Wirtschaft

«Der CSIO ist nicht gefährdet»

«Der CSIO ist nicht gefährdet»
Nayla Stössel
Lesezeit: 3 Minuten

Es hätte eine ehrenvolle Premiere werden sollen: St.Gallen war einer von nur vier Austragungsorten weltweit der neu lancierten «Longines League of Nations». Doch der Dauerregen machte dem Halt der globalen Serie mit den zehn besten Teams der Welt im Gründenmoos einen Strich durch die Rechnung. Wie geht es nun mit dem Longines CSIO St.Gallen weiter?

Die finanziellen Verluste des Longines CSIO St.Gallen 2024 aufgrund der wetterbedingten Absagen kann Präsidentin Nayla Stössel noch nicht beziffern: «Die Abrechnungen sind noch im Gange. Als private Gesellschaft werden wir diese aber nicht veröffentlichen.» Da der CSIO nicht gegen den Starkregen versichert war, ist aus dieser Richtung keine Hilfe zu erwarten. «Versicherungen decken diese Risiken für uns nicht oder nicht genügend interessant ab», erklärt Stössel. Im Klartext: Die Prämien waren zu teuer. «Der Abschluss 2024 wird alles andere als erfreulich; dank einer früheren Kapitalerhöhung haben wir Aktionäre uns aber auf derartige Szenarien vorbereitet», gibt Stössel Entwarnung.

«Wir hatten uns sehr auf diese Premiere gefreut.»

Instabile Wetterlage vorausgesagt

Die Entscheidung, Prüfungen abzusagen, trifft das CSIO-OK nicht leichtfertig: «Der CSIO arbeitet mit einem professionellen Wetterdienst zusammen», sagt die Präsidentin. «Zusammen beobachten wir die Grosswetterlage schon im Voraus. Nach einem regenreichen Frühling war für die Eventtage der Edition 2024 eine instabile Wetterlage vorausgesagt.» Dass es dann aber so stark regnen würde, konnte niemand voraussehen. «Gerade die effektive Menge an Niederschlag ist auch für Meteorologen schwierig, präzise vorherzusagen. Wir haben im OK bereits mit Voraussicht Rahmenprüfungen – das Helfer- und ein Nachwuchsspringen – auf den Mittwochabend vorgezogen», erinnert sich Stössel. Am Donnerstag konnten immerhin drei internationale Prüfungen am Nachmittag abgehalten werden – mehr war nicht möglich: «So haben wir den Boden geschont, indem wir die Anzahl springender Pferde während des Niederschlags minimierten.» Das Gründenmoos ist zwar mit einem leistungsfähigen Drainagesystem ausgestattet, aber auch dieses hat Grenzen.

  

Nach dem Regen gings weiter

Nayla Stössel betont, dass das OK, sobald der Dauerregen unterbrochen wurde, aufgrund der guten Drainage am Samstag eine internationale Qualifikationsprüfung für den Grand Prix der Schweiz und am Sonntag dann den Grand Prix abhalten konnte. «Wir haben von den startenden Athleten durchwegs gutes Feedback zum Boden erhalten», freut sie sich.

Die Absagen haben natürlich auch Auswirkungen auf Sponsoren und Partner; die erhoffte Präsenz kann in einem regenreichen Jahr nicht vollumfänglich gewährleistet werden. «Zentral ist hier ein steter Dialog», sagt Stössel. «Wir haben viel Verständnis von Teilnehmern und Sponsoren erfahren.» Vereinzelt gab es von Ticketkunden auch Frust zu spüren – «was ich absolut nachvollziehen kann; auch für uns wäre es schöner gewesen, hätte alles wie geplant stattfinden können».

«Die Entscheidung, Prüfungen abzusagen, trifft das CSIO-OK nicht leichtfertig.»

Verschiebung wäre schwierig

Wird der CSIO nun vielleicht in den Juli oder August verschoben? «In Anbetracht des vollen internationalen Springkalenders, der Belegung des Gründenmoos, lokaler Verfügbarkeiten von Ressourcen, anderweitiger Engagements unserer Partner, aber auch des immer weniger vorhersehbaren Wetters ist ein Terminwechsel für uns bislang keine Option», verneint die OK-Präsidentin. Die Absage der Longines League of Nations, des Teamwettbewerbs, ist sehr bedauerlich – gerade weil St.Gallen einer von nur vier Austragungsorten weltweit gewesen wäre und die LLN heuer ihren Einstand feierte (früher hiess die vergleichbare Prüfung Nationenpreis). «Wir hatten uns sehr auf diese Premiere gefreut. Was die Wetterfestigkeit des Bodens angeht, hat sich zu unserem Nachteil ein altes Stigma vom‚ verregneten St.Gallen’ re-akzentuiert», bedauert Nayla Stössel.

Vertrauen in Boden zurückgewinnen

Das CSIO-OK kümmert sich jetzt seit dem ersten Tag nach der 2024er-Ausgabe um die Verbesserungsmöglichkeiten des Bodens. «Dafür haben wir eine Taskforce gebildet. Das Vertrauen in den Boden bei den Stakeholdern des Sports, allen voran jenes der Athleten, zurückzugewinnen, hat höchste Priorität», sagt Stössel. Bleibt die alles entscheidende Schlussfrage: Ist der Fortbestand des Longines CSIO St.Gallen mit dem nach 2013 zweiten Abbruch nun gefährdet? «Weitere Verbesserungen des Bodens sind zwar unabdingbar. Wir sind aber überzeugt, dass wir das gemeinsam mit dem Standort St.Gallen, der FEI und unseren Partnern schaffen können», gibt sich Stössel zuversichtlich. «Der Fortbestand des CSIO ist nicht gefährdet.» Wir werden also trotz allem 2025 wieder einen CSIO im Gründenmoos sehen können.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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