Sparen, um Stromabschaltungen zu verhindern
Der Schwerfällige Begriff «Strommangellage» erschreckt seit Wochen wie ein Gespenst Privathaushalte wie Unternehmen. Zu Recht? Der CEO der SAK, Stefano Garbin, kann die Sorgen nicht ganz ausräumen: «Aktuell ist die Versorgungssicherheit in der Schweiz gewährleistet. Trotzdem spitzt sich die Lage zu.»
Mit Blick auf die Versorgungssicherheit im nächsten Winter sei die Verfügbarkeit von Gas zur Stromerzeugung von Bedeutung. Verschiedene Faktoren, wie die Trockenheit in Mitteleuropa, die geringe Verfügbarkeit von französischer Kernenergie und der Krieg in der Ukraine würden zur Anspannung der Strommärkte beitragen – und voraussichtlich auch zu «einer weiteren Preisentwicklung». Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt rechnet die SAK mit Mehrkosten von rund 30 Prozent, was jährlich knapp 290 Franken entspreche. Immerhin: Wer schon Besitzer einer privaten oder gewerblichen Photovoltaikanlage ist, darf mit höheren Rücklieferpreisen rechnen.
Stromknappheit träfe alle gleich
Manche Stromanbieter sind selbst Stromproduzenten, andere sind nur Händler. Dieser Unterschied würde bei der Verfügbarkeit von Strom keine Rolle spielen, wie Stefano Garbin sagt: «Eine allfällige Stromknappheit gilt für alle. Das bedeutet, wenn die entsprechenden Massnahmen umgesetzt werden, ist die ganze Schweiz davon betroffen.»
Auswirkungen hat die Struktur jedoch bereits jetzt schon bei den Tarifen: «Bei den Strompreisen haben Stromversorger mit eigener Produktion einen Vorteil gegenüber den Stromversorgern, die den Grossteil an Strom am Markt beschaffen müssen.» Die geplanten Schritte bei einer Strommangellage sind Massnahmen, die der Bund im Rahmen des Bundesgesetzes über die wirtschaftliche Landesversorgung verordnen würde. Sollte in der Schweiz eine Strommangellage eintreten, würde die Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen (Ostral) aktiviert. Die SAK als Ostral-Sektorverantwortliche für ihr Versorgungsgebiet müsste dann allfällige Massnahmen umsetzen.
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Massnahmen bis zu Netzabschaltungen
Wie Stefano Garbin erläutert, könnten erste Massnahmen Einschränkungen oder Verbote nicht zwingender Geräte sein. Ein nächster Schritt wäre eine Kontingentierung – und schliesslich könnten auch periodische Netzabschaltungen beschlossen werden. «In der Rolle als Ostral-Sektorverantwortliche stehen wir auch im regelmässigen Austausch mit den kantonalen Führungsstäben», sagt Garbin. «In der gewohnten Rolle des Verteilnetzbetreibers liegt der Fokus der SAK in der Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit unserer Kunden.»
So empfiehlt die SAK ihren Kunden, kurz- und mittelfristig Massnahmen zum Stromsparen wie vom Bund in der Sparkampagne dargelegt zu ergreifen, wie Stefano Garbin betont: «Die SAK unterstützt die Sparkampagne des Bundes, denn es ist zwingend, dass wir mit Sparmassnahmen Kontingentierungen oder gar Abschaltungen verhindern können.»
Wasserkraft punktuell ausbauen
Stefano Garbin stellt fest, dass Projekte für die Produktion nachhaltiger Energien in der Schweiz von verschiedensten Faktoren und politischen Abwägungen beeinflusst werden. Während Photovoltaikanlagen auf oder an Liegenschaften relativ einfach gebaut werden könnten, hätten es Windkraftanlagen schon bedeutend schwerer. «Das haben wir mit unserem Windprojekt in der Linthebene im Kanton Glarus selbst erlebt: Ein umsetzungsreifes Projekt wurde politisch gestoppt.»
Auch die Wasserkraft könnte punktuell ausgebaut werden. «Etwas längerfristig gedacht, könnte man bestehende Wasserkraftideen und -projekte beschleunigen», sagt Garbin, «oder gar gestoppte Projekte wieder aufnehmen.» Eine Erhöhung der Stauseen und die damit einhergehende Vergrösserung der Speicherseemasse würde eine höhere Energieproduktion ermöglichen.
Text: Philipp Landmark
Bild: Reto Martin