Fokus Wirtschaftsraum Appenzellerland

Wo sich Moderne und Tradition ergänzen

Wo sich Moderne und Tradition ergänzen
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Fefi Sutter ist Partner und Bereichsleiter Immobilien, Marcel Eugster Partner und Bereichsleiter Treuhand bei der Altrimo AG aus Appenzell. Sutter ist zudem Präsident des Hauseigentümerverbandes Appenzell Innerrhoden. Die beiden wissen, was den Wirtschafts- und Lebensraum Appenzellerland attraktiv macht – und wo noch Luft nach oben ist.

Fefi Sutter, Marcel Eugster: Bis zum nächsten Autobahnanschluss sind‘s fast 20 Kilometer. Warum hat die Altrimo AG ihren Hauptsitz in Appenzell?
Sutter: Wir empfinden es keinesfalls als Nachteil, hier angesiedelt zu sein – weder für uns noch für unsere Kunden, die sich im Appenzellerland niederlassen wollen oder niedergelassen haben. Die Verkehrsanbindung ist für die Ansiedlung von Firmen, aber auch für den Entscheid einer Wohnsitznahme sicherlich ein wichtiges Kriterium, jedoch selten das matchentscheidende.

Jetzt haftet Appenzell Innerrhoden, speziell Appenzell, der Ruf eines «Steuerparadieses» an. Ist da was dran?
Eugster: Die Steuerbelastung im Innerrhodischen ist sowohl für Private als auch Unternehmen attraktiv und letztendlich – wie in jedem anderen Kanton – ein Instrument der Standortförderung. Im schweizweiten Vergleich sind die Steuersätze moderat, insbesondere für Privatpersonen. Positiv erwähnenswert sind die Steuersätze für die Besteuerung von ausbezahlten Vorsorgegeldern (BVG oder Säule 3a). Interessant im Bereich der Unternehmensbesteuerung ist, dass – wenn erwirtschaftete Gewinn im Folgejahr als Dividende ausbezahlt werden – eine Reduktion des Steuersatzes auf kantonaler Ebene gewährt wird. Schliesslich sind aber für Private wie für Unternehmen nicht nur die Steuern, sondern auch attraktive Rahmenbedingungen für das Leben und Wirtschaften mit entscheidend. Und auch da hat das Appenzellerland viel zu bieten. Wir kennen die unterschiedlichen Vorzüge der einzelnen Regionen im Appenzellerland sehr gut und können daher bei der Wahl eines Firmenstandortes optimal beraten.

Also muss ein erfolgreiches Unternehmen nicht mehr zwingend in einer Wirtschaftsmetropole angesiedelt sein?
Sutter: Nein. KMU überlegen – auch wegen Corona – vermehrt, den grossen Städten mit überhöhten Mietpreisen und fehlenden Parkplätzen den Rücken zu kehren. In den letzten Monaten hat in vielen Köpfen ein Umdenken zu verschiedenen Themen stattgefunden. Eins davon war Homeoffice: Was früher als undenkbar galt, ist heute nicht mehr wegzudenken. Das bringt eine gewisse Standortunabhängigkeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, was Gebiete wie das Appenzellerland noch attraktiver macht.

 

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Und welche Vorteile bietet gerade Ihrem Unternehmen der Wirtschaftsstandort Appenzellerland?
Eugster: Durch die vielfältige Mischung aus Gewerbe und Industrie, gepaart mit jungen, zukunftsträchtigen Unternehmen, die hier im Appenzellerland anzutreffen sind, haben wir einen sehr interessanten, abwechslungsreichen Kundenstamm. Unsere Kunden sind meist langjährig mit uns verbunden, was für eine hohe Kundentreue spricht. In grossen Städten ist diese Treue deutlich weniger ausgeprägt. Des Weiteren haben wir eine gewisse Nähe zu den Behörden: Wir wissen, wen wir für was angehen müssen und haben dafür relativ kurze Wege. Und last, but not least sind unsere Standorte attraktiv und gut gelegen – und wir verfügen über sehr gut ausgebildete Mitarbeiter. Ausserdem sind wir stolz auf unsere Appenzeller Wurzeln. Das spüren unsere Kunden!

