Wirtschaft

«Machen, jetzt!»

«Machen, jetzt!»
Lesezeit: 4 Minuten

Jung soll man gründen, Erfahrung helfe kaum, wohl aber inspirierende Vorbilder, sagen Alan Frei (Amorana) und Tobias Reichmuth (Maximon). Im Oktober referieren die beiden Unternehmer am WTT Young Leader Award über «New Business». 

Alan Frei und Tobias Reichmuth, was macht Ihr Gegenüber zum Unternehmer?
Frei: Tobias hat viele Ideen und setzt kompromisslos um. 
Reichmuth: Alan ist optimistisch und gibt nie auf.

Wo unterscheiden Sie sich?
Frei: Ich habe nur eine erfolgreiche Firma gegründet, bin weniger tough, kein guter Investor. Mich begeistert jede Idee.
Reichmuth: Projekte scheitern selten an der Idee, eher am Unternehmer oder Team. 

Alan Frei zelebriert das Scheitern, bei Tobias Reichmuth wird alles zu Gold – stimmt das?
Reichmuth: Jedes Startup macht Bauchlandungen, bis Erfolg kommt. Ich setzte wenig in den Sand, weil ich Risiken gut kalkuliere. Ich zelebriere Niederlagen nicht, aber sie können befreiend sein – abhaken! Ich kenne keine Unternehmer, die nur Erfolg hatten. Nur reden nicht alle davon. Alan ist die Antithese zu Trump.
Frei: Scheitern bildet die Treppe zum Erfolg. Bei mir ist das so. Früher störte es mich, heute nicht mehr. Mit meinen Vorträgen will ich den Leuten ihre Angst nehmen.

 

«Alan Frei ist die Antithese zu Trump.»

Mit Ihrem Online-Handel für Sexspielzeuge wurden Sie reich. Warum klappte es mit Amorana?
Frei: Ich war fokussiert. Unternehmerfreunde mahnten stets, ich solle mich nicht verzetteln. Ich dachte, vieles gleichzeitig zu tun, sei inspirierend. Falsch! Der Fluch von Unternehmern wie mir ist, überall Chancen zu sehen.

Ab wann wussten Sie, dass Sie Unternehmer werden?
Reichmuth: Meine Immobilienfirma kreierte ich mit sieben. Ich baute aus Karton einen Turm mit meinem Brand «Reichmuth International» und ergänzte so meine Monopoly-Hotels. Eine Zeit lang war mir unklar: Womit starten? Ich dachte, ich müsse der Erste und Einzige sein. Das ist falsch. Der einfachste Weg wäre, in einem wachsenden Markt etwas zu kopieren. Das war dann aber nicht mein Weg. Ich fand Innovation immer anziehend. 
Frei: Nach ersten Absagen auf Bewerbungen musste ich eben Unternehmer werden. Ich hatte immer eine Leidenschaft für Ideen. 2003 erlebte ich in China totale Aufbruchstimmung. Ich habe gelernt, es braucht keine langen Businesspläne. Machen muss man!

Verhalten sich Hochschulen förderlich genug für Unternehmertypen? 
Frei: Ich bin kein Fan davon, überall Unternehmertum ins Curriculum zu schreiben. Wesentlich sind buchhalterische Kompetenzen. Wann geht das Geld aus? Das muss man verstehen. Erfolgsmodelle sind hilfreich, also: Integrieret mehr Unternehmer mit Vorträgen in den Unterricht. 
Reichmuth: Vorbilder sind wichtig, Team- und People-Skills auch. Welche Typen gibt es? Wie harmonieren sie? Wie muss man mit ihnen kommunizieren? Das sollte auch Thema sein.

 

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«Wir sind nicht nur Investoren, wir sind Mitgründer und Guides.»

