In Widnau soll neue «Tante Ju» gebaut werden

Die Junkers Flugzeugwerke AG aus Widnau sorgte auf der Aviatik-Messe Aero 2022 in Friedrichshafen für Aufsehen, wie die NZZ bericht: Das Team um Unternehmer Dieter Morszeck will die Ju-52 NG als moderne Version des legendären Oldtimers bauen und in die Luft bringen. Alle Systeme seien nach modernstem Standard geplant, während die Konstruktion weitgehend dem originalen Vorbild entsprechen soll, heisst es.
Hersteller der Ju-52 New Generation ist die schweizerische Junkers Flugzeugwerke AG aus Widnau. Deren Chef ist der deutsche Unternehmer und Luftfahrt-Enthusiast Dieter Morszeck. Er war bis 2017 CEO und Eigentümer der Rimowa-Kofferwerke in Köln. («Rimowa» - Richard Morszeck Warenzeichen).
Morszeck soll viel Geld in die Firma investiert haben: Der passionierte Pilot ist auch CEO und Verwaltungsratspräsident der Junkers Flugzeugwerke AG. Sein Vater Richard machte die Koffer aus Köln weltberühmt, weil er dafür dasselbe Duraluminium verwendete, wie es Hugo Junkers für seine Flugzeuge tat.
Bereits 2026 könnte die moderne Version der Ju-52 zu Rundflügen mit Passagieren starten. Das Konzept sehe vor, dass die Ju-52 NG für die Piloten sehr unkompliziert und einfach zu fliegen sei. Auf der Aero 2022 ist ein Modell des geplanten Flugzeugs zu sehen.
Die Junkers Ju-52 entstand ab 1932 als Fracht- oder Passagierflugzeug. Sie war durch ihre universelle Einsetzbarkeit, Robustheit und kurze Start- oder Landestrecken auf unbefestigten Pisten legendär. Gefertigt wurde sie in der klassischen Wellblechbauweise bis 1945 bei Junkers im ostdeutschen Dessau nahe Berlin, zudem auch in Lizenz bei Amiot in Frankreich und sogar noch bis 1952 bei Casa in Spanien.
Insgesamt entstanden fast 5000 Exemplare, von denen derzeit aber lediglich noch zwei weltweit flugfähig sind. In der Schweiz flogen drei Ju-52, die bereits 1939 ausgeliefert wurden, mehr als vier Jahrzehnte bei der Luftwaffe. Alle drei Ju-52 der Fliegertruppe wurden 1981 ausgemustert und gingen dann entmilitarisiert an die 1982 entstandene Ju-Air in Dübendorf für deren Rundflugbetrieb. Sie erhielten dort ihre neuen Kennzeichen HB-HOT, HB-HOS und HB-HOP.
Weil in Deutschland das Aus für den Flugbetrieb der Ju-52 D-Aqui der Lufthansa-Berlin-Stiftung vor mehr als zwei Jahren kam, ist in Europa keine «Tante Ju» mehr für den Passagierflugbetrieb vorhanden. Denn auch die Dübendorfer Ju-Air verfügt nach dem tragischen Absturz einer ihrer Ju-52 in den Schweizer Alpen vor vier Jahren über keine Maschine dieses Typs mehr.