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Mehr Frauen für die IT

Mehr Frauen für die IT
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Der Ostschweizer Netzwerkanlass «femalITy» will gezielt Vorbilder für Frauen in IT-Berufen schaffen. Denn überholte Berufsbilder, Vorurteile und veraltete Geschlechtervorstellungen verhindern, dass sich angehende Studentinnen für Informatik oder Wirtschaftsinformatik begeistern.

Vorbilder braucht die Welt. Ein Vorbild, das als «richtungsweisendes und idealisiertes Muster oder Beispiel angesehen wird», wie es in der Definition heisst. Ein solches Vorbild ist Dr. Bonnie Barstow, die Chefmechanikerin des Wunderautos K.I.T.T. aus der Actionserie «Knight Rider» der frühen 1980er-Jahre. «Ich hatte keine guten Noten in Mathematik, aber Bonnie Barstow war mein Vorbild in der Kindheit», sagte Banken-IT-Spezialistin und Expertin für Design Thinking, Sabeth Marini, am letztjährigen Ostschweizer Netzwerkanlass «femalITy» an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Heisst: Es war eine Elektronik- und Computer-Expertin aus dem Fernsehen, die am Anfang einer erfolgreichen Karriere stand.

«Wen wir uns alle dafür einsetzen, dass für Mädchen und Frauen die spannenden Berufsfelder in der IT sichtbar werden und sie auf vielfältige Weise immer wieder mit IT in Berührung kommen, werden wir es schaffen, mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern», nahm Pascale Baer-Baldauf, Leiterin des Instituts für Informations- und Prozessmanagement und Professorin für Wirtschaftsinformatik an der OST, den Ball auf. Und Bettina Hein, die erfolgreiche Schweizer IT-Unternehmerin und «Höhle der Löwen»-Jurorin, ergänzte: «Ich war die Zweitbeste in meinem Abitur-Jahrgang und habe mich trotzdem nicht getraut, etwas Technisches zu studieren. Hätte ich ein Vorbild gehabt, ich hätte bei der Studienwahl anders entschieden.»

 

Frauenanteil bleibt auf tiefem Niveau

Auch der diesjährige Netzwerkanlass «femalITy» will Vorbilder für künftige Frauenkarrieren in der IT schaffen. Denn es gibt noch viel zu tun. Auf dem Fachkräftemangel-Index der Schweiz belegen IT-Berufe den zweiten Platz, direkt nach den Gesundheitsberufen. «Der Frauenanteil in der IT verharrt in der Schweiz auf tiefem Niveau», so Baer-Baldauf. Im Jahr 2022 lag der Frauenanteil in den IT-Berufen bei nur 15,9 Prozent, damit liegt die Schweiz im europäischen Vergleich im hinteren Bereich. «Dabei stecken wir mitten in der Digitalisierung – die zukünftigen Entwicklungen sind heraufordernd und vielschichtiger Natur», so die OST-Professorin. Der Netzwerkanlass «femalITy» soll deshalb mit konkreten Beispielen aufzeigen, dass Frauen erfolgreich in der Informatik- und Wirtschaftsinformatik sind und in den vielfältigen und äusserst spannenden Berufsfeldern ein hohes Mass an Erfüllung finden können (s. Kasten).

 

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Mit Vorurteilen aufräumen

Auch an der OST – Ostschweizer Fachhochschule würde man sich mehr Frauen in den MINT-Berufen wünschen – also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. «An der OST sind aktuell 9 Prozent Frauen in Informatik und 19 Prozent in Wirtschaftsinformatik eingeschrieben», sagt Mirko Stocker, Professor für Software-Engineering und Studiengangleiter Informatik an der OST. Stocker führt dies auf hartnäckige Klischees zurück – eines davon heisst: Informatikerinnen sitzen den ganzen Tag vor dem Computer und haben kaum Kontakt zu anderen Menschen.

Dabei sei das Umgekehrte der Fall, ergänzt Pascale Baer-Baldauf: «Wirtschaftsinformatikerinnen und Informatikerinnen arbeiten in interdisziplinären Teams und sind kommunikativ stark. Logisches und vernetztes Denken ist dabei sehr wichtig. Aber wir sitzen nicht stundenlang allein vor dem Computer und tippen Codes in die Tastatur.» Und vor allem, fügt Mirko Stocker an, «Programmieren ist erlernbar wie jedes andere Fachgebiet auch.»

Womit sich der Kreis zum sprechenden und mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Sportwagen K.I.T.T. schliesst (das Akronym steht gemäss den TV-Produzenten für «Knight Industries Two Thousand», beinhaltet aber auch das englische Wort «kit» für «Bausatz» als auch «kid» für «Kind, Jugendlicher»). Nicht jede Informatikerin muss ein Mathe-Crack sein, um später eine erfolgreiche Karriere als Banken-IT-Spezialistin machen zu können. Aber es braucht Vorbilder – wie eben Dr. Bonnie Barstow.

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