Sie sind Vorbilder. Welche Botschaft haben Sie am WTT Young Leader Award? 
Frei: Keine Angst! Wenn’s nicht klappt, nehmen Euch Unternehmensberatungen gerne. Um Glück und Finanzen zu maximieren, gibt es nur: probieren! 
Reichmuth: Kein glückloser Unternehmer endet in der Schweiz auf der Strasse. Die Opportunitätskosten des Nicht-Gründens steigen aber jährlich. Wer Unternehmer werden will, muss nicht erst in einer Bank Erfahrung sammeln. Drum: Machen, jetzt!

Wie bekommt man eine Nase fürs richtige Thema zur richtigen Zeit?
Reichmuth: Das ist instinktbasiert. Den Klimawandel habe ich live auf einer Weltreise erlebt. Für die Finanzierung der Energiewende musste ich etwas tun, so gründete ich Susi Partners. Plötzlich begegnet einem ein Thema häufiger, das Potenzial ist also da – dann heisst es: handeln. Mein aktuelles Thema mit Maximon ist Longevity, Langlebigkeit: Wie bleiben wir lange gesund? Die Wissenschaft macht gewaltige Fortschritte – der Zeitpunkt für Investitionen ist da.

Offenbar sind Sie biologisch nur noch 38, obwohl chronologisch 44. Wie geht das?
Reichmuth: Man muss seine Genetik kennen. Bluttests zeigen: Wie geht es mir? Die DNA verrät zudem: Warum geht es mir so? Das macht Biolytica von Maximon. Wir führen Daten zusammen: vom Bluttest über die DNA bis zur Apple Watch. Mithilfe künstlicher Intelligenz zeigen wir, wie man sich typenspezifisch gesundheitlich verbessert. Ich ernähre mich sehr personalisiert. So nahm ich ab, verbesserte mein Wohlbefinden, Heuschnupfen und Entzündungswerte reduzierten sich.

 

Und wem Disziplin fehlt, der schluckt Pillen? Aus Maximon entstand auch die Supplement-Herstellerin Avea.
Reichmuth: Schlechte Ernährung kann man nicht mit Supplementen kompensieren, aber sie können enorm viel bewirken. Ich begann vor über einem Jahr mit NMN und einem «Booster» von Avea. Eine biologische Verjüngung zeigen nicht nur meine Werte. Ich spüre mehr Energie. Trinke ich an einer Party über den Durst, reicht morgens eine kalte Dusche und ich bin wieder da – wie zu Studentenzeiten.

Maximon ist nicht einfach eine Firma, sondern ein «Company Builder». Was machen Sie?
Reichmuth: Longevity ist ein Forschungsbereich. Forscher wissen oft nicht, wie man Firmen baut. Wir sind nicht nur Investoren, wir sind Mitgründer und Guides. Wir helfen mit personellen Ressourcen und stellen Unternehmern für sechs bis zwölf Monate «Maximon Venture Builder» zur Seite, damit Zeit bleibt, gute Co-Founder zu finden. Wir kümmern uns ums Backoffice: Finanzen, Personalwesen, Informatik, Recht, Büroinfrastruktur. Zudem finanzieren wir mit bis zu zehn Millionen Franken.

Alan Frei, warum haben Sie Ende 2022 Amorana verkauft? 
Bei Multi-Brand-Stores zählen Skaleneffekte. Es brauchte einen Schritt. Die Lovehoney Group interessierte sich für uns. Sie bietet dasselbe wie wir in Grossbritannien, produziert aber rund 70 Prozent selbst. Dank eigenen Sexspielzeugen können wir uns bei Online-Händlern wie Galaxus anbinden. Viele beziehen einen Grossteil von Amorana. Seit Ende 2022 bin ich nicht mehr Dildoverkäufer ...

... sondern Profi-Curler. Erzählen Sie von Ihrer neusten Mission!
Nach Amorana war ich zu schwer. Ich brauchte für mich eine Geschichte, um abzunehmen. Darum will ich an die Olympiade – egal wie. Wir versuchen es nun als Curler für die Philippinen. So rechnen wir uns Chancen aus.

Text: Pascal Tschamper

Bild: Urs Bucher

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