St.Gallen

HSG-Report zeigt Wertschöpfung von Firmen für Nachhaltigkeit

HSG-Report zeigt Wertschöpfung von Firmen für Nachhaltigkeit
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Der «Value Creation Ratings Pilot Report 2024 (VCr2024): The Sustainable Value Creation of Firms» (Die nachhaltige Wertschöpfung von Unternehmen) der Universität St.Gallen (HSG) bietet erstmals eine fundierte und transparente Methode, um die nachhaltige Wertschöpfung von Unternehmen messbar zu machen. Das Pilotprojekt bewertet fünf Industriesektoren mit insgesamt 122 börsennotierten Unternehmen aus den führenden Volkswirtschaften der Welt.

Text: pd/jos

Der Value Creation Report 2024 (VCr2024) bewertet die Geschäftsmodelle von 122 Firmen auf der Grundlage finanzieller und nachhaltiger Kriterien hinsichtlich ihrer Werttransfers. Es wird ermittelt, ob Unternehmen einen Wert für die Gesellschaft schaffen oder vernichten.

Dabei werden 54 Metriken in zwölf Bereichen (etwa zu kreativer Zerstörung, Marktmacht und unverdientem Einkommen) verwendet. Der Bericht hebt jene Unternehmen und Sektoren hervor, die durch authentische und nachhaltige Strategien langfristig finanziellen Wert schaffen. Er zeigt aber auch, wo lediglich auf den Trend des Greenwashings gesetzt wird.

Ergebnisse des VCr2024

Aus dem ersten Value Creation Ratings Report sind folgende Einsichten hervorzuheben:

  • Automobilsektor als Spitzenreiter:
    Der Automobilsektor führt im VCr-Ranking dank Innovationskraft im Bereich Elektromobilität und CO₂-Reduktion. Mit inklusiven Arbeitsplatzpraktiken und proaktiven Massnahmen setzt die Branche Massstäbe für nachhaltige Wertschöpfung.
  • Technologiesektor mit Nachholbedarf:
    Trotz technischer Innovationen fällt der Technologiesektor im VCr zurück, da die eigene Marktmacht ausgenutzt wird. Die Branche muss zudem umweltschonendere Prozesse und soziale Verantwortung stärker priorisieren.
  • Druck auf Öl- und Gassektor:
    Der Öl- und Gassektor sieht sich wachsendem Druck zu mehr Nachhaltigkeit ausgesetzt. Einige Unternehmen zeigen Engagement durch Investitionen in Umweltschutz und lokale Gemeinschaften, was die soziale Akzeptanz und Verantwortung stärkt.
  • Hohe VCr-Werte in Japan und Deutschland:
    Länder wie Japan und Deutschland erzielen durch nachhaltige Wertschöpfung ihrer Unternehmen hohe VCr-Werte. Ihre Investitionen in Forschung und soziale Verantwortung fördern langfristig sowohl nationale als auch wirtschaftliche Stabilität und Wachstum.
  • Transparenz gegen Greenwashing:
    Der VCr schafft Klarheit durch messbare Nachhaltigkeitskriterien, die Greenwashing verhindern. Im Gegensatz zu herkömmlichen ESG-Ratings ermöglicht der VCr verlässliche Einblicke und vermag, das Vertrauen von Öffentlichkeit und Investoren zu stärken.

«Die VCr-Ergebnisse zeigen deutlich, wie unterschiedlich die Branchen beim Thema Nachhaltigkeit aufgestellt sind», hebt Prof. Dr. Martin Nerlinger hervor. «Der Automobilsektor setzt Massstäbe durch CO₂-Reduktion und Elektromobilität, während der Technologiesektor noch Herausforderungen in sozialen und marktwirtschaftlichen Themen hat. Auch der Öl- und Gassektor steht zunehmend unter Druck, sich durch nachhaltige Investitionen und soziale Verantwortung stärker in Richtung Wertschöpfung zu bewegen, sticht aber durch soziales Engagement hervor.»

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Neudefinition von Nachhaltigkeit

Der VCr2024 ermittelt das Verhältnis von nachhaltiger Wertschöpfung und Risikobereitschaft der Firmen zu ihrem Umsatz. Es handelt sich um das Schwesterprojekt des ebenfalls an der Universität St.Gallen erstellten und bereits etablierten «Elite Quality Index» (EQx2024), der die nachhaltige Wertschöpfung von Ländern misst. Gemeinsam definieren die beiden Projekte Nachhaltigkeit neu, indem sie analysieren, wie Wert geschaffen oder transferiert wird, um Wirtschaftswachstum und soziale Entwicklung zu fördern.

Werttransfer beschreibt den Wert, den ein Unternehmen auf verschiedene Weise teilt oder für sich beansprucht. Ein negativer Werttransfer (transfer-IN) bedeutet, dass ein Unternehmen Wert von aussen aufnimmt, ohne ihn selbst zu schaffen, wie etwa durch Verursachung von Umweltschäden durch Lärm oder Luftverschmutzung. Ein positiver Werttransfer (transfer-OUT) zeigt den Wert, den das Unternehmen schafft und der Gesellschaft zugutekommt, etwa durch Schaffung von Arbeitsplätzen oder der Erfindung neuer Technologien. Werttransfers sind entscheidend für die Untersuchung, da sie zeigen, wie nachhaltig ein Unternehmen wirtschaftet – ob es mehr Wert schafft, als es vernichtet, und so langfristig zur Gesellschaft beiträgt.

Prof. Dr. Tomas Casas i Klett betont: «Der VCr betrachtet die Balance zwischen Wertschöpfung und Wertübertragungen, indem er analysiert, wie Unternehmen ihren Umsatz generieren. Negative Werttransfers sind Werte, die sich ein Unternehmen aneignet, ohne sie zu schaffen – wie unberücksichtigte Umweltbelastungen. Positive Werttransfers sind dagegen Werte, die das Unternehmen schafft, aber nicht für sich selbst behält – wie Innovationen, die der gesamten Branche zugutekommen. Diese Analysen im VCr2024 basieren auf 54 spezifischen Metriken, die den Beitrag eines Geschäftsmodells zur nachhaltigen Wertschöpfung messbar machen.»

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