«Vielfalt an digitaler Innovation zeigen»

Martin Oswald, das Engagement in der LDA-Jury geschieht ehrenamtlich und benötigt, um all die Projekte zu beurteilen, doch einiges an Zeit. Warum sind Sie trotzdem zum zweiten Mal dabei?
Es ist mir eine grosse Freude, in der Jury dabei zu sein. Einerseits lerne ich auf diesem Weg viele spannende Unternehmer und ihre Ideen kennen, andererseits leiste ich gerne meinen Beitrag, um Innovation in der Ostschweiz ins richtige Licht zu rücken.
Dann hat Sie der Aufwand 2021 nicht abgeschreckt?
Überhaupt nicht. In unserem Gremium kommt grosse Erfahrung aus verschiedenen Branchen zusammen. So sind wir rasch in der Lage, die Spreu vom Weizen trennen zu können.
Wie geht die Jury eigentlich vor, um aus allen Bewerbungen die jeweils besten in den drei Kategorien Unternehmen, Start-up und Organisation auszuwählen?
Die Vorselektion setzt sich aus unseren individuellen Beurteilungen zusammen. Wer schliesslich gewinnt, das entscheiden wir gemeinsam im Gremium. Dabei wird lebhaft diskutiert und um die besten Argumente gerungen.
«In unserem Gremium kommt grosse Erfahrung aus verschiedenen Branchen zusammen.»
Und wie unabhängig ist hier die Jury, gerade auch vom LEADER als Veranstalter?
Wo es Verbindungen zu einem Unternehmen gibt, tritt das Jury-Mitglied in den Ausstand. Nach meiner Erfahrung kann ich sagen, dass wir so sachlich wie möglich beurteilen und entscheiden.
Wie zufrieden waren Sie mit der «Qualität» der eingereichten Projekte 2021 – und waren die Gewinner auch Ihre persönlichen Favoriten?
Die eingereichten Projekte haben die ganze Vielfalt an digitaler Innovation und Schaffenskraft aufgezeigt. Dabei stellten sich einige mit ihren Produkten in den Dienst der Gesellschaft, was mich jeweils besonders beeindruckt. 2021 haben mit der Geobrugg AG oder 1Lims Unternehmen Preise gewonnen, die in erster Linie durch ihren technologischen Fortschritt gepunktet haben.
Ich kann mir vorstellen, dass sich einige potenzielle Kandidaten nicht «trauen», mitzumachen, weil sie vielleicht denken, ihr Projekt sei nicht gross oder wichtig genug.
Ähnlich wie bei TV-Shows wie «Die Höhle der Löwen» möchten wir keine unausgereiften Ideen bewerten, sondern unternehmerischen Erfolg auszeichnen. Das bedingt einen gewissen Reifegrad der Bewerbungen.
«Ähnlich wie bei ‹Die Höhle der Löwen› möchten wir keine Ideen bewerten› sondern Erfolg auszeichnen.»
Sie sind Experte im Entwickeln von digitalen Produkten und Strategien für Medienhäuser. Wohin steuert das Medienangebot der Zukunft?
Wir erleben seit Jahren eine immer stärkere Segmentierung des Angebots. Immer mehr Player buhlen um Aufmerksamkeit und die kostbare Zeit der Menschen. Diese suchen sich das gewünschte Angebot auf der gerade passenden Plattform. Und dieses soll schnell verfügbar, in hoher Qualität und am besten gratis sein … Eine inhaltlich anspruchsvolle und ökonomisch kaum lösbare Herausforderung für die Medienhäuser! Gleichzeitig sind seriös recherchierte und glaubwürdige Informationen unglaublich wichtig, ja systemrelevant für eine funktionierende Gesellschaft. Die entscheidende Frage wird sein: Welche Angebote lassen sich am Markt finanzieren und wo braucht es die Hilfe der öffentlichen Hand?
Diese Veränderungen haben vor allem den Lokaljournalismus unter Druck gebracht.
Absolut. Dabei ist die Berichterstattung über das Leben in unmittelbarer Nähe der Kitt, der uns verbindet. Die Recherche über den Fussgängerstreifen im Dorf, wo schon zum dritten Mal ein Kind angefahren wurde, ist für die Leserschaft unter Umständen viel wichtiger als die neusten Untersuchungen zu Donald Trump. Ich bin überzeugt, dass guter Lokaljournalismus unverzichtbar ist, doch es stellt sich die immer drängendere Frage der nachhaltigen Finanzierung.
Inwiefern können Sie Ihre Expertise beim Juryrierungsprozess für den LDA einbringen?
Ich traue mir zu, kreative Ideen von tatsächlich funktionierenden Produkten und Dienstleistungen unterscheiden zu können. Und als gelernter Journalist bin ich sehr empfänglich für gutes Storytelling. Erfolgreiche Unternehmen beherrschen diese Disziplin. Ein beherzter Auftritt einer Jungunternehmerin oder eine ehrliche Geschichte von Rückschlägen eines Gründerteams sind immer auch eine tolle Motivation für die eigene Arbeit.
Zum Schluss: Sie wechseln per März von CH Media zu Galledia. Was gab den Ausschlag?
Ich durfte in den vergangenen Jahren zusammen mit meinem Team die digitale Transformation bei den Zeitungen und Onlineportalen von CH Media vorantreiben und Innovation fördern. Dabei habe ich gelernt, wie wichtig bei solchen Veränderungsprozessen die gelebte Kultur im Unternehmen ist. Jetzt freue ich mich darauf, diese Erfahrung als Teil der Geschäftsleitung bei Galledia einzubringen – der für mich richtige Schritt zur richtigen Zeit.
Mit dem LEADER Digital Award 2023 werden zum dritten Mal nach 2019 und 2021 herausragende Digitalprojekte aus der Ostschweiz ausgezeichnet. Damit soll nicht nur diesen eine Bühne und mediale Präsenz gegeben, sondern auch die Gegend zwischen Bodensee und Alpstein als Informations- und Kommunikationstechnologie-Nährboden weit über die Grenzen hinaus
bekannt gemacht werden.
Vom Start-up über etablierte Unternehmen bis zur öffentlichen Hand können sich alle Bewerber mit den Besten messen, Aufmerksamkeit gewinnen und an der Galanacht vom 4. Mai im festlichen Rahmen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik netzwerken.
Text: Stephan Ziegler
Bild: Thomas Hary