Die Bankenalternative

«Wir werden aktiv, wenn die Banken einem Unternehmer sagen: ‹Ihr Projekt ist langfristig tragfähig, aber uns fehlen einige finanzielle Sicherheiten›», erklärt Daniel Schwander, Geschäftsführer von BG OST-SÜD Bürgschaftsgenossenschaft für KMU. Seine Organisation, die von 330 Genossenschaftern, mehrheitlich Gewerbe-und Berufsverbände, getragen wird, ist eine der vier in der Schweiz bestehenden Bürgschaftsorganisationen, neben Cautionnement romand, BG Mitte und BG SAFFA. 2021 leistete BG OST-SÜD für 94 KMU im Rahmen der Kreditvergabe 538 Bürgschaften für Kredite in der Höhe von insgesamt 105 Millionen Franken. Nur drei Bürgschaften in der Höhe von rund 290 000 Franken mussten als Verlust verbucht werden.
Warum aber braucht die BG OST-SÜD weniger Sicherheiten als eine Bank? «Der Bund übernimmt einen Teil unserer Verwaltungskosten und trägt bei Verlusten bis zu 65 Prozent des Ausfalls der Bürgschaftsgenossenschaften», nennt Schwander zwei der Gründe. Und er fügt hinzu: «Wir betrachten uns im Rahmen unserer Aufgabe als Unternehmen mit einem Wirtschaftsförderungsauftrag und sind aus diesem Grund auch gerne mal bereit, ein Risiko einzugehen, das von einer Bank nicht mehr getragen werden kann.»
Es werden vorzugsweise langfristig lebensfähige und kohärente Projekte von den Schweizer Bürgschaftsorganisationen geprüft. Ausserdem dürfen sie keine weiteren staatlichen Subventionen erhalten, und der Betrag des verbürgten Bankkredits darf nicht über CHF 1 000 000 liegen. Diese Obergrenze wurde im Juli 2019 von der Hälfte angehoben, als auch die Revision des Gesetzes über die Finanzhilfen an Bürgschaftsorganisationen für KMU in Kraft trat.
Mit Ausnahme des Landwirtschaftssektors kommen alle Branchen in Frage. «In der Ostschweiz machen beispielsweise das Verarbeitende Gewerbe und der Handel die Hälfte der Bürgschaftsaktivität aus», so Daniel Schwander.
«2021 leistete BG OST-SÜD 538 Bürgschaften für 94 KMU in der Höhe von insgesamt 105 Millionen Franken.»
KMU in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien und mit verschiedenen Bedürfnissen können eine Bürgschaft beantragen. Die 2021 in der Schweiz gewährten Bürgschaften dienten folgenden Zwecken: Erhalt von Betriebskapital (46 Prozent der Fälle), Übernahme eines bestehenden Unternehmens (15 Prozent), Firmengründung (5 Prozent), Investition (7 Prozent) und Immobilienkäufe (27 Prozent). Das Vorgehen ist vergleichbar mit dem Vorsprechen bei einer Bank: «Sie reichen als ersten Schritt das Bürgschaftsgesuch mit allen Unterlagen ein und überweisen die Einschreibegebühr von 300 Franken. Wir prüfen Ihre Unterlagen, besprechen sie mit Ihnen und der Bank und besuchen Sie anschliessend in Ihrem Betrieb vor Ort, wo wir uns ein Bild über Ihre Gesamtsituation machen», fasst Daniel Schwander zusammen. Auf der Basis einer positiven Einschätzung stellt BG OST-SÜD in einem dritten Schritt einen Antrag an ihr Entscheidungsgremium, das schliesslich darüber befinden wird. «Und nach der erteilten Bewilligung regeln wir mit unseren Kunden die Formalitäten zur Bürgschaft», so Schwander. Das Geld, das der Antragssteller schlussendlich bekommt, kommt nicht von der BG OST-SÜD, sondern von deren Partnerbank, die mit dem KMU einen Kreditvertrag abschliesst. Die Bank zahlt den Kredit dank der werthaltigen Sicherheit der BG OST-SÜD aus.
Welche Kriterien legen die Bürgschaftsorganisationen bei der Prüfung der Gesuche zugrunde? «Unsere Analyse verläuft ähnlich wie diejenige einer Bank; wir achten auf die Rentabilität des Unternehmens, die Fähigkeit, seinen Verbindlichkeiten nachzukommen, sowie auf die unternehmerischen Fähigkeiten der Geschäftsführung», erläutert Daniel Schwander. «Wir berücksichtigen aber auch Kriterien wie den Erhalt von Know-how und Arbeitsplätzen.» Anträge für Bürgschaften werden für die unterschiedlichsten Szenarien getätigt: Nachfolgeregelungen, Unternehmenskäufe, Liegenschaftenerwerb, Liquiditätssicherung, Investitionen in mobile Sachanlagen, Unternehmensgründungen, Verselbstständigungsprojekte oder Sanierungen. Wird das Gesuch bewilligt, gibt es den Kredit nicht umsonst. Da die Bank das Risiko nicht mehr selbst trägt, liegen jedoch die angebotenen Zinsen in der Regel unter denjenigen für einen Bankkredit ohne Bürgschaft. Hinzu kommt eine jährliche Risikoprämie von 1,25 Prozent, die das KMU zu tragen hat. Das Hauptziel besteht jedoch nicht darin, den KMU möglichst tiefe Zinssätze zu verschaffen, sondern Unternehmen, die keinen Bankkredit erhalten, den Zugang zum Kreditmarkt zu erleichtern.
Grundsätzlich bürgen die Bürgschaftsorganisationen für Kredite, die über eine Laufzeit von zehn Jahren abgezahlt werden, sagt Daniel Schwander. «Und wenn es das Unternehmen einmal nicht schafft, den Kredit fristgemäss zurückzuzahlen, suchen wir mit dem Unternehmer eine Lösung. Maximal kann die Bürgschaft für eine Dauer von weiteren fünf Jahren verlängert werden.»
«Wir berücksichtigen auch Kriterien wie den Erhalt von Know-how und Arbeitsplätzen.»
Die vier Schweizer Bürgschaftsorganisationen
BG OST-SÜD: Für KMU in den Kantonen: SG, AG, AI, AR, GL, GR, SH, SZ, TI, TG, UR, ZG, ZH.
BG Mitte/CC Centre: Für KMU in den Kantonen: BE, JU, SO, BS, BL, LU, OW, NW.
Cautionnement romand: Für KMU in den Kantonen: GE, VD, NE, FR, VS.
BG SAFFA: Für unternehmerische Projekte von Frauen in der gesamten Schweiz