KMU der MEM-Branche vor Belastungsprobe
Bedingt durch Aufholeffekte nach der Pandemie ist die Schweizer Wirtschaft im ersten Halbjahr 2022 kräftig gewachsen. Auch der Arbeitsmarkt hat Schwung aufgenommen. Einer der Wachstumstreiber war die MEM-Branche, die ihre Exporte im zweiten Quartal deutlich ausbauen und auch Preis¬steigerungen durchsetzen konnte, um höhere Einkaufspreise abzufedern.
Der vor einem Jahr eingeleitete Aufschwung bei den KMU der MEM-Branche schwächt sich allerdings bereits wieder ab. Das Wachstumstempo bei den Auftragseingängen und Umsätzen hat seit Anfang 2022 weiter nachgelassen. Das zeigt die jüngste Quartalsbefragung von Swissmechanic.
Neue, massive Belastungen für KMU
«Die Kapazitätsauslastung der Betriebe ist gegenwärtig zwar unverändert gut und die Auftragsbücher sind voll», hält Swissmechanic-Direktor Jürg Marti fest. Doch gleichzeitig mehrten sich die Anzeichen, die dem Optimismus der Branche und der hart erkämpften Rückkehr zurück zum Wachstumspfad einen deutlichen Dämpfer aufsetzen dürften.
Einerseits sieht sich die MEM-Branche mit einer schwächeren globalen Nachfrage konfrontiert. Andererseits kommen gemäss Quartalsbefragung steigende Energie- und Rohstoffkosten, die Inflationsgefahr und die Frankenstärke als zusätzliche Belastungsfaktoren hinzu.
Noch nicht aufgelöst haben sich die Lieferketten-Probleme: Sie stehen gemäss der Juli-Befragung immer noch an erster Stelle und zählen für 64 Prozent der Unternehmen zu den grössten Heraus¬forderungen. Im April galt das für 71 Prozent der Betriebe. Markant an Bedeutung gewonnen hat der Arbeitskräftemangel, der nun für 57 Prozent der Unternehmen ein grosses Thema ist. Im April waren es noch 48 Prozent gewesen.
Rezessionsrisiko ist real
Die sich verschärfende Lage schlägt auch auf den Swissmechanic-Geschäftsklima-Index durch. Dieser befindet sich zwar weiterhin im positiven Bereich, hat jedoch das zweite Mal in Folge verloren. Im Juli erachteten 67 Prozent der KMU das Geschäftsklima als eher oder sehr günstig. Im April und im Januar lagen diese Werte noch bei 70 respektive 79 Prozent.
«Die positive Entwicklung in der ersten Jahreshälfte darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die gegenwärtigen Krisen in der Schweizer MEM-Branche Spuren hinterlassen», betont der Swiss¬mechanic-Direktor. Die KMU seien bereits derart unter Druck, dass es keinen Spielraum für weitere Belastungen mehr gebe, sagt Marti.
Das Hauptrisiko ist die drohende Energieverknappung in Europa. Die BAK Economics AG als Mitverfasserin des Wirtschaftsbarometers rechnet deshalb für 2023 mit einem vorübergehenden Konjunkturbremser. Das Risiko sei zudem real, dass es nicht bei einem Bremser bleibe, sondern dass daraus eine Rezession werde. Dies, wenn die Energieverknappung im Winterhalbjahr zu Energie¬ausfällen und einer entsprechenden Drosselung der Produktion führt, ob in der Schweiz oder bei den MEM-Abnehmern im europäischen Ausland.