen ihres Stockwerk- und Hauseigentums. Beratungen bei Auseinandersetzungen mit Nachbarn und anderen Stockwerkeigentümern oder Handwerkern, wenn diese ihre Arbeiten nicht sauber erfüllt haben.
Der Boden in der Schweiz ist nicht vermehrbar, die Bevölkerung jedoch wächst. Deshalb ist immer von «Verdichtung» die Rede – es scheint aber, dass es hier bei der Theorie bleibt.
Der Paradigmenwechsel der Siedlungsentwicklung nach innen ist nun zehn Jahre in Kraft. Das ist ein schwieriger Prozess, der auch in den Gemeindeverwaltungen bisher nicht überall angekommen ist. Auch bei unseren Mitgliedern müssen wir gelegentlich das Sankt-Florians-Prinzip feststellen: Verdichten ja, aber nicht in meiner Nachbarschaft.
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Sie wurden letzten Sommer mit einem Top-Ergebnis für die «Mitte» wieder ins Kreuzlinger Gemeindeparlament gewählt. Für HEV-Themen müsste Ihre politische Karriere nach Bern führen. Wäre das etwas für Sie?
Es gibt viele das Hauseigentum betreffende Themen auf kommunaler und kantonaler Ebene. Denken Sie nur an die Energiewerke und die Gebührenfragen für Strom, Wasser, Abwasser oder an die Baureglemente und Baugesetze, welche den Hauseigentümern das Leben erleichtern oder eben erschweren. Ich sehe daher meinen Fokus weiterhin im Thurgau. Der HEV Thurgau ist mit seinem Vizepräsidenten, Nationalrat Pascal Schmid, sehr gut in Bern vertreten. Und für die kommenden Wahlen des Thurgauer Grossen Rats empfiehlt der HEV 30 Kandidaten aus verschiedenen Parteien, die sich aus Überzeugung für das Wohneigentum einsetzen.
HEV Kanton Thurgau
Der Hauseigentümerverband Thurgau mit Sitz in Kreuzlingen vertritt über 20’000 Mitglieder, hauptsächlich Eigenheim- und Mehrfamilienhausbesitzer sowie Stockwerkeigentümer. Den Mitgliedern werden zahlreiche Dienstleistungen sowie eine Rechtsberatung angeboten.
Text: Philipp Landmark
Bild: zVg