Das Appenzellerland bietet aber auch eine grosse Vielfalt an möglichen Wohnformen.
Sutter: Absolut! Urbane Quartiere wechseln sich mit ländlich geprägten Dörfern ab, auch die schweizweit einmalige Streusiedlung hat ihren Reiz. Die Infrastruktur an Schulen und Freizeitaktivitäten ist überdurchschnittlich hoch; das Vereinsleben wird überall stark gepflegt. Die intakte Natur direkt vor der Haustüre ist gerade in der heutigen Zeit ein riesiger Pluspunkt. Wir kennen auch unsere Wohnregionen sehr gut. Dieses Fachwissen ist bei Privaten, Gewerblern und Investoren gefragt.

Bei allen Vorzügen: In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf, um die Attraktivität des Standortes Appenzellerland zu erhöhen?
Sutter: In der Infrastruktur, vor allem bei der Erschliessung mit Glasfaser. Die Homeofficepflicht hat die Lücken deutlich aufgezeigt – jetzt gilt es, diese raschmöglichst zu schlies- sen. Daneben ist es zentral, den Unternehmen ländliche und räumliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Damit werden Abwanderungen verhindert, Zuzüge und Gründungen interessanter gemacht. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Arbeitsplätze aus. Im Rahmen der Zonenplanrevision wird diesem Aspekt nun Rechnung getragen.

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«Es ist zentral, den Unternehmen ländliche und räumliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen.»

Sie sind auch als Fiskalvertreter für ausländische Unternehmen tätig. Wie gefragt ist dieser Bereich?
Eugster: Aufgrund dessen, dass seit 2018 die weltweiten Umsätze für die Bemessung der Mehrwertsteuerpflicht in der Schweiz massgebend sind, hat die Nachfrage in diesem Bereich zugenommen. Der fortwährende internationale Regulierungsdrang im Bereich Mehrwertsteuer führt generell zu einem höheren Beratungsaufwand für unsere Spezialisten und fördert die Zusammenarbeit mit unseren ausländischen Partnern. Altrimo begleitet Unternehmen ja von Anfang an. Eine Fiskalvertretung ist deshalb vielfach der Ausgangspunkt für eine langjährige Beziehung, die nicht selten in einer effektiven Firmenansiedelung in der Schweiz mündet. Jetzt steht gerade das Appenzellerland im Spannungsfeld der allgegenwärtigen Digitalisierung und der Globalisierung auf der einen und den traditionellen Branchen wie Landwirtschaft und Handwerk auf der anderen Seite. Wohin wird es sich schlussendlich entwickeln?
Sutter: Wir sind keine Propheten. Aber das Appenzellerland hat es dank der flexiblen, krisenerprobten Bevölkerung immer wieder geschafft, Nischen im Markt zu finden und diese zu nutzen. Tradition, visionäre Ideen oder neuartige Geschäftsmodelle müssen sich nicht ausschliessen. Appenzeller sind stark darin, Traditionen zu wahren, trotzdem immer wieder Neues zu wagen und es danach professionell umzusetzen. Es ist schön zu sehen, dass es im Appenzellerland Platz für Moderne und Tradition hat und beides sehr erfolgreich sein kann.

Ist es das, was Kunden ausserhalb des Appenzellerlandes dazu bewegt, sich Ihnen anzuvertrauen?
Eugster: Sicher auch. Wir sind seit über 20 Jahren im Geschäft. Dank nachhaltiger Arbeit konnten wir uns weit über das Appenzellerland hinaus einen Namen machen und sind als zuverlässiger, authentischer, gradliniger Partner bekannt, der ohne Umschweife zum Punkt kommt. Daneben ermöglichen unsere Standorte in Appenzell, Herisau, St.Gallen und Bottighofen, die ganze Ostschweiz gut abzudecken und unseren Kunden kurze Wege zu bieten. Und: Wir können sie in allen entscheidenden Fragen und Lebensphasen beraten und unterstützen – Recht, Treuhand, Steuern, Wirtschaftsprüfung, IT, Vorsorge und Immobilien. Sie erhalten so alles aus einer Hand.